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7.

Cairaner

Als Rhodan in der Zentrale eintraf, waren alle Stationen besetzt.

Atlan stand neben Cascard Holonder; beide hörten Lit Olwar zu. Der Chef der Ortungsabteilung sagte eben: »Hier kommt die erste visuelle Umsetzung der Daten über die beiden nicht identifizierten Flugobjekte!«

»Objekt mit 50,5 Millionen Kilometer noch weit außer Kernschussreichweite der Transformgeschütze«, meldete Valentin Taru.

Die maximale Distanz dieser überlichtschnellen Kanonen lag bei zweieinhalb Millionen Kilometern. Die schweren Polgeschütze mit den Paratronwerfern und Dissonanzwaffen, einer Großversion des Intervallstrahlers, überbrückten deutlich mehr, nämlich zwölf Millionen Kilometer. Aber die beiden Schiffe die im Haupt-Hologlobus erschienen, waren weit von diesem Wirkungsbereich entfernt. Zudem hatte ANANSI die Paratronwerfer noch nicht einsatzbereit gemeldet.

Perry Rhodan betrachtete die beiden Flugkörper und las die Informationen ab, die ins Bild eingeblendet waren.

Die Gebilde waren knapp über hundert Meter lange, flache Ellipsoide. Aus dem Bug- und Hecksegment ragten überlange Antennen. Sie trieben parallel mit einem Zehntel der Lichtgeschwindigkeit durch den Raum. Die Phalanx ihrer Antennen richtete sich auf die RAS TSCHUBAI. Dann schwenkten die beiden Objekte in einem Abstand von beinahe 50 Millionen Kilometern in einen Orbit um die RAS TSCHUBAI ein.

»Die fremden Objekte haben soeben mit einer Hyperfunksendung begonnen«, meldete Olwar.

»Können wir die Funksprüche dechiffrieren?«, fragte Atlan.

»Negativ«, sagte Olwar.

Rhodan nickte Gucky zu. »Hol bitte unseren Gast. Sei nett zu ihr, sie kennt dich noch nicht.«

Gucky teleportierte. Die Luft strömte mit einem kaum wahrnehmbaren Hauch ins plötzlich entstandene Vakuum.

Einen Augenblick später war Gucky mit Zemina Paath zurück. Der Ilt hielt die seltsame Frau an der Hand – er hatte sie ergriffen, wahrscheinlich, ohne viel Worte zu verlieren. Sie schien aber nicht verwundert zu sein, ihr Gesichtsausdruck war gelassen. Entweder hatte sie sich über Gucky im Voraus informiert, oder sie war bemerkenswert abgeklärt.

Rhodan wies mit dem ausgestreckten Arm auf die beiden Flugkörper, die sich im Hologlobus zeigten. »Hast du so etwas schon einmal gesehen?«

»Das sind cairanische Sonden«, sagte Zemina Paath. »Mobile Mentaltaster.«

»Wie konnten sie uns finden?«, fragte Atlan. Die Schärfe in seiner Stimme war überdeutlich, nur Paath schien sie nicht zu bemerken.

»Ich vermute, dass einige Zehntausend dieser Sonden im Halo der Galaxis patrouillieren.«

»Das wäre etwa eine Sonde pro hundert Millionen Kubiklichtjahre«, rechnete Atlan vor. »Keine sonderlich beeindruckende Leistung, würde ich sagen.«

»Sie suchen euch seit Jahrhunderten«, sagte Paath. »Und mein Nashadaan vermutet, dass sie sich in einem Raumgebiet konzentrieren, in dem vor Zeiten eine ganze Welt aus dem Universum gebrochen worden ist.«

Rhodan und Atlan warfen sich einen kurzen Blick zu. Rhodan sah Paath forschend an. »Da ist noch etwas, nicht wahr?«

Sie bildete mit Daumen und Zeigefinger die Geste der Bejahung. »Mein Nashadaan meint: Die Mentaltaster vermögen deine Ausstrahlung in einem Radius von 13 Lichtjahren zu orten.« Dann wanderte ihr Blick zu Atlan. »Kommst du mit deinem Zellaktivator dazu, ist es ein Radius von 13 mal 13 Lichtjahren.«

»Eine Raumkugel von 338 Lichtjahren Durchmesser«, murmelte Atlan. »Und über 20 Millionen Kubiklichtjahren Inhalt.«

»Und Guckys Aktivator?«

»Wahrscheinlich muss man den ebenso werten. Je mehr Aktivatoren, desto ...«

»Du hättest uns warnen sollen«, sagte Rhodan. Seine Stimme klang rau.

