Читать книгу §4253 - Nathalie D. Plume - Страница 4
Prolog
ОглавлениеEs ist kalt, der Wind regiert das kleine Küstendorf mit eiserner Hand und obwohl die Sonne sich langsam durch den dichten Nebel kämpft, scheint es, als würde sie den Kampf gegen Wind, Wasser und Smog nicht gewinnen können. Das kleine Mädchen, das im Schutz eines Felsvorsprungs im Sand sitzt, hat ihre kleinen Fäuste fest in den Taschen ihres braunen Mantels versenkt und kneift diese so fest zu, als könne sie den tosenden Wind damit ersticken. Die Knie, die sie nach oben an ihre Brust gezogen hat, so dass sie unter dem großen Mantel Schutz finden, schmerzen und obwohl ihr linker Fuß kribbelt und der rechte schon längst eingeschlafen ist, trotz der Nase, die nicht nur mehrfach die Farbe gewechselt hat und nicht mehr länger nur rot, sondern blau wie das Meer ist, trotz alldem starrt das kleine Mädchen an den Strand und auf die dicken Wellen, die sich eine nach der anderen ans Ufer drücken. Sie muss warten, denkt sie, nur noch ein bisschen, dann werden sie kommen, ganz sicher. Sie will dabei sein, wenn ihre kleinen Augen zum ersten Mal das Licht der Welt sehen und sie will dabei sein, wenn sie sich mit ihren winzigen Flossen den Weg durch den nassen, rauen Sand ins sichere Meer bahnen. So sitzt sie da, frierend unter einem Felsvorsprung, darauf wartend, dass sie kommen; und wenn sie den ganzen Tag so ausharren muss, sie würde dort sein und sie sehen, ganz bestimmt.
Was das kleine Mädchen nicht weiß, ist, dass sie an diesem Tag nicht kommen werden, sie werden nicht aus ihren Eiern schlüpfen und zu Hunderten den Weg in ihr Leben antreten, sie werden nicht an diesem Tag schlüpfen und sie werden es auch nicht am nächsten und übernächsten, nicht am Tag danach und dem danach. Doch das weiß das kleine Mädchen nicht, denn sie wird dasitzen und ihre kastanienbraunen Locken werden ihr noch viele weitere Tage um den Kopf wehen, bis sie eine unzähmbare Masse ergeben; sie wird noch an vielen weiteren Tagen ihre Füße nicht spüren und sie wird viele weitere Tage so lange durch ihre tränenden Augen auf den Strand und die Wellen starren, bis sie sich ganz sicher sein kann.
Sie wird warten.