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3. Wir glauben

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Das Apostolische Glaubensbekenntnis war ursprünglich ein Bekenntnis, das der Neugetaufte abzulegen hatte. Daher erklärt sich die Singular-Form „Ich glaube“. Das Nicaeno-konstantinopolitanische Bekenntnis hat zwar auch seinen Ursprung in einem Taufbekenntnis, es wurde aber in der uns heute vorliegenden Form im Wesentlichen auf dem sogenannten Zweiten Ökumenischen Konzil von Konstantinopel (381) verabschiedet. Dieses Konzil hatte es sich zur Aufgabe gestellt, die Glaubenseinheit nach den Wirren des Arianismus wiederherzustellen und den christlichen Glauben gegenüber erneut aufkommenden Irrlehren abzugrenzen, zu „definieren“ (lat. finis = Ende, Grenze). Das Bekenntnis diente also der Festigung der Einheit nach innen und der Abgrenzung nach außen. In einer solchen Situation sind nicht der Einzelne und sein Glaube gefragt, sondern der Glaube aller. Dazu erscheinen „Wir-Gefühl“ und Zusammenschluss erforderlich.

Wer als einzelner sagt: „Wir glauben“, bekundet seine Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft. Er bekennt nicht zuerst seine persönliche Glaubensüberzeugung, sondern die Überzeugung einer Gruppe, der er sich angeschlossen und deren Glauben er sich zu Eigen gemacht hat.

 „Wir glauben“ – das kann dem Einzelnen Mut machen: Du bist nicht allein. Viele teilen deine Überzeugung. Sie werden dich stützen, wenn du zu wanken oder zu fallen drohst. Sie werden sich um dich kümmern, wenn du in Anfechtungen gerätst. Sie werden dich durch Zweifel und Unsicherheiten hindurchtragen. Hab darum keine Angst!

 „Wir glauben“ – das kann den Einzelnen aber auch in Gewissensqualen stürzen, wenn er glaubt, dieses Bekenntnis nicht mehr aus Überzeugung mitsprechen zu können, es aber gleichzeitig nicht wagt, seinen inneren Konflikt innerhalb dieser Glaubensgemeinschaft aufzudecken: Was werden die anderen sagen? Werden sie mich verstehen? Oder werden sie mich als Zweifler oder gar als Abtrünnigen abstempeln?

Vor allem aber ist das „Wir“-Bekenntnis an Außenstehende gerichtet. Es kann besagen:

 „Wir (Christen, Katholiken, Protestanten …) glauben“ – alle sollen hören, mit wem sie es zu tun haben. Wir haben uns nicht zu verstecken. Wir halten mit unserer Überzeugung nicht hinter dem Berge, sondern legen offen, was uns umtreibt, was uns wichtig ist. Ihr könnt uns daran messen. Ihr könnt nachprüfen, ob wir das, was wir sagen, auch tun. Wir stellen unser Licht nicht unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit es alle sehen und sich daran orientieren können, wenn sie es wollen. Wir laden euch ein zum fairen Dialog und, wenn es sein muss, auch zum Streitgespräch.

 „Wir (Christen, Katholiken, Protestanten …) glauben“ – wir haben eine Überzeugung, aber wir sind lernbereit. Wir wissen, dass unser Glaube gewachsen ist. Wir wissen auch, dass wir noch tiefer in diesen Glauben eindringen müssen. Wir haben das Geheimnis unseres Glaubens, der uns als Gabe und Aufgabe geschenkt ist, noch nicht ausgeschöpft. Wir sind noch immer unterwegs zur „Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes“ (Röm 11,33). Wir laden euch ein, uns eure Erfahrungen mitzuteilen, uns von euren Wegen zu berichten und von eurer Gemeinschaft zu erzählen.

 „Wir (Christen, Katholiken, Protestanten …) glauben“ – so haben schon Generationen vor uns gesprochen. Dieser Glaube ist gegründet auf dem Fundament der Apostel. Er ist geheiligt durch die lange Tradition, auch in seinem Wortlaut, auch in seinen Begriffen – mögen auch manche Formulierungen heute etwas anderes aussagen als damals zur Zeit ihrer Entstehung. Daran halten wir unerschütterlich fest. Niemand darf es wagen, daran zu rütteln. Niemand darf den Versuch machen, den alten Glauben in neue Worte zu fassen!

 „Wir (Christen, Katholiken, Protestanten …) glauben“ – wir sind von unserer Sache so überzeugt, dass wir alle anderen Glaubensüberzeugungen nicht gelten lassen. Denn wir sind im Besitz des einzig wahren Glaubens. Die katholische Kirche ist die allein seligmachende. Wir allein sind durch Gottes Gnade gerechtfertigt. Wenn ihr da draußen das nicht akzeptieren wollt, werdet ihr sehen, wo ihr noch landet. Den Glauben können wir euch nur vorlegen. Darüber zu diskutieren, kommt nicht in Frage. Entweder ihr nehmt ihn an, oder ihr lasst es bleiben. Die Wahrheit kann nicht durch Mehrheitsbeschluss ermittelt werden.

Die großen Themen des christlichen Glaubens

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