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Kapitel 2 Was die Welt erwärmt

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Am Heiligen Abend des Jahres 2019 kam es in der Antarktis zu einem neuen Rekord – aber keinem guten. An diesem Tag schmolz die Eisdecke des Kontinents innerhalb von vierundzwanzig Stunden so weit wie noch nie zuvor. Auf 15 Prozent seiner Oberfläche wurde Eis zu Wasser. Aber es war nicht nur an diesem einen Tag zu warm.

Im Dezember ist in der Antarktis Sommer, denn die Jahreszeiten auf der südlichen Erdhalbkugel sind denen auf der nördlichen Halbkugel entgegengesetzt. Doch selbst im Sommer war dort noch nie so viel Eis in so kurzer Zeit getaut. Zu Weihnachten übertraf das Volumen der Schmelze den normalen Monatsdurchschnitt um 230 Prozent. Wie war es dazu gekommen? Ein Wissenschaftler sagte, auf dem Kontinent hätten schon während der gesamten Jahreszeit »deutlich wärmere Temperaturen als im Durchschnitt« geherrscht.


© NASA

Die beiden Fotos wurden im Februar 2020 im Abstand von nur neun Tagen aufgenommen. Sie zeigen das Ausmaß der Eisschmelze an der Spitze der antarktischen Halbinsel, nachdem die Temperaturen Rekordwerte erreicht hatten.

Zur selben Zeit stand Moskau im hohen Norden, wo im Dezember Winter ist, vor einem ganz ähnlichen Problem: Es gab keinen Schnee!

Moskau ist bekannt für seine strengen Winter. Normalerweise ist es dort im Dezember bitterkalt, und für gewöhnlich fällt noch vor dem Jahreswechsel viel Schnee. Doch im Dezember 2019 war es auch dort wärmer als sonst. In den Gärten und Parks grünte und spross es. Die Kinder spielten auf den Eislaufbahnen Fußball, da es kein Eis zum Eishockeyspielen gab. Für ein Snowboard-Event am Neujahrstag musste die Stadtverwaltung tonnenweise künstlichen Schnee herankarren lassen.

Während man in Moskau Kunstschnee aufhäufte, ereignete sich auf der gegenüberliegenden Erdhälfte eine Tragödie. In den letzten Tagen des Jahres 2019 flüchteten in Südostaustralien Tausende von Menschen an die Küsten, um den Flammen zu entkommen, die ihre Häuser und ganze Gemeinden verschlangen.

Obwohl auf der Südhalbkugel der Erde der Sommer gerade erst begonnen hatte, litt Australien bereits unter einer schlimmen Hitzewelle. Nach drei Jahren, in denen es deutlich weniger geregnet hatte als sonst, waren große Teile des Landes komplett ausgedörrt. Die Bäume und Pflanzen waren knochentrocken, Zunder für eine mögliche Katastrophe. Und die ließ nicht lange auf sich warten. Einzelne Funken – vielleicht entstanden durch Blitzschlag oder Lagerfeuer oder durch eine fortgeworfene Zigarette – entwickelten sich rasch zu ausgewachsenen Bränden, die wie eine riesige Feuerwalze durch die ausgetrockneten Gebiete rasten. Und wie so oft verschlangen sie auch Häuser, Geschäfte und andere Gebäude.

Überraschend waren diese Großfeuer wohl nicht. Kaum ein Jahr zuvor hatte Australien die schlimmste Hitzewelle aller Zeiten erlebt. In einigen Gegenden hatte über vierzig Tage lang eine Temperatur von 40 Grad Celsius geherrscht. Auch damals hatten Brände verheerende Schäden angerichtet und große Gebiete der alten Wälder Tasmaniens zerstört. Dieser australische Bundesstaat erlebte in jenem Jahr den trockensten Januar seit Aufzeichnungsbeginn.

Ende 2019 waren in Australien mindestens neun Menschen bei den Bränden umgekommen. Über 900 Häuser waren zerstört und mehr als 4,45 Millionen Hektar Land verbrannt. Rauch und Asche hingen in der Luft, und selbst in der Mittagszeit war der Himmel dunkel. Eine halbe Milliarde Tiere fiel dem Feuer zum Opfer, darunter Tausende von Australiens berühmten Koalabären. Wahrscheinlich sind einige bedrohte Tierarten sogar gänzlich ausgelöscht worden. (Bei den Bränden im darauffolgenden Jahr wurde es sogar noch schlimmer: Ende März 2020 waren 34 Menschen umgekommen, über 3500 Häuser zerstört, mehr als 18,62 Milliarden Hektar verbrannt und 3 Milliarden Tiere verendet, verletzt oder aus ihrem Lebensraum vertrieben.)

Im Jahr 2019 kam es zu mehreren Naturkatastrophen auf der ganzen Welt, und sie alle stehen im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung.

In Asien zogen so viele Zyklone – heftige Tropenstürme – über die Länder im Indischen Ozean wie noch nie zuvor. In den Vereinigten Staaten litten weite Teile des Landesinneren unter Überschwemmungen, die die Ernten zerstörten und Menschen zum Verlassen ihrer Häuser zwangen.

In Europa und in Alaska verzeichnete man Rekordtemperaturen. Der Juli 2019 war weltweit der heißeste Monat, der seit Beginn regelmäßiger Temperaturaufzeichnungen gemessen wurde. Und im September war die Eisdecke, die sich seit (mindestens) Tausenden von Jahren über den Arktischen Ozean spannte, auf die zweitkleinste Fläche seit Beginn der Messungen zusammengeschmolzen.

Fast ein Jahr später litt Sibirien – schon immer eine der kältesten Regionen der Welt – unter ungewöhnlich hohen Temperaturen. Im Juni 2020 wurden in der Stadt Werchojansk 38 Grad Celsius gemessen, der höchste Wert, der in der Arktis je verzeichnet wurde. In einigen Teilen Sibiriens war es wärmer als in Florida. Und auch hier kam es zu Hunderten von Flächenbränden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der ganzen Welt schlugen Alarm.

Und was hatten alle diese Ereignisse gemeinsam? Die hohen Temperaturen!

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