»Ich habe euch gewarnt«, sagte Paath.

»Was wird nun geschehen?«

»Sie werden euch jagen«, sagte Paath. »Sie werden eure Position melden, das Schiff angreifen und versuchen, es aufzubringen oder zu vernichten.«

»ANANSI!«, rief Rhodan. »Können wir den HÜ-Schirm hochfahren?«

»Hochenergie-Überladungsschirm ist verfügbar«, antwortete ANANSI. »Ich empfehle allerdings gegebenenfalls, seinen Durchmesser von den üblichen 9936 Meter auf maximal 5000 Meter zu konzentrieren.«

»Das wäre der Durchmesser der Libratronvakuole«, bemerkte Rhodan. »Schlägst du vor, beide zur Deckung zu bringen?«

»Ich schlage vor, die Vakuole zunächst in Reserve zu halten. Ich kann für ihre Stabilität noch nicht ganz garantieren.«

Das war ärgerlich. Die Libratronvakuole ermöglichte dem Schiff einen stationären Aufenthalt in einer sogenannten Halbraumblase, womit es einem Angriff mit konventionellen Mitteln entzogen war, überdies nicht mehr zu orten. Allerdings war der permanente Einsatz der Vakuole wegen der enormen Belastung auf 24 Stunden befristet.

Aber nun hatten die beiden Flugobjekte sie sowieso bereits erfasst.

»Wir beschleunigen«, befahl Rhodan. »Sobald der Librotronantrieb oder der Transitions-Strukturfeldkonverter verfügbar ist, gehen wir in den Überlichtmodus. Cascard, bring uns weg von hier!«

»Feuern wir auf die Sonden, wenn sie uns verfolgen?«, fragte Valentin Taru.

Rhodan überlegte kurz. Atlan nickte ihm unmerklich zu. »Wir legen zunächst nur eine kurze Etappe mit Überlicht zurück«, sagte Rhodan. »Wenn wir in den Normalraum zurückkehren und feststellen, dass die Mentaltaster uns folgen konnten, eröffnen wir das Feuer:«

Das Schiff hatte Fahrt aufgenommen. Einige Sekunden verstrichen.

Dann materialisierten drei riesenhafte Objekte, genau in der Flugbahn der RAS TSCHUBAI.

*

»HÜ-Schirm hochfahren!«, befahl Holonder ruhig.

»HÜ-Schirm steht.« Valentin Taru fiel ihm fast ins Wort.

»Das sind sie«, sagte Zemina Paath. »Die Cairaner.«

Rhodan betrachtete die drei Raumschiffe im Hologlobus mit kühler Neugier. Sie waren elliptisch und durchmaßen maximal 2800 Meter.

»Das sind ästhetische Konstruktionen«, hörte er Sichu Dorksteiger sagen. »Wirklich schön.«

»Die Posaunen von Jericho waren sicher auch ganz schöne Instrumente«, kommentierte Gucky.

»Was weißt du denn über die Posaunen von Jericho?«, murmelte Atlan.

»Ich bin musikalischer, als der Laie meint«, versetzte der Ilt.

Perry Rhodan hörte dem Geplänkel nur mit halbem Ohr zu. Sichu hatte Recht: Es waren erstaunlich makellose Gebilde. Ihre Hülle bestand aus einem silbrig weißen, reflektierenden Material, in dem sich die ganze Pracht der Milchstraße spiegelte.

