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Der tote Professor

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In Krakau wartete Prof. Zamek Ende Januar sehr lange auf Prof. Haberstock. Die Speisekarte im Traditionsrestaurant kannte er bestens. Pilzsuppe in Brotteig, danach Schnitzel und dann Apfelstrudel, so hatte er sich das Menü vorgestellt. Allein Haberstock kam nicht und ging nicht an sein Handy.

Zamek bat den Rezeptionisten, an die Tür zu klopfen. Erfolglos. Haberstock öffnete nicht. Tiefschlaf, dachte Zamek. Nicht die Art von Haberstock. Zamek trank ein Mineralwasser, einen Wodka, zahlte und ging nach Hause. Morgen würde Haberstock alles erklären. Vielleicht ein Unwohlsein.

Am nächsten Tag entdeckte die Putzfrau Maria Janda Prof. Haberstock in seinem Bett. Es war nicht der erste Professor, der im Gästehaus der Universität sein Leben ausgehaucht hatte. Maria Janda sagte nur »O, boże«, man könnte es mit »Ach, du lieber Himmel« übersetzen, dann lief sie zum Rezeptionisten. Ein Krankenwagen wurde nicht mehr benötigt. Der Notarzt rief die Polizei hinzu. Ein ungeklärter Todesfall. Alles deutete auf einen Herzinfarkt. Der deutsche Professor habe vermutlich zu viel gearbeitet, zu wenig Sport getrieben, zu schlecht gegessen und zu viel getrunken. So wurde der gute Haberstock zunächst einer von Tausenden Fällen, denen ein natürlicher Tod bescheinigt wurde. Der Apfelsaft-Minz-Trank hatte keine direkten Spuren hinterlassen. Herzversagen. Kommissar Dawid Gutowski von der Kriminalabteilung der Stadtpolizei Krakau musste raus in die Ulica Garbarska. Der diensthabende Notarzt des Universitätsklinikums von Krakau bestätigte nach erster Prüfung eine normale Todesursache. Nun konnte Haberstock abtransportiert werden in das Kühlhaus der Krakauer Leichenhalle. Der Rest: Formalitäten, Überführung, Schicksal.

Nach 14 Tagen traf der Biberexperte in einem Metallsarg in Aachen ein. Seine Kinder kümmerten sich um die Formalitäten und die Entgegennahme des Erbes: viele Bücher über Biber, eine Mietwohnung auf der Hörn, die sie sofort kündigten, und ein Vermögen von rund 10.000 Euro. Das war es. Das Leben der Biberkoryphäe endete überschaubar. Die Spielleidenschaft hatte Spuren hinterlassen. Auch im materiellen Erbe. Die Beisetzung fand in aller Stille statt. Ein kurzer Nachruf der RWTH Aachen erschien in den Tageszeitungen. Das alles geschah vor Brauers Tod. Und beinahe wäre sehr viel Gras über die Sache gewachsen.

Tote Biber schlafen nicht

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