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11. Svenja

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Als Svenja erwachte, dauerte es eine ganze Weile, bis sie wirklich zu sich kam und begriff, wo sie sich befand.

Ihr war nicht mehr so heiß. Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte – war sie nur ein paar Minuten weggetreten oder war sie einen ganzen Tag außer Gefecht gewesen? Durch das grobe Leinen sah sie, dass es noch hell war, also war es immer noch – oder wieder – Tag.

Sie legte den Kopf in den Nacken und blickte nach unten. Aber unter dem sackartigen Gebilde, das ihren Kopf bedeckte, konnte sie nur wenig von ihrer Umgebung erkennen. Sie schnaufte schwer. Sie fühlte sie sich benommen, alles schien sich zu drehen.

Ein stechender Schmerz zuckte vom Kopf in den Nacken. Kurz wurde ihr schwarz vor den Augen. Sie nahm den Kopf zurück, wollte laut fluchen, aber sie verschluckte sich nur am faulig schmeckenden Halstuch. Ein trockener Husten entrang sich ihrer Kehle.

Nach einer Weile versuchte sie es noch einmal. Sie holte tief Luft und streckte den Kopf langsam nach hinten.

Der pochende Kopfschmerz nahm zu. Kleine blaue Flecken erschienen auf ihrer Netzhaut, pulsierten im Takt ihres Schmerzes, der, wie sie bemerkte, ihr Puls war.

Da stand etwas. Am Rand ihres Gesichtsfelds, auf der Mauer, die den Rand ihres Gefängnisses bildete, stand ein roter Becher – und wenn sie nicht alles täuschte, glitzerte Wasser darin. Etwas lag daneben, etwas flaches, Braunes, doch es interessierte sie nicht neben dem herrlichen Nass.

Sie stöhnte leicht, die Aussicht, dass Flüssigkeit ihren Mund benetzen, frisches Wasser ihren Rachen hinabgleiten würde, war zu verlockend.

Svenja beugte ihren Kopf wieder nach vorn. Sie hatte einen dicken, blau-weiß gestreiften Strohhalm in dem Becher gesehen.

Sie schüttelte den Kopf leicht hin und her, in der Hoffnung, einen besseren Blick durch die Sackmaschen zu erhelten. Unglücklicherweise waren die Maschen an manchen Stellen mit etwas überklebt, sodass man dort gar nichts sehen konnte. Sie drehte sich in der engen Box, bis ihr Gesicht neben dem Becher war. Ruckartig setzte sie sich auf, hockte sich auf die Knie. Die Wände ihres Gefängnisses schwankten und sie lauschte mit klopfendem Herzen, ob der Becher nicht zu Boden fiel. Aber das würde sie kaum hören, oder?

Der Becher war nicht herabgefallen. Unendlich langsam gelang es ihr, den Sack über ihrem Kopf über den Strohhalm zu stülpen und in den Mund zu bugsieren. Sie war in der Hocke und musste sie sich auf ihre Zehenspitzen stellen.

Vorsichtig saugte sie am Strohhalm. Ein Schluck rann ihre trockene Kehle herab. Das Wasser war nicht kalt, aber ungeheuer erfrischend. Noch ein Schluck. Sie schloss die Augen, gab sich ganz dem Gefühl hin, dass flüssige Energie sie durchströmte. Noch ein Schluck, dann geschah es: Ein Krampf im Fuß, sie rutschte ab und der Becher fiel hin. Sie bückte sich, aber es war zu spät, der Becher lag auf zu ihren Knien, sein Inhalt verschüttet. Sie fühlte die Nässe – für einen Moment schoss ihr durch den Kopf, dass sie das Wasser irgendwie über die Haut aufnehmen müsste, aber das war natürlich nicht möglich. Was für ein dummer Gedanke. Sie hatte es verbockt.

Erschöpft sank sie in sich zusammen, der Fuß schmerzte noch immer vom Krampf, aber sie spürte es nicht, vor lauter Wut, dass sie das Wasser verschüttet hatte.

Sommerende

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