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Export/Import

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Für Herbert Johnen, den alten Junggesellen, standen Export und Import im Mittelpunkt des Lebens, seit er von seinem Vater einen kleinen Kolonialwarenladen geerbt hatte. Er wohnte irgendwo im Südviertel. Nach 20 Minuten traf er mit seinem alten Daimler am Präsidium ein. Johnen schob seine Wampe ungefähr einen halben Meter vor seinem Kopf auf Fett zu. Ganz merkwürdige Gestalt, dachte Fett. Blaues Sakko, goldene Knöpfe, altes Einstecktuch, Schuppen auf den Schultern.

»Tag, die Herren, was ist denn los?«

»Herr Johnen, danke, dass Sie direkt kommen konnten. Am Tag nach dem Bäckerball.«

»Sie sagten etwas von Brauers und Unfall. Also bitte.«

»Letal. Ja, ein Todesfall. Sie haben ihn zuletzt gesehen.«

»Todesfall, zuletzt gesehen? Meine Herren, bin ich schon angeklagt? Habe ich ihn in die Pau gestoßen?« Er lachte trocken, leicht kränklich, alter, abgestandener Atem.

»Sie können uns vielleicht sehr helfen, Herr Johnen. Wann haben Sie Dr. Brauers zuletzt gesehen?«

»Tee hab ich gestern nicht getrunken. Um Mitternacht oder so. Kurz vor Programmschluss. Ja, genau. Ich erinnere mich. Er sagte, dass er mal an die frische Luft müsse. Konnte ich gut verstehen. Wissen Sie, die Luft, ja die Luft. Die ist immer so schlecht. Alle schwitzen. Dann die Musik. Also ich konnte das gut verstehen.«

»Und dann?«

»Was und dann? Dann ist er nicht mehr gekommen.«

»Haben Sie sich nicht gewundert?«

»Nein, nein, es ging dem Ende zu. Man konnte kaum ein Wort wechseln. Und Brauers, der war eh eigen. Also er ging und kam. Das war so seine Art. Was ist denn überhaupt passiert?«

»Brauers hing heute Morgen an einer Brücke in der Eifel.«

»An einer Brücke in der Eifel! Mit so etwas scherzt man nicht.« Die Neugier konnte er kaum zügeln. Er stand auf und kam so nah an Fett heran, dass die Intimzone Alarmsignale abgab. Viel zu nahe stand er vor Fett. Leicht feuchte Lippen. Dreckige Brillengläser. Eine Landschaft von Schuppen auf den Schultern.

»Selbstmord? Mord?«

»Wir untersuchen noch. Danke. Sie können gehen. Wenn wir noch Fragen haben, dann melden wir uns.«

Die Gespräche mit den anderen Tischnachbarn waren ähnlich ergiebig. Irgendwann war Dr. Brauers verschwunden. Herr Rosenstern glaubte, Brauers habe eine Nachricht auf dem Handy erhalten, danach sei er aufgebrochen. Keiner der anderen hatte etwas mitbekommen.

Tote Biber schlafen nicht

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