Читать книгу Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan - Страница 86
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Shukkner
Klurn wurde immer langsamer, je mehr Zeit verging. Der nahende Winter setzte ihm zu.
Die kalte Feuchtigkeit schmerzte selbst in Shukkners Knochen. Dabei war er mindestens sechs Jahre jünger als sein Sklave, so viele, wie er Finger an einer Hand hatte. Ächzend stieg er in den Laderaum des Wagens.
»Immerhin hat Klurn nichts verlernt«, sagte er sich.
Er strich über die Schnittflächen der Fallbeile. Sie ritzten ihm die Haut auf, und Blut quoll aus den schmalen Wunden. Shukkner lutschte die Finger ab. Der Schachtelhalmsud brannte auf dem offenen Fleisch.
Schon griff er nach den Auslösern der Enthauptungsmaschine. Alle Eisen fielen mit einem sauberen, schnittigen Geräusch.
Shukkner schnalzte zufrieden.
Er bückte sich. Die Körbe hingen unter den Beilen, sie waren gereinigt, die Maschen tadellos. Die Buntmetallrinnen, die zu den Blutschalen führten, glänzten frisch poliert.
Klurn hatte sich während der Fahrt nützlich gemacht. Das erforderte nun doch ein Lob.
Also zwängte sich Shukkner an den fest verzurrten Maschinen vorbei zur Tür der Räucherkammer. Die Späne waren verbrannt, die Glut erloschen, die Asche größtenteils in die Auffangschale gerieselt.
Der Dovoin steckte den Kopf in die Kammer. Das Aroma der Würste flutetet seine Kopfrinne und die darin befindlichen Riechschwämmchen. Es roch nach Trunzenholz und Geiferkraut, nach Salz und Fett.
Shukkner stampfte belustigt mit den Plattfüßen auf die Bohlen des Laderaums. Er wusste von den Gerüchten, der Wohlgeschmack der Würste sei dem Umstand zu verdanken, dass er nichts verkommen ließe. Zumal nicht das hin und wieder sehr frische Fleisch seiner Klienten.
Unsinn, natürlich! Kannibalismus war verboten!
Aber was nützte es, dem Hörensagen zu widersprechen? Vor allem, wenn es den Warenabsatz förderte.
Shukkner schloss die Räucherkammer wieder. Mit einer Lobwurst für Klurn in der Hand ging er zum Lagerraum und überprüfte die Salzsäcke – sie waren trocken. Die nächsten Würste konnten damit gewürzt und konserviert werden. Die Kräuter hingen in Bündeln von der Decke und dörrten rasch, sodass sie nicht verdarben.
Zufrieden stieß Shukkner ein heiseres Schnauben aus.
Ein Rumpeln erklang. Der Boden unter seinen Füßen schwankte.
Der Dovoin schnaubte erneut. Die Tiere waren angeschirrt. Endlich ging es weiter.
Es wurde auch Zeit. Der Weg nach Bossonu war lang.
*
Die Sonne ging unter, ohne dass sie Bossonu erreicht hatten. Der morastigen Straße durch die Hügellandschaft der Morgennebel waren weitere schwierig befahrbare Wege gefolgt.
Shukkner hatte das Gefühl, dass Klurn bei jedem Anschirren und Vorspannen der Blyuden trödelte. Manchmal glaubte er, sein Sklave hätte nicht alle beisammen, als flüsterte ihm jemand Unsichtbares ins Ohr. In solchen Momenten wurden seine Bewegungen träger als ohnehin schon, die Handgriffe fahrig, die Blicke gingen ins Leere.
Dabei war Klurn beileibe kein Greis oder senil. Daher konnte sein seltsames Gebaren nicht am Alter liegen. Eine frühere Krankheit mochte hingegen ihre Spuren hinterlassen haben. Vielleicht blieb er aus diesem Grund bei ihm, statt sich der gewonnenen Freiheit zu erfreuen und die Sklaverei hinter sich zu lassen.
Bei Shukkner und seinem schweren Dampfgefährt war er in gewohnter Umgebung. Klurn wohnte in der winzigen Schlafkammer, wohin sie auch reisten, blieb bei den Blyuden, der Räucherkammer und dem Laderaum mit den Enthauptungsmaschinen.
Andererseits machte der Sklave sich in jeder neuen Stadt, die sie erreichten, allein auf den Weg. Wusste der Gruzz, was er in diesen Zeiten trieb; es interessierte Shukkner nicht.
Der Dovoin sah in den Himmel, der sich rot färbte, während Klurn, langsam wie eh und je, die Blyuden von dem Geschirr befreite. Die Straße vor ihnen war ordentlich befestigt. Das Schweröl glühte heiß, der Dampfkessel bollerte, die Kolben waren bereit, die Räder anzutreiben.
Shukkner hoffte, dass die Zug- und Lastentiere nicht zu erschöpft waren, und die Fahrt dadurch gebremst wurde, dass sie Rücksicht auf ihr Tempo nehmen mussten. Doch üblicherweise hielten sie mit Leichtigkeit Schritt, sofern sie keine zusätzlichen Lasten trugen.
»Klurn, wann bist du endlich fertig?«, rief Shukkner aus der Fahrerkabine. Er stopfte sich eine frische Portion Halmkraut in den Nährmund. Es vertrieb die Müdigkeit und schärfte seine Aufmerksamkeit. »Die Stadttore Bossonus schließen, sobald die Sterne am Himmel stehen!«
»Tue mein Bestes, Herr«, kam die schläfrige Antwort.
Wusste der Gruzz, warum Shukkner ihn nicht längst in die Schlammwüste von Guryaz getrieben hatte!
Aber manchmal hatte Klurn gute Ideen, die ihn besänftigten. Auch in diesem Moment beruhigte Shukkner sich, indem er an die klingenden Münzen dachte, die der Sklave erst kurz vor ihren Aufbruch nach Bossonu durch den Handel mit einem Splitterjäger in seine Kasse gespült hatte. Er musste ihm einen Hinweis auf einen aussichtsreichen Himmelssplitter gegeben haben, den sie auf ihren Reisen entdeckt hatten.
Die Blyuden trotteten auf ihren sechs Beinen zur Rückseite des Anhängers. Mit einem Scheppern schloss die Seitentür, durch die Klurn in seine Schlafkammer gestiegen war.
Endlich ging es weiter!
Shukkner gab Dampf, der Wagen rollte los und nahm Geschwindigkeit auf. Zu dieser Tageszeit waren nur wenige Gefährte auf der ansonsten staugeplagten Straße unterwegs.