Читать книгу Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan - Страница 73
Оглавление6.
Ein Traumspiel (12)
Keine Ohnmacht mehr, keine Betäubung, keine hektische Verwirrung. Ich bin zurück in der Suspension. Ich erinnere mich an Perry Rhodan: mit seiner Ankunft haben sich die Dinge verändert.
Aber meine Gedanken treiben fort, tiefer in die Vergangenheit.
Die Bilder des Nicht-Traumes strömen erneut auf mich ein. Ich lasse es gerne zu. Es ist befreiend, keinen Körper mehr zu haben, nicht länger von einem Zellaktivator abhängig zu sein, bestimmt von Betäubungs- und Aufputschmitteln.
Ich erlebe wieder mit, was geschah, damals, als wir der topsidischen Militärkommandantin Peran-Gord den Yura präsentierten. Wie verärgert sie war und überrascht, wie sie rief, was der Yura ...
*
»Was macht der Yura hier?«, rief Peran-Gord.
»Das gilt es zu klären«, sagte Carmo-Wirktar. »Wie gesagt, ich habe mich dafür eingesetzt, dass wir völlig offen zu dir sind. Keine Geheimnisse. Die Sonne soll auf alles scheinen und es entweder austrocknen oder erwärmen.«
»Eine seltsame Redewendung«, sagte die Topsiderin. »Aber ich verstehe, was du damit sagen willst.«
»Die Topsider meines Universenzwillings nutzen sie seit Jahrtausenden. Sie stammt von einem unserer größten Denker.«
»Du redest wie ein Terraner.«
»Tue ich das? Oder sind wir ihnen bei allen Unterschieden möglicherweise ähnlicher, als du es für möglich hältst?«
Peran-Gord wirkte während dieses kurzen Gesprächs zwar, als wäre sie dankbar für die Ablenkung, doch nun wandte sie sich dem Yura zu. »Dein Heimatsystem zu verlassen, stand dir nicht zu.«
Homer verfolgte das Geschehen weiterhin per Funkübertragung auf dem winzigen Holo seines Armbandkommunikators und dank des Mikrofons im Ohr. Sie hatten dem Yura klare Anweisung gegeben, nicht zu sprechen, solange ihn nicht Resident Coen oder Adams selbst dazu aufforderten. Glücklicherweise hielt sich der Kopffüßer daran – seine Angst vor den Topsidern wäre kein guter Ratgeber in dieser heiklen diplomatischen Situation.
»Wir können darüber reden, sobald unser offizielles Gespräch beginnt«, sagte Carmo-Wirktar. Er wirkte souverän und gelassen – soweit es der Advisor bei der fremdartigen, echsenhaften Mimik beurteilen konnte. Als Vermittler schien dieser Mann ein echter Glücksgriff zu sein. »Möchtest du, dass der Yura teilnimmt?«
Die Kommandantin drehte sich zu ihm. »Es wäre eine Beleidigung.«
»Bleib bitte in der Nähe«, sagte Carmo-Wirktar zu dem Yura. »Wir melden uns bei dir, falls wir deine Hilfe benötigen.«
»Das«, kommentierte Peran-Gord, »ist ebenfalls eine Beleidigung.«
»In diesem Fall wirst du damit leben müssen. Er ist unser Gast, und wir ehren ihn.«
»Werdet ihr ihn auch schützen?«
»Wenn es nötig sein sollte.«
Die Topsiderin zögerte kurz, wandte sich um und ging zur Tür. »Er ist unwichtig«, sagte sie.
Adams löschte das Holo.
Peran-Gord kam in den großen Raum zurück, gefolgt von Carmo-Wirktar. »Ihr habt das Territorium des Sternengeleges verletzt im System der Sonne, die ihr Beteigeuze nennt. Ebenso habt ihr Kontakt mit dem einheimischen Volk aufgenommen, das dort unter unserem Schutz steht. Damit greift ihr doppelt und massiv in die politischen Bestrebungen meines Volkes ein. Ich bereue bereits mein Entgegenkommen bezüglich meiner Diener – ihr dankt es mir schlecht.«
Auf diese kleine Spitze hatte Adams nur gewartet.
»Wir würdet ihr euer Verhalten nennen?«, fragte die Topsiderin.