Inmitten des ovalen Schiffskörpers war ein Freiraum ausgespart, in dem eine riesige, bei dem größten Exemplar etwa 600 Meter durchmessende Kugel aus reiner, rötlich flammender Energie leuchtete wie eine Miniatursonne. Diese Energiesphäre wurde von vier metallenen Zangen und daraus hervorgehenden Spangen eingefasst wie der Edelstein in einem Schmuckstück.

Der ovale Grundkörper brachte es auf 300 Meter Dicke. Auf der Ober- wie auf der Unterseite des Rings sah man vier größere und etliche kleinere Kuppeln.

»Raumschiffe wie Augen«, entfuhr es Holonder. »Augenschiffe.«

Atlan trat näher an Rhodan heran. »Wie, bei den She'Huhan, haben sie es so schnell hierhin geschafft?«

»Ich glaube nicht, dass deine Sternengötter ihnen dabei geholfen haben«, sagte Rhodan. »Ich tippe auf exzellente Hyperortungs- und Funktechnologie und Antriebstechnik.«

»Du bist eben ein knochentrockener Pragmatiker.«

»Der Transitions-Strukturfeldkonverter ist nun einsatzbereit«, teilte ANANSI mit. »Bleibt es bei deinem Befehl, in den Überlichtflug zu gehen?«

»Was ist mit dem Librotronantrieb?«, fragte Rhodan.

»Wir machen Fortschritte«, sagte die Semitronik. »Gib mir noch etwa drei Minuten.«

Rhodan nickte. »Sollst du haben. Wir bleiben im Normalraum. – Lit, offener Funkspruch an die drei Raumschiffe. Grüße, dann die Aufforderung: Sie sollen sich identifizieren.«

»Wir erhalten eben ein Kontaktsignal von einem der drei Raumer«, sagte Lit Olwar. »Dem mittleren Schiff.«

»Kontaktsignal akzeptieren«, sagte Rhodan.

Das Bild im Hologlobus wechselte.

Es war nicht Rhodans erster Erstkontakt. Er nahm sich Zeit, sein Gegenüber zu taxieren, und diese Zeit nahm sich jener auch für ihn.

Der Fremde stand hoch aufgerichtet. Er war humanoid, aber ohne Zweifel nicht menschlich. Seine Maße waren ohne Referenzpunkt schwer zu schätzen. Rhodans Intuition sagte ihm allerdings, dass dieses Wesen groß war, deutlich größer als er selbst.

Eine hochbeinige Erscheinung, der Rumpf gedrungen; die Schultern an den Gelenken stark, fast kugelförmig ausgebuchtet; die Haut golden, dabei gefleckt. Der Schädel, haarlos, noch stärker gemustert als die sonstige Haut. Die Iris in den Augen ockerfarben, die Pupillen waagerechte Balken. Die Nase flach und offenbar beweglich. Sie blähte sich; Rhodan war, als versuchte sein Gegenüber ihn zu riechen. Der Mund war lippenlos, seine Ränder anscheinend verhornt.

Auffällig andersartig waren die Arme. Sie teilten sich am Ende in zwei vierfingrige Hände, die über jeweils zwei Daumen verfügten. Das äußere, körperabgewandte Paar Hände wirkte kräftig, muskulös, beinahe grobschlächtig; das innere sah deutlich feingliedriger aus, obwohl es in Handschuhen steckte.

»Ich hatte dich um Identifizierung gebeten«, eröffnete Rhodan mit ruhiger Stimme das Gespräch. »Zu welchem Zweck und mit welcher Berechtigung halten sich deine Schiffe im Halo unserer Galaxis auf?«

Naturgemäß war die Mimik im golden gefleckten Gesicht fremdartig. Rhodan konnte sich dennoch nicht des Eindrucks erwehren, dass sein Gegenüber für einen Moment die Fassung verlor, sich aber rasch wieder fing.

