Читать книгу Was das Herz begehrt - Nina Weber - Страница 16
Zwischenfrage: Ist Blutspenden gesund?
ОглавлениеHeilkundige aus dem antiken Griechenland, dem mittelalterlichen Spanien oder dem alten Indien würden diese Frage alle gleich beantworten: Selbstverständlich ist es gesund, Menschen Blut abzuzapfen. Über Jahrhunderte war der Aderlass, das Abnehmen von Blut, ein oft angewandtes Verfahren in der Medizin – nicht um das Blut weiterzuverwenden, sondern nur, um den Kreislauf des Patienten zu »entlasten«. Ob die Kranken der Vergangenheit davon profitierten, ist eine andere Frage.
Beim heutigen Blutspenden wird Freiwilligen ein halber Liter der Flüssigkeit entnommen. Dies senkt kurzzeitig den Blutdruck, weil es in den Adern etwas leerer geworden ist. Weniger Flüssigkeit, weniger Druck. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass bei Menschen mit Bluthochdruck durch regelmäßige Spenden der Druck dauerhaft etwas nachlässt. Klar bestätigt haben Ärzte das aber noch nicht. Beim Blutspenden wird nicht nur Flüssigkeit abgenommen, sondern auch eine Menge Blutzellen. Es sinkt also auch der Eisenspiegel im Blut. Eisen ist zwar als Zentrum des Sauerstoff-Transporters Hämoglobin lebenswichtig, zu viel Eisen schadet jedoch auch, weil es die Gefäßwände angreifen und Arterienverkalkung fördern kann. Allerdings hat man bisher nicht registriert, dass Blutspender besser vor Herzerkrankungen gefeit wären. Der Schutzeffekt hält sich also wohl in Grenzen. Frauen verlieren alle paar Wochen Eisen durch die Regelblutung. Sie leiden deshalb häufiger unter Eisenmangel als Männer. Wer trotz niedrigem Pegel spenden will, sollte ein Eisenpräparat einnehmen.
Blutspenden kann aber auch unangenehme Nebenwirkungen haben. Wenn der Kreislauf durch den Blutverlust zusammensackt, sind Schwindel oder sogar Ohnmacht möglich. Spender bekommen deshalb nach der Blutabnahme etwas zu essen und zu trinken und entspannen ein wenig.
Nach dem Blutspenden passiert Folgendes im Körper:
•20 Minuten: Der Kreislauf hat sich vollständig stabilisiert.
•24 Stunden: Der Körper hat den Flüssigkeitsverlust im Blut ausgeglichen.
•48 Stunden: Die Eiweiße im Blut sind wieder aufgefüllt.
•Zwei Wochen: Die abgenommenen Blutzellen sind ersetzt.
•Acht Wochen: Der Eisenverlust ist bei Männern vollständig ausgeglichen. Bei Frauen kann dies bis zu zwölf Wochen dauern; bei Vegetariern und Veganern auch noch länger.
Weil die Regeneration des Eisenvorrats abgewartet werden muss, können Männer in der Regel nur sechsmal im Jahr Blut spenden, Frauen sogar nur viermal im Jahr. Dies dient sowohl der Gesundheit des Spenders als auch des Empfängers – der kann mit eisenarmen, also hämoglobinarmen roten Blutkörperchen nämlich auch nichts anfangen.
Heute empfehlen Ärzte den Aderlass nur noch selten – bei einigen Krankheiten ist er aber die richtige Therapie. Dazu zählt Polycythaemia vera: Betroffene bilden zu viele rote Blutzellen. Ihr Blut wird dick und zäh. Die Durchblutung stockt, sodass die Organe nicht mehr genug Sauerstoff erhalten. Zusätzlich drohen Blutgerinnsel. Weil der Körper den Flüssigkeitsverlust beim Blutabnehmen viel schneller ausgleicht als den Zellverlust, verhindern regelmäßige Aderlässe das Verdicken des Blutes. Am Beginn der Therapie werden Erkrankte tatsächlich bis heute zur Ader gelassen; man reduziert also die Menge ihres Bluts. Mit der Zeit normalisiert sich die Menge der roten Blutzellen, sodass die Abstände zwischen den Aderlässen größer werden können. Auch Menschen mit einem gestörten Eisenstoffwechsel und einer darauf folgenden Eisenüberladung helfen regelmäßige Aderlässe. Allerdings glaube ich nicht, dass im Mittelalter alle Erkrankten zu viele rote Blutkörperchen oder zu viel Eisen im Körper hatten. Unterm Strich bin ich sehr froh, die heutigen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten zur Verfügung zu haben und nicht im Mittelalter geboren worden zu sein. Allerdings werden genau das vielleicht auch Menschen in ungefähr 500 Jahren über unsere heutige Medizin sagen …
1. Antwort C ist richtig: Alle 25 Billionen roten Blutkörperchen in einer Reihe würden eine gut 180 000 Kilometer lange Schnur bilden – das ist mehr als die halbe Strecke bis zum Mond, der rund 384 000 Kilometer von der Erde entfernt ist.
2. Antwort A stimmt: Das Blut fließt beim Gesunden mit ungefähr 130 Zentimetern pro Sekunde durch die Aortenklappe, was etwa 4,7 km/h entspricht, also der Geschwindigkeit bei einem Spaziergang.
3. Antwort c) ist richtig: Durch die Nieren fließen rund 22 Prozent des Blutes, während wir uns entspannen. Zugegeben, das war eine Fangfrage. Die Nieren benötigen selbst ja gar nicht so viel Sauerstoff. Aber sie filtern Abfallprodukte und Giftstoffe aus dem Blut, die dann mit dem Urin ausgeschieden werden. Jeder Blutstropfen wird also alle vier bis fünf Minuten einmal in der Niere gereinigt. Die Leber bekommt in Ruhe rund neun Prozent des Blutes ab, die Haut lediglich sechs Prozent.