»Eine Entdeckermission mit anschließender Hilfeleistung«, sagte Resident Coen. »Die Yura waren dankbar. Sie begleiteten uns freiwillig nach Terra, die Passage erfolgte auf ihre Bitte hin.«
»Ihr habt mehrere von ihnen entführt?«
»Wir stellten ihnen eine Möglichkeit zur Verfügung und haben dabei deutlich gemacht, dass wir keine Rückkehr garantieren. Allerdings hoffen wir, dass wir am Ende dieses heutigen Gesprächs eure Erlaubnis erhalten, sie zurücktransportieren zu dürfen. Vielleicht können wir Gäste sein im Beteigeuzesystem. Wir verfolgen keinerlei Pläne, dort eine Kolonie zu errichten.«
»Ihr habt also aus reinem ...« Peran-Gord stieß ein zischelndes Lachen aus. »... Forschungsinteresse diese Expedition angetreten, die der terranischen Technik mehr abverlangt hat, als sie eigentlich leisten kann?«
»Eine Reise ins Ungewisse«, sagte Homer G. Adams. »Etwas zutiefst Menschliches, um Erkenntnisse zu gewinnen.«
Carmo-Wirktar stellte sich neben den Advisor. »Es mag dir unglaubwürdig erscheinen, solche Mühen ohne militärisches Interesse auf sich zu nehmen, Peran-Gord, aber es entspricht der Wahrheit.«
Die Kommandantin schwieg und stampfte – indem sie erkennbar all ihr Gewicht auf die Schritte legte, sodass der Boden dumpf dröhnte – zu ihren Begleiterinnen, die noch immer vor den Tischen standen.
»Was sollte mich daran hindern, sofort diesen Raum zu verlassen und meinem Schiff den Angriff zu befehlen?«, fragte sie schließlich.
»Die Tatsache, dass wir keine Feinde sind«, sagte Coen. »Sondern potenzielle Verbündete. Wir wissen mehr übereinander, als es nach außen den Anschein hat. Wir kennen die Yura. Ihr kennt den Stand unserer Technologie. Die Versetzung in dieses Universum stellte für unsere Möglichkeiten einen großen Rückschlag dar, das will ich nicht verhehlen, aber wir passen uns an. Und bald werden wir womöglich in der Lage sein, ein starker Partner für das Sternengelege ...«
»Ein Bündnis?«, rief eine der topsidischen Begleiterinnen. »Wie kannst du es wagen?«
»Weil eine Zusammenarbeit mehr wert ist als ein grundloser Krieg.«
»Den ihr verlieren würdet«, sagte Peran-Gord.
»Wir mussten vielen Gegnern in die Augen sehen, die scheinbar mächtiger waren als wir«, sagte Homer G. Adams. »Sie haben uns nicht besiegt, sondern stärker gemacht.«
Resident Tomasso Coen ergriff das Wort. »Ich spreche für mein Volk. Du für die Gelegemutter. Sie steht einem großen Sternenreich vor. Muss es nicht in ihrem und damit deinem Sinn sein, eine ...«
»Verzeih ihm seine Vorwitzigkeit«, unterbrach Carmo-Wirktar. »Er mag töricht erscheinen, aber er ist bereit zu lernen. Das solltest du ihm zugutehalten.«
Tomasso Coen starrte den Topsider aus Neu-Atlantis an. Diese Aussage stellte einen ungeheuren Affront dar. Für einen Augenblick blitzte die alte Hitzköpfigkeit in seinen Augen auf, die ihm als junger Mann eine erstaunliche politische Karriere ermöglicht hatte.
»Danke für deine Klarstellung«, sagte Adams rasch, ehe der Resident sich zu etwas hinreißen ließ. »Wir sind der Überzeugung, dass es für beide Seiten Nutzen bringt, wenn wir uns nicht als Feinde gegenübertreten. Wir achten eure territorialen Ansprüche und bitten erneut darum, eine Liste sämtlicher Welten zu erhalten, die dem Sternengelege angehören. In Sachen des Beteigeuzesystems hat uns allerdings das Volk der Yura um Hilfe gebeten. Das können wir nicht ignorieren.«
»Ich werde Rücksprache halten«, sagte Peran-Gord. »Ich kehre in einem Monat zurück. Haltet euch aus dem System fern.«
»Das sichern wir für die Dauer bis zu eurer Rückkehr zu«, sagte Coen.
»Und liefert mir sämtliche Yura aus.«
»Das ist nicht möglich.«
Die Topsiderin schwieg. »Wir sind bereit, sie euch vorübergehend zu lassen, aber nur, wenn wir einen Stellvertreter erhalten.«
»Wie meinst du das?«, fragte der Advisor.
»Ihr behaltet die Yura, aber liefert uns an ihrer Stelle jemanden bis zu unserer Rückkehr aus. Ein einfacher Tausch. Ich versichere, dass derjenige keinen Schaden erleiden wird. Er wird mich nach Topsid begleiten.«
»Ich gehe mit«, sagte Adams.
