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Das Pastell

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Man könnte auch „Trockenmalerei“ zu dieser seit dem Mittelalter für die Kolorierung von Zeichnungen bekannten Technik sagen, kommt sie doch ohne ein flüssiges Malmittel aus. Somit oszilliert ein Pastell zwischen Malerei und Zeichnung (insbesondere der Rötel- und Kohlezeichnung, die durch flächiges Wischen das malerische Modellieren erlaubt). Der Name ist vom italienischen pasta abgeleitet, weil man Pastellstifte aus einem Teig von Farbstoffen herstellt, die mit Schlämmkreide, Tonerde und Gummiarabikum gebunden werden. Als Farbträger kann raues Papier, aber auch Pappe, Leinwand und Pergament dienen. Der Malvorgang ist unkompliziert, da sich einzelne Schichten und zeichnerische Striche beliebig übereinanderlegen lassen. Außerdem kann man die Farben mit Wischer und Finger zu hauchzarten Übergängen verreiben, was freilich auch ungewollt geschehen kann, denn die Farbfläche ist, wenn nicht nachträglich fixiert, äußerst fragil. Kein späteres Nachdunkeln oder Ausblassen verändert den ursprünglichen Farbton.

Das Rokoko-Pastell

Die schwebende, duftig-matte Farbigkeit des Pastells kam dem Geschmack des Rokoko besonders entgegen. Die italienische Malerin Rosalba Carriera oder die Franzosen Maurice Quentin de La Tour und – in seinem Spätwerk – Jean-Siméon Chardin demonstrierten dies auf eindrucksvollste Weise. Der Genfer Maler Jean-Étienne Liotard nutzte, ebenfalls noch im 18. Jahrhundert, in seinen virtuosen Porträts und Genrethemen die ganze unerhörte Bandbreite dieses Mediums aus, die delikate Abstimmung der pudrigen Farben, aber auch die Detailgenauigkeit und stofflichen Qualifizierungen, die mit jenen der Ölmalerei konkurrieren können, ferner die Präzision der Linienführung, die an Zeichnungen erinnert.

Im 19. Jahrhundert entsprach das Pastell, um nur noch einen Namen herauszugreifen, auch der Welt des Scheins aus Licht, Bewegung, Puder und Schminke, die Edgar Degas so liebte und kongenial in Szene setzte. Damals gab es schließlich auch enge gestalterische und ästhetische Berührungspunkte zwischen dem Pastell und dem grafischen Verfahren der Lithografie, wenn letztere nämlich als Kreidelithografie gehandhabt wurde, d.h. in der Wirkung dem weichen körnigen Strich einer schwarzen oder farbigen Kreide auf Papier gleichkam.

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