Читать книгу Der Stand der Dinge - Odd Klippenvåg - Страница 9
ОглавлениеDann ist er wieder eingenickt.
Es ist heller geworden. Alles ist deutlicher, wenn auch mit vagen, verschleierten Konturen. In der Ecke der neue Schlafrock, den Annar ihm gekauft hat, er liegt über der Stuhllehne. Die Handtücher beim Waschbecken. Die Druckgrafik an der Wand.
Hermansen hustet. Vom Fenster her, das auf Kipp steht, hört er Vogelzwitschern. Um diese Jahreszeit gibt es nur Spatzen.. Unten auf der Straße ein Auto.
Manchmal, wenn der Wind aus der richtigen Richtung weht, kann er so früh am Morgen eine Lokomotive heulen hören. Das sind die Nachtzüge, die die Stadt erreichen. Außerdem Flugzeugdröhnen bei Tag und bei Nacht.
Warum rede ich nicht häufiger mit Hermansen, überlegt er und dreht sich auf den Rücken. Vermutlich, weil Hermansen diesen leeren Blick schon hatte, als er gekommen ist. Anfangs hat er es immerhin versucht. Er hielt es nicht für möglich, sich zusammen mit einem anderen Menschen in einem Zimmer aufzuhalten, ohne dass einer von beiden etwas sagte. Zuerst hatte er Hermansen seine ganze Krankheitsgeschichte erzählen wollen. Aber als Hermansen keine Antwort gab, verstummte auch er.
Er weiß, dass es noch lange dauern wird bis zum Frühstück. Viele Jahre lang, das weiß er noch, hat er manchmal morgens nach dem Aufstehen den Plattenspieler eingeschaltet, ehe er Kaffeewasser aufsetzte. Dann strömte Brahms aus den Lautsprechern über dem Küchenschrank. Oder ein anderer. Sogar Bruckner, so früh am Morgen. Er ließ alle die Großen laufen, je nach Lust und Laune. Auch die Dirigenten. Furtwängler. Böhm. Oder Karel Ančerl. In einem Herbst waren er und Annar nach Amsterdam gefahren, um Haitink Mahlers Achte dirigieren zu hören.
Die größten Musikerlebnisse habe ich doch in meinem eigenen Wohnzimmer gehabt, denkt er.