»Inakzeptabel.« Peran-Gord deutete auf Tomasso Coen. »Du. Die Reise beginnt in einer Stunde.«
»Er ist der Resident und damit der wichtigste Entscheidungsträger unseres Volkes«, warf der Advisor ein. »Er kann nicht ...«
»Richtig«, unterbrach Coen. »Ich treffe Entscheidungen, und diese lautet: Ich stimme zu.«
Peran-Gord drehte sich um. »Wir sehen uns wieder. Dir bleibt eine Stunde, Resident.«
Sie verließ den Raum, und ihre acht Begleiterinnen folgten ihr.
*
Für die Dauer einer befristeten Abwesenheit des Residenten sah die Verfassung der Liga vor, dass der Advisor die Amtsgeschäfte als Stellvertreter übernahm.
Homer G. Adams strebte diese Position weder an, noch war sie ihm angenehm. Im Gegenteil. Aber er kannte seine Pflichten. Er versuchte, so wenig wie möglich in den lästigen Verwaltungspflichten zu versinken – noch mehr Bürokratie, als er ohnehin bewältigen musste.
Peran-Gord hatte vor dem Abflug die Rückkehr in exakt 26 Terra-Tagen angekündigt. Ob sie diese Zeitspanne tatsächlich benötigte, um zu ihrer Heimat nach Orion Delta und zurück zu reisen, blieb unklar.
Das System lag 815 Lichtjahre entfernt – terranische Schiffe hatten eine solche Distanz seit der Versetzung nie bewältigt.
Theoretisch kostete es mit der derzeitigen Technologie etwa vierzig Linearetappen und damit zehn Tage, sofern man vier Etappen pro Tag zugrunde legte. Allerdings würde eine solche Taktung entsprechend viele umfassende Reparatur- und Aufladezeiten erfordern. Und diese Reparaturen waren dort draußen im Nichts jenseits aller Werfe und Raumstationen vielleicht unmöglich.
Noch einmal zweihundert Lichtjahre weiter als die ehrgeizige Reise zum Beteigeuzesystem ... die letztendlich nur Probleme eingebracht hatte.
Adams korrigierte diese Einschätzung sofort – sie hatten die Yura kennengelernt, neben den Topsidern das erste in diesem Universum einheimische Volk, für das es zudem keine Entsprechung im Heimatuniversum gab.
Er war optimistisch, dass es in einigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten bessere Möglichkeiten für eine solche Fernreise gab ... aber das nützte in der aktuellen Situation nichts.
Es galt, auf Peran-Gords Rückkehr zu warten und zu hoffen, dass sie ihr Versprechen hielt und Tomasso Coen unversehrt zurückbrachte.
26 Tage.
In dieser Zeit blieb es auf Terra nicht ruhig. Die Reise des Residenten – so lautete der offizielle Ausdruck, den Adams aus dem Solaren Haus bekannt gegeben hatte – rief die unterschiedlichsten Reaktionen hervor.
Manche nannten es eine Auslieferung, wenn sie nicht gar von Entführung sprachen.
Andere verkündeten lautstark, dass Tomasso Coen Terra verlassen habe und übergelaufen oder desertiert sei.
Dritte glaubten an eine Verschwörung und verbreiteten, dass es eine Regierungslüge wäre.
Handelte es sich bei einigen Ansichten um eindeutige Spinnerei, ließen sich andere nicht einfach vom Tisch wischen. Für Adams zählte allerdings der Blick in die Zukunft – und sehr vieles musste sich daran entscheiden, ob der Resident zurückkehrte. Und ob er wie versprochen unversehrt geblieben war.
Ganz zu schweigen davon, wie die Stellungnahme der Gelegemutter ausfiel.
Stand der Liga ein Krieg mit den Topsidern bevor? Trotz des selbstsicheren Auftretens während des kurzen Treffens gab sich der Advisor keinen Illusionen hin – die Terraner wären den Topsidern derzeit hoffnungslos unterlegen. Das Sternengelege konnte blutig ins Solsystem einziehen, und bald würde auch auf der Erde eine dieser Patronatssonden stehen ...
Fragte sich nur, warum sie damit überhaupt zögerten.
Weil Terra zu fern lag, jenseits der eigentlichen Grenzen des Sternengeleges? Eine dauerhafte Kolonie so weit abseits erforderte große Mittel und Anstrengungen. Und die bisherigen Erfahrungen zeigten deutlich, dass die Terraner ein extrem widerspenstiges Volk sein konnten.
