Читать книгу Mord in der Mangle Street - M.R.C. Kasasian - Страница 4
Einleitung
ОглавлениеVor sechzig Jahren begegnete ich Sidney Grice zum ersten Mal. Er war noch recht jung – wobei er einen anderen Eindruck erweckte – und in England schon sehr bekannt. Den internationalen Ruhm jedoch, den ihm eine Reihe gänzlich missratener Hollywoodfilme einbringen sollte, musste er sich erst noch erwerben.
Er war ein eitler Mensch, der das Rampenlicht genoss, aber selbst er sträubte sich gegen einige besonders abstruse Geschichten, die über ihn verbreitet wurden. So erklomm er beispielsweise nie die Niagarafälle auf der Jagd nach einem Werwolf. Er war weder dermaßen extravagant noch so athletisch. Ebenso wenig war er aber auch das sadistische Ungeheuer, als das ihn Biografen unlängst dargestellt haben. Nur seine schlechte gesundheitliche Verfassung hielt ihn von einer Klage gegen E.L. Jeeveson ab, dessen verleumderisches und lückenhaft recherchiertes Buch Sidney Grice den Mord am eigenen Vater unterstellte.
Aus Furcht, den Unschuldigen zu schaden und die Schuldigen zu legalen (oder illegalen) Maßnahmen zu animieren, hielt ich mich in meinen frühen Darstellungen der Grice’schen Ermittlungen im Monthly Journal zurück. Jetzt aber, da nahezu alle Beteiligten verstorben sind und sich mein eigenes Leben seinem natürlichen Abschluss zuneigt, ist es an der Zeit, die Dinge richtigzustellen.
Das London meiner Jugend erhob sich glanzvoll aus seinem Pestgestank menschlicher Fäulnis. Das heutige London wird gerade zerstört, in Trümmer gelegt von einem Feind, dessen Wüten seinesgleichen sucht, seit die Barbarenhorden das Römische Reich auslöschten.
Ob auch das Empire zerstört werden wird, wie so viele vorhersagen, bleibt abzuwarten. Sicher weiß ich aber, dass Sidney Grice niemals aus London geflohen wäre – all seinen Fehlern zum Trotz war er nie ein Feigling –, und auch ich werde bleiben, obwohl die Lichter verlöschen und der Boden erzittert, während ich diese Zeilen schreibe, im kalten Keller von Gower Street Nummer 125.
M. M., 3. Oktober 1941