Читать книгу Der Stand der Dinge - Odd Klippenvåg - Страница 13

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«Kannst du dich jetzt anziehen, Simon?», fragt die junge Neue.

Er ist so weit weg in Gedanken, deshalb zuckt er zusammen. Aber weil er sieht, dass Hermansen schon angezogen ist, dass sie ihn zum Warten auf einen Stuhl neben dem Bett gesetzt hat, bleibt er ganz ruhig.

«Nur noch schnell etwas Duft unter die Arme», sagt er.

Er ist selbst von sich überrascht, als er sich vom Waschbecken abwendet und Hermansen einen guten Morgen wünscht. Als Antwort bekommt er nur diesen ängstlichen Blick, und auch die Neue scheint nicht zu hören, dass er sich Mühe gegeben hat. Sie läuft zu seinem Kleiderschrank und fragt:

«Sollen wir heute ein neues Hemd nehmen, Simon?»

«Ja», antwortet er und geht vorsichtig los, indem er sich zuerst an Hermansens Bettkante festhält, dann stützt er sich auf sein eigenes Bett.

«Findest du vielleicht ein weißes Hemd», bittet er, «schließlich ist Sonntag.»

Als sie eins gefunden hat, sieht er, dass sie bereits erschöpft ist, denn ihr Gesicht ist schweißnass und rot angelaufen.

«Setz dich auf den Stuhl, damit du nicht fällst, Simon», sagt sie und fängt an, ihn anzuziehen.

Wieder muss er sie bitten, mit seinem kranken Arm vorsichtig umzugehen.

«Tut es weh?», fragt sie.

«Na ja, was heißt schon weh», antwortet er.

Hermansen trägt ein hellblaues Hemd, und plötzlich merkt er, dass etwas nicht stimmt.

«Du hast Hermansens Hemd falsch geknöpft», sagt er.

Sie schaut kurz zu Hermansen hinüber, bringt das Hemd aber nicht in Ordnung. Sie sagt nur:

«Und jetzt die Hose, Simon.»

«Und die Schuhe», sagt er, «das ist das Schwierigste.»

Er kann ihren Atem hören, als sie sich aufrichtet, nachdem sie seine Schnürsenkel zugebunden hat. Für einen Moment sieht er, wie sie sich reckt und die Hände ins Kreuz presst, dann lächelt sie und sagt:

«Dann wären wir so weit, Jungs! Du findest den Weg doch selbst, Simon?»

«Glaub schon», sagt er und erhebt sich, als sie Hermansen vom Stuhl hochzieht, um ihn in den Aufenthaltsraum zu bringen. Sie sind schon weit vorn im Gang, als er hinterherkommt. Allein vom Zimmer zum Aufenthaltsraum zu gehen, ist eine Belastung, denkt er und hält sich am Geländer an der Wand fest. Er weiß, dass er beim Gehen seltsame Bewegungen mit dem linken Fuß macht. Er hebt den Fuß zu hoch und dreht ihn nach innen, ehe er ihn aufsetzt. Das muss ja vielleicht komisch aussehen, denkt er.

Am Ende hat auch er seinen festen Platz am Fenster neben Hermansen erreicht, und Hermansen starrt ihn verwundert an, als ob er ihn nicht wiedererkennt. Noch eine halbe Stunde bis zum Frühstück, sieht er. Und Frau Roll ist nicht gekommen. Bei Hermansen fehlt die Orientierung, denkt er, und bei mir die Motorik.

Der Stand der Dinge

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