Die Zeit verging in mancherlei Hinsicht quälend langsam, während andererseits die Heimatflotte fluchte, dass sie weitere Wochen benötigten, um das Solsystem wenigstens ansatzweise auf einen Angriff vorzubereiten. Die Werften arbeiteten auf Hochtouren, auch die lunare Werft unter NATHAN produzierte unablässig die Dominoraumer des Ylatoriums.
NATHAN meldete sich mit der Nachricht, dass er im Kriegsfall eine Tausendschaft seiner Ylanten als Soldaten zur Verfügung stellen würde, die als Fünfte Kolonne den Weg nach Orion Delta antreten könnten. Die Dominoraumer waren langsam, aber robust, versicherte das Mondgehirn.
Davon hörte Adams zum ersten Mal und fragte sich, über welche Möglichkeiten NATHAN im Ylatorium wohl verfügte.
Am Tag elf kam es zu Kämpfen zwischen den Vanothen und einer neu gegründeten Gruppe, die sich schlicht als Antivanothen bezeichnete. Diese gingen davon aus, dass eine friedliche Existenz in diesem fremden Universum nicht möglich war und man alle Kraft in den Versuch legen sollte, in die Heimat zurückzukehren.
Dass eine solche Vereinigung entstand, wunderte Adams nicht – wohl aber die Heftigkeit und Radikalität, mit der diese Leute gegen die Vanothen vorgingen. Bei einer Demonstration begnügten sie sich nicht mit einer Gegendemonstration, sondern lieferten sich eine Straßenschlacht, bei der mehr als 400 Roboter und menschliche Sicherheitskräfte für Ordnung sorgen mussten. In der Tassar-Road eskalierte die Situation, als ein Topsider auftauchte und von der Menge zu Tode getrampelt wurde.
Später stellte sich heraus, dass es sich gar nicht um einen Topsider gehandelt hatte – diese hatten sich vollständig in ihre Siedlung in Neu-Atlantis zurückgezogen –, sondern um einen Arkoniden in einem stümperhaften Kostüm. Wenn auch nicht stümperhaft genug, um ihm das Leben zu retten.
Diesmal kehrte Peran-Gord pünktlich wie angekündigt zurück. Das Treffen mit ihr fand erneut in dem Flachbau in Skiaparelli statt.
*
Tomasso Coen sah erschöpft aus, aber unversehrt, und schon in der ersten Minute, nachdem er das Topsiderschiff verlassen hatte, berührte er kurz mit der linken Hand sein Kinn.
Diese Geste hatte die TLD-Direktorin Julia Togora mit ihm verabredet – er signalisierte damit, dass er über seinen freien Willen verfügte und im Kommenden wahrheitsgemäß berichten würde.
Natürlich gab die Erfüllung dieser Absprache nur einen Hinweis und war kein definitiver Beweis, dass der Resident tatsächlich unbeeinflusst war. Es konnte sein, dass die Topsider die Absprache kannten und ihn zu der Geste zwangen. Trotzdem beruhigte es Adams, und im folgenden Gespräch gewann er den Eindruck, dass Coen aus freien Stücken handelte und redete. Er kannte ihn aus jahrelanger enger Zusammenarbeit.
Mit ihm gemeinsam verließen Peran-Gord und eine bislang unbekannte Topsiderin das Raumschiff. Jede einzelne Schuppe ihrer echsenhaften Gesichtshaut war kunstvoll an den Rändern in sattes Grün getaucht. Ein Ring um die Augen leuchtete feuerrot.
»Die Gelegemutter«, sagte Peran-Gord, »hat beschlossen, persönlich mit euch zu reden. Ich weise darauf hin, dass eine Flotte aus acht Kampfkreuzern in der Nähe steht. Sollte Berega-Gan etwas zustoßen, wird ...«
»Ich bin sicher, sie haben verstanden.« Die Herrscherin der Topsider stand auf einer kleinen Antigrav-Schwebeplattform, die sie dicht über dem Boden dahintrug. »Wir kommen nur zu zweit, Advisor. Da der Resident neben dir für dein Volk spricht, kannst du alle anderen wegschicken.«
»Die Gelegemutter schätzt keine großen Zusammenkünfte«, ergänzte Tomasso Coen.
Homer G. Adams folgte der Aufforderung, und so saßen sie wenig später zu viert an den Tischen, die für weitaus mehr Personen konzipiert waren. Diesmal setzten sich die beiden Topsiderinnen auf die speziell angefertigten Sessel.
