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Ungeheures erscheint

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Der Haushalt des Wissens gerät durch unaufhörliche Invasionen der Intelligenz ins Verborgene in Bewegung: d. h. für die Moderne: alles Explizit machen, mitgerissen vom Strom der vom Hintergrund in den Vordergrund fließt, heißt Forschung. In dieser Zeit sah sich die Phänomenologie als Rettungsdienst für die Phänomene in einer Zeit, in der die Erscheinungen nicht von selbst auffällig werden.

Nun fällt etwas nicht mehr „von selbst“ ins Auge, sondern wird durch Forschung, invasive Explikationen; Messungen, Maschinen, künstliche Sensoren, zur Sichtbarkeit befördert. Jetzt werden die Sachverhalten zum Erscheinen genötigt: wie etwa die anatomischen Tatsachen die seit dem 16. Jhdt kein Humanismus mehr in das runde Bild vom lesenden Menschen zu integrieren vermochte oder Mikroskope und Teleskope – zwei Höllenmaschinen fürs Auge- die die Vergrößerung –neben der Kartografie- als Erstschlagskapazität der Explikation ermöglichte, durch welche die bisher unsichtbare Welt unter Bildzwang gesetzt wird.

Noch bleibt eine Zeitlang die Suggestion intakt, das Wissen könne die Welt bewohnen wie der Bürger seine Villa. Aber all diese Neusichtbarkeiten: der aufgeschnittene menschliche und tierische Körper, Zellkerne, Atompilze, Innenansichten von Maschinen, Röntgenaufnahmen, Computertomografien, galaktische Fotografien…treten in die menschliche Wahrnehmung ein, als ob sie nur eine Fortsetzung der Unverhülltheit der ersten Tagesnatur wären: Sie sind es nicht!

Sie sind durch einen ontologischen Graben getrennt von der naturwüchsigen, umsichtig-duldsamen Erkenntnisbereitschaft menschlicher Umblicke in mehr oder weniger vertrauten Umständen. All das ist nicht –zumindest nicht für den ursprünglichen- menschlichen Wahrnehmungsapparat bestimmt.

Für dessen „Woher“ findet die Moderne unterschiedliche Erklärungen: aus dem Unbewussten oder der Latenz (dem „Schlaf“); aus dem Unwissen; aus der Verborgenheit in den Innenseiten des Faltenwurfs der Erscheinungen; oder aus irgendeiner anderen Fassung des kognitiven Noch-Nicht.

Infolge dieser Invasion sind das menschliche Gehirn, das menschliche Genom und die menschlichen Immunsysteme so theatralisch auf die epidemische (verbreitete) Bühne gestellt worden, das ihre Bildungs- und Sensationsmöglichkeit die „Modernen“ ständig in Atem hält. Diese Themen weichen so erheblich von dem ab was die idealistische Philosophie Selbstreflexion genannt hat so das die Vorstellung absurd wäre, diese Vorgänge seien Ausfluss menschlicher Bestimmungen.

Die neuen Besitztümer können nie in unser Eigentum übergehen, weil uns für alle Zeiten nichts fremder ist als die „eigene“ explizit gemachte Biomechanik.

Aber, jedes Vordergründigwerden von lange Latentem hat immer seinen Preis.

Denn das Streben nach Erkenntnis liegt ja seit Aristoteles offensichtlich in der Natur des Menschen.

Man mag dem 20.Jhdt. alles Üble nachsagen –nur nicht, dass es den Preis für solche Verfremdungen nicht gezahlt hätte. Keine andere Epoche kann eine so weit getrieben Expertise vorweisen in der Kunst, die Existenz von ihren vitalen Prämissen her zu vernichten.

Auf der Kehrseite werden die konstruktiven Erhaltungsbedingungen kultureller Räume sichtbar: technisch, künstlich, gestaltbar. Alles muss ausgehandelt werden, jeder und keiner will aber ein Wörtchen mitreden.

Schaum-Welt-Komfort

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