Читать книгу Was das Herz begehrt - Nina Weber - Страница 10

Von echten und falschen Blaublütern

Оглавление

Unser Blutstropfen hat einen Großteil seines Sauerstoffs abgegeben, deshalb färbt er sich in den Kapillaren wieder dunkler. So richtig blau wird das Blut allerdings nicht: Weder Adlige noch sonst irgendwelche Menschen sind blaublütig.

Trotzdem schimmern Venen unter der Haut blau. Warum eigentlich? Hier spielen einige Faktoren zusammen: Sowohl die Haut als auch das Blut selbst verschlucken und reflektieren Licht auf verschiedene Weise. Und wir nehmen Farben unterschiedlich wahr – eigentlich haben die Adern nämlich einen Violett- oder Purpurton, aber wenn wir sie zusammen mit heller, leicht rosiger Haut sehen, erscheinen sie uns blau. Und da der Lebensstil von Adligen sich dadurch auszeichnete, dass sie keine Arbeit im Freien verrichten mussten, also nicht der bräunenden Sonne ausgesetzt waren, identifizierte man den nur bei Hellhäutigen sichtbaren »Blaublut«-Effekt irgendwann mit der Oberschicht. Dass die Dicke der darüber liegenden Haut die Farbe mitsteuert, lässt sich leicht überprüfen. Denn ganz dicht unter der Haut liegende Gefäße erscheinen tatsächlich rot. Auch das sieht man oft: Weiten sich die Kapillaren, die unsere Wangen durchziehen, erröten wir.

Viele Tiere haben dagegen wirklich blaues Blut – Spinnen, Skorpione und Tintenfische gehören dazu. In ihrem Blut übernimmt nicht Hämoglobin den Sauerstofftransport, sondern Hämocyanin. Statt eines Eisenkerns hat es einen aus Kupfer. Ist es mit Sauerstoff beladen, ist Hämocyanin blau.

Zurück zu unserem Blutstropfen, der gerade von einer kleinen Kapillare wieder in ein größeres Gefäß gewechselt ist, in eine Vene, und sich somit auf dem Rückweg zum Herzen befindet. Wie kommt das Blut aus dem Fuß wieder nach oben bis zum Herzen? Eine zweite Pumpe in den Beinen haben wir ja nicht. Der Schwerkraft folgend müsste die Flüssigkeit eigentlich in den Füßen versacken. Aber die Bewegung unserer Muskeln, die Druck auf die Venen ausübt, trägt dazu bei, dass das Blut in die richtige Richtung fließt. Diverse Klappen, die wir schon vom Herzen kennen, sorgen zusätzlich dafür, dass nichts in die falsche Richtung zurückströmt. Und ein weiterer Trick unseres Körpers, um das Blut gegen die Schwerkraft wieder zum Herzen zu befördern, ist geradezu perfekt: Die Arterien und Venen verlaufen meist zusammen, also direkt nebeneinander. Strömt eine Pulswelle durch die Arterie, übt diese Druck auf die benachbarte Vene aus. Und da die Klappen in den Venen verhindern, dass das Blut wieder nach unten Richtung Fuß fließt, kann es dem Druck nur nach oben ausweichen, also herzwärts durch die nächste Klappe. Das Herz trägt also durch seine Pumpleistung und die entstehenden Pulswellen dazu bei, dass das Blut aus den Beinen wieder bei ihm selbst ankommt. Als ich das gelesen und verstanden hatte, erlebte ich einen jener Momente, in denen ich staunend über die Mechanismen unseres Körpers über dem Lehrbuch saß – unser Körper ist wirklich ein ausgefeiltes Wunderwerk!

Was das Herz begehrt

Подняться наверх