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Tod über der Urft

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Der Anruf von Schmelzer störte ihn bei Kaffee und Marmeladenschnitte gegen sieben Uhr am Samstagmorgen. Er las gerade einen Artikel über den Contergan-Prozess und war froh, dass einige Journalisten tiefer bohrten.

»Wir müssen nach Vogelsang. An der Victor-Neels-Brücke hängt ein Toter. Die Kollegen aus Euskirchen ertrinken in Arbeit. Wir sollen übernehmen.«

»Euskirchen. Victor Neels? Vogelsang? Warum wir schon wieder?«

»Der Tote kommt aus Aachen. Geschäftsführer der Eifel-All-Inklusive GmbH, kurz EAI, Dr. Wilfried Brauers. Die Euskirchener Kollegen bearbeiten Todesfälle in Zülpich und Mechernich. Zuständigkeit zwischen Polizeipräsidium und Kreispolizeibehörde Euskirchen ist abgestimmt.«

»Super. Holen Sie mich ab. Bin in zehn Minuten fertig mit meinem gigantischen Frühstück.«

Fett legte die Aachener Zeitung beiseite. Noch ein Kaffee. Vogelsang, das bedeutete 45 Minuten Autofahrt.

Aachen schlief noch, als sie vom Templergraben aus losfuhren in Richtung Himmelsleiter. Der Schnee war geräumt, nur noch Fetzen am Straßenrand. Kaum Verkehr.

»Was wissen wir?«

»Ein Jäger namens Vogt überquerte gegen 6.50 Uhr die Victor-Neels-Brücke. Kam von seinem Hochsitz. Zuerst sah er nur das verknotete Seil. Dann schaute er runter. Da pendelte Dr. Brauers über der Urft. Geschossen hat er nichts.«

»Wer?«

»Der Jäger. Kein Rotwild, nichts.«

»Kriminaltechnik schon da?«

»Klar. Der Tote hat seine Papiere in der Tasche. Brauers, 62, geschieden, wohnte am Lousberg in Aachen. Selbstständig. Macht in Immobilien, Tourismus, Projektentwicklung. Mitglied zahlreicher Vereine. Außerplanmäßiger Professor an der Fachhochschule Aachen für Betriebswirtschaft.«

»Zeugen?«

»Keine. Mann, das sind ja Serpentinen hier in der Eifel. Zuletzt waren wir vor Jahren in Einruhr. Und all die Badewannen auf den Feldern. Sollen die Kühe darin plantschen?«

»Wieder Vogelsang. Hab keine guten Erinnerungen. Badewannen. Die Felder sind voll mit alten Badewannen. Viehtränken oder für die Bauern, können die im Sommer während der Arbeit mal ein Entspannungsbad nehmen«, Fett sprach mehr zu sich.

Über die Himmelsleiter ging es Richtung Lammersdorf, Kesternich, runter nach Einruhr, hoch zum Kreisverkehr vor Camp Vogelsang. Die Schranke war geöffnet. Sie bretterten über die breite Panzerstraße zur Ordensburg. Alle Straßen waren gut geräumt. Die Straßenmeistereien waren bereits seit vier Uhr im Einsatz. Eifel, da ist es immer einen Schlag kälter als im reflexiven Talkessel von Aachen, dachte Fett.

Tote Biber schlafen nicht

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