»Das Sternengelege strebt kein Bündnis mit den Terranern an«, erklärte Berega-Gan. »Allerdings auch keinen Krieg. Wir sind bereit, unsere Kultur zu öffnen und eurem Volk Einblicke zu gewähren, damit ihr lernen könnt. Zugleich«, fügte sie gönnerhaft hinzu, »werden wir euch ebenfalls studieren, um eure Handlungen in Zukunft besser zu verstehen.«
»Danke«, sagte Adams.
»Dies ist kein Friedensangebot«, präzisierte Resident Coen, der während der Reise offenbar bereits ins Bild gesetzt worden war oder die Bedingungen aktiv ausgehandelt hatte.
»Das Sternengelege ist die höhere Macht«, fuhr die Gelegemutter fort, »die euch zur Kenntnis nimmt und gewähren lässt, solange ihr seine Belange nicht stört. Ein ständiger Austausch von Botschaftern mag dazu dienen, dieses Verhältnis aufrechtzuerhalten.«
»Ich begrüße diese Idee«, sagte Adams. »Die Schiffe sind allerdings derzeit nicht in der Lage, diese Strecke sicher zurückzulegen.«
»Spiel eure Möglichkeiten nicht herunter«, forderte Peran-Gord. »Ihr habt das Beteigeuzesystem erreicht.«
»Das zweihundert Lichtjahre näher liegt als ...«
»Es wird euch gelingen«, unterbrach die Gelegemutter. »Zumal der erste Botschafter der Menschheit auf unserem Heimatplaneten die Reise bereits einmal angetreten hat und wieder mit uns zurückfliegen wird.«
Adams stutzte.
»Ich habe zugestimmt, dieses Amt anzunehmen«, sagte Tomasso Coen. »Ich danke als Resident ab und werde die Gelegemutter zurück nach Topsid begleiten.«
Diesmal läuft es so, wie Peran-Gord es sich schon für das erste Treffen vorgestellt hat, dachte Adams. Die Echsen präsentieren die Fakten, und wir stimmen zu.
Allerdings waren die Fakten nicht so übel wie befürchtet, und wichtiger war das Ergebnis, das ihn unendlich erleichterte.
Kein Krieg.
Kein Angriff der Topsider.
»Wer soll das Amt der topsidischen Botschafterin im Solsystem antreten?«, fragte Adams.
»Ich habe Peran-Gord von sämtlichen Pflichten freigestellt«, sagte die Gelegemutter. »Sie hat den Kontakt mit euch gesucht und weise entschieden, mich hinzuzuziehen, obwohl sie in meiner Autorität hätte sprechen und eure Zivilisation vernichten können.«
»Eine weise Entscheidung«, wiederholte der Advisor, und es kostete ihn Mühe, die folgenden Worte auszusprechen: »Willkommen, Botschafterin Peran-Gord.«
*
In den Erinnerungen des Nicht-Traums der Suspension sehe ich die ehemalige Militärkommandantin und spätere erste Botschafterin Peran-Gord vor mir. Die Bilder zeigen mir die schwierigen Phasen im Umgang mit ihr, aber auch den Kern an gutem Willen, den es in ihr gab.
Jahre später, als die ersten gegenseitigen Botschafter ihre Amtszeit beendeten, sagte Peran-Gord zu mir, dass sie nicht bereute, wie sie sich entscheiden hatte. Doch sie warnte mich, dass kommende Generationen die Lage womöglich anders beurteilen würden.
Ich höre wieder ihre Worte: Die eigentliche Retterin der Menschheit ist Berega-Gan, und die Gelegemutter ist alt. Der Krieg ist aufgeschoben, aber eine neue Mutter wird bald unser Volk anführen, und nach ihr eine dritte. Das Sternengelege vergisst nicht, und am Ende ist der Krieg unvermeidlich.
Aber der Krieg kam nicht, jahrhundertelang nicht. Der Konflikt brodelte stets unter der Oberfläche, und wer weiß – Perry Rhodans Ankunft verändert womöglich alles.
Das hat er an sich, der große Terraner.
Doch zuerst schwebe ich körperlos in den Erinnerungsbildern, und es gibt so viel, das ich noch nicht wieder durchlebt habe.
Die traurige Mission.
Den Bau des Gestänges aus den Trümmern des Pluto und den Wechsel des Instituts zur Erforschung des Dyoversums von Luna dorthin.
Der erste Vanothen-Resident Joakim Fabergé und der Rückzug des aktuellen Vano Porphyrio Dana in die Tiefen von Skiaparelli.
Jahrhunderte der Entdeckung und Forschung, Menschen, die gekommen und gegangen sind. Wunder und Enttäuschungen.
Ich gebe mich den Bildern hin und lasse mich treiben. Und wer weiß, wenn ich erwache, kann ich vielleicht alles Perry Rhodan erzählen.