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Ihr Herz raste, als sie die Tür zum Cabanos aufstieß und die Bar betrat. Samba wummerte ihr entgegen. Der Innenraum war voll. Zu spät fiel ihr auf, dass eine gut besuchte Bar an einem Freitagabend kein idealer Ort für ein erstes Treffen war. Vor allem, wenn man sich unterhalten wollte, ohne sich dabei anzubrüllen.

Wie soll ich Timo in dem Gewühl finden? Sabrina drängte sich durch die Menschen, bis sie an der Theke stand. „Ich suche einen Timo Neumann“, brüllte sie den Barkeeper an.

„Dort hinten an dem Ecktisch.“

„Danke!“

Sabrina drehte sich um und wühlte sich durch die Menge bis zu dem Tisch.

„Hallo, ich bin Sabrina“ begrüßte sie den Adonis, der aufsprang, als sie vor ihm stand.

„Timo, sehr erfreut. Wirklich!“ Er strahlte sie an. In Sabrina stieg ein warmes Gefühl hoch. Das könnte ein toller Abend werden. Sie setzten sich.

„Darf ich dir etwas zu trinken holen?“, fragte Timo.

„Eine Piña Colada, bitte.“

„Kommt sofort.“ Timo stand auf und ging an die Bar. Sieht gut aus. Toll gebaut. Hat Manieren. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

„Das wird super. Du brauchst mich nicht zu retten“, textete sie schnell an Daniela. „Du brauchst einen Fluchtplan“, hatte ihre Freundin sie ermahnt. „Es sei denn, du willst brutal ehrlich sein und den Männern sagen, dass du sie schrecklich findest.“

Dieses Treffen war kein Notfall, so viel stand schon jetzt fest.

„Hier, dein Cocktail“, Timo stellte das Glas vor Sabrina auf den Tisch und lächelte sie an.

„Danke.“

„Du bist also eine selbstbewusste Frau?“

„Äh, ja. Wieso fragst du?“

„Es stand in deinem Profil und war einer der Gründe, weshalb ich Kontakt mit dir aufnahm.“ Wieder ein strahlendes Lächeln. Seine Zähne waren weiß. Sehr weiß. Geht regelmäßig zur professionellen Zahnreinigung, schoss es Sabrina durch den Kopf.

„Du magst also selbstbewusste Frauen?“ Sabrina legte den Kopf schief und probierte ihren Augenaufschlag an ihm aus. Die Pose hatte sie von Daniela. Bei ihrer Freundin sah das gut aus.

„So etwas turnt mich total an.“

„Oh.“ Sabrina hob ihr Glas und nahm einen großen Schluck. Prompt geriet ihr das Getränk in die falsche Kehle. Als der Hustenreiz vorbei war, glühte ihr Gesicht. Mist, jetzt sehe ich aus wie ein gekochter Hummer.

„Alles in Ordnung mit dir?“ Timo, der ihr sanft den Rücken geklopft hatte, um ihr zu helfen, sah sie besorgt an.

„Alles bestens. Tut mir leid. Ich habe mich verschluckt.“

„Was tust du denn so mit bösen Jungs?“ Jetzt war es Timo, der den Kopf schief legte und sie anlächelte.

Jetzt bin ich sicher. Ich habe wie ein Vollidiot mit Nackenschmerzen ausgesehen, dachte Sabrina.

„Böse Jungs?“ Nur gut, dass sie gerade nicht getrunken hatte, sonst wäre sie an ihrem Drink erstickt. Ein ungutes Gefühl stieg in ihr auf. Es sah ganz so aus, als hätte dieser Timo nicht alle Latten am Zaun, oder Tassen im Schrank, oder … Wie immer, wenn sie auf der Suche nach Vergleichen war, verlor sich Sabrina in Gedanken. Wenn ich diese Szene in einem Buch beschreiben würde, wären diese Ausdrücke zu lahm. Ich bräuchte etwas Witziges, etwas, das sich einprägt.

„Sabrina?“ Timo sah sie fragend an.

„Entschuldige. Du sagtest etwas von bösen Jungs. Das war ein Witz, nicht wahr?“

„Nicht wirklich“, sagte Timo langsam. „Weißt du, in der SM-Szene ist ‚selbstbewusste Frau‘ ein Code für ‚Domina‘“.

„Domina?“

„Ja.“

„Und du bist dann ...? Oh!“ Sabrina wurde rot. Sie sprang so plötzlich auf, dass ihr Stuhl umfiel. „Tut mir leid, das ist nichts für mich.“

„Daniela, es war nicht nur ein Desaster, sondern ein Frontalzusammenstoß mit einer fremden Spezies. Einer, die auf SM steht.“ Sabrina streckte die Beine aus und legte sie auf dem Couchtisch ab.

„Ich komme rüber. Mit einer Flasche Rotwein und einer Pizza.“

„Du bist ein Engel.“

Eine halbe Stunde später stand Daniela vor Sabrinas Haustür. In der einen Hand eine große Pizza Margherita, in der anderen eine Flasche Rioja.

„So kann das nicht weitergehen“, stellte sie fest, nachdem sie alles auf dem Couchtisch deponiert hatte und Sabrina mit Besteck und Tellern aus der Küche zurückkam. Sabrina setzte sich und öffnete die Weinflasche. „Ich habe viele schreckliche Dates gehabt über diese Internetseiten, aber du schlägst alles, was ich bisher erlebt habe. Wo findest du diese Typen?“

„Ich weiß es nicht. Ihre Profilbilder sehen sympathisch aus. Sie schreiben mir nette E-Mails und ich denke: ‚Das könnte er sein.‘ Sobald ich ihn treffe, ist es aus und er verwandelt sich entweder in einen Langweiler, einen Dauerredner oder einen, der auf seltsame Sexpraktiken steht.“

„Das ist ja schlimmer als bei meinen Verabredungen.“ Daniela schenkte sich großzügig ein und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Sie hob das Glas und prostete Sabrina zu. „Wir sollten dir schleunigst einen Freund finden. Der Single-Markt ist kein Zuckerschlecken.“

„Eines ist sicher, ich treffe mich nie wieder mit jemandem von diesen Internet-Dating-Seiten.“ Sabrina nahm sich ein Stück Pizza. Sie wollte es nicht zugeben, aber ihre letzten Begegnungen mit Männern hatten sie in ihrer Überzeugung gefestigt, dass es besser war, alleine zu leben. Blöderweise konnte sie seitdem keine Liebesromane mehr schreiben. „Ich habe heute an Susanne eine E-Mail geschickt und ihr geschrieben, dass ich für Sprachkurse zur Verfügung stehe.“

„Du hast was?“ Das Stück Pizza, das gerade auf dem Weg in Danielas Mund war, schwebte in der Luft. „Du willst doch nicht wieder als Deutschlehrerin arbeiten?“

„Doch. Mir bleibt nichts anderes übrig. Die Rechnungen stapeln sich, und bis ich den nächsten Vorschuss für ein Buch bekomme, muss ich meine monatlichen Kosten decken. So wie es im Moment mit dem Schreiben vorwärtsgeht, wird es lange dauern, bis ich Geld bekomme.“

„Oh nein. Du hast so lange an deiner Karriere als Schriftstellerin gearbeitet.“

Sabrina zuckte mit den Schultern. „Ist nicht so schlimm. Auf diese Weise komme ich unter die Leute. Du sagst doch immer, ich lebe zu zurückgezogen. Jetzt werde ich viele Menschen kennenlernen. Wer weiß, möglicherweise treffe ich meinen Traummann.“

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