»Dies«, sagte er in einem akzentlosen Interkosmo, »ist die MAIDAC ODAIR an der Spitze eines Verbandes, der im Auftrag von Halo-Konsul Aionguma Baldaraise unser Territorium schützt und hütet.«

»Tatsächlich?«, sagte Rhodan leichthin. »Inwieweit es sich hier um euer Territorium handelt, werden wir gerne ein andermal klären. Aber nun gebt meinem Schiff den Weg frei.«

»Schwerlich«, sagte sein Gegenüber, der sich – wie Rhodan selbst auch – bisher nicht vorgestellt hatte, aber wohl der Kommandant des Augenschiffs war, mit dem sie in Funkverbindung standen. »Stattdessen werdet ihr die Fahrt stoppen und eines meiner Kommandos zur Inspektion an Bord lassen.«

»Warum genau sollten wir das tun?«

»Weil wir auf ein Schiff wie deines lange gewartet haben und sichergehen müssen, dass es für den Friedensbund der Cairanischen Konsulate keine Bedrohung darstellt.«

»Wir bedrohen niemanden«, sagte Rhodan. »Du kannst an Bord kommen, und wir reden; und ich bin bereit, an Bord deines Schiffes zu kommen. Aber ich werde mein Schiff nicht ausliefern.«

»Wir werden sehen.« Der Cairaner gab, wie Rhodan bemerkte, mit einer seiner Innenhände ein fast unsichtbares Zeichen.

Das mittlere der drei Schiffe feuerte.

*

Die Impulsgeschütze ihrer Gegner saßen offenbar in den Kuppeln, die sich aus der Ober- wie Unterseite des ringförmigen Schiffskörpers erhoben. Ein Segment des Hologlobus zeigte eine stark stilisierte Darstellung der RAS TSCHUBAI. Man sah, wie sich dort, wo die Impulsstrahlen auf den grünlich leuchtenden HÜ-Schirm trafen, schwarze Aufrisse auftaten und die ungeheuren Energien, die der Explosion einer Wasserstoffbombe gleichkamen, in den Hyperraum ableiteten.

»Sie testen uns nur«, erkannte Atlan. »Das ist bloß das Vorspiel.«

Kurz darauf feuerten die anderen beiden Schiffe auf die RAS TSCHUBAI.

»Feuer mit funktionsgleichen Waffen erwidern!«, befahl Rhodan.

»Zwölf MVH-Geschütze im Polbereich auf Impulsmodus«, meldet Taru.

»Noch keine volle Feuerkraft. Dosis allmählich erhöhen. Feuer frei auf mittleres Schiff.« Rhodan beugte sich leicht vor und beobachtete die Reaktion im Panoramaholo.

»Cairanerschiff kassiert die Treffer«, informierte Olwar. »Sein Schutzschirm funktioniert eindeutig nach einem Paratronprinzip. Sehr effektiv. Wirkungsgrad deutlich über bekanntem Liga-Standardniveau.«

»Achtung«, meldete sich ANANSI. »Innerhalb der Energiesphäre des mittleren Schiffes werden Umstrukturierungen von Hyperenegiefeldern vorgenommen. Energie wird fokussiert und abstrahlbereit gemacht. Vermutlich ein Waffensystem.«

»Librotronantrieb und Libratronvakuole bereit?«, fragte Rhodan.

»Stehen zur Verfügung«, antwortete die Semitronik.

»Aktiviere die Vakuole unmittelbar nach Treffer durch die unbekannte Waffe.«

Atlan beugte sich zu Rhodan. »Du gehst da ein ziemliches Risiko ein, mein Freund.«

»Hätten sie uns zerstören wollen, hätten sie längst alle ihre Systeme eingesetzt«, sagte Rhodan. »Wir sind noch in der Testphase, denke ich.«

»Deine Gedanken ins Ohr der Sternengötter.«

Das mittlere Schiff feuerte erneut.

Für einen Menschen zeitgleich, tatsächlich winzigste Sekundenbruchteile nach dem Treffer, befand sich die RAS TSCHUBAI in der Libratronvakuole. Im Panoramaholo zeigte sich das konturenlose Graurot des Linearraums, wie immer durchzogen von lichtlos-schwarzen Schlieren und bedeutungslosen Zeichen.

»HÜ-Schirm hat dem Beschuss nicht standgehalten«, teilte ANANSI leidenschaftslos mit. »Das eingesetzte Waffensystem arbeitet ähnlich einem Paratronwerfer und hat rund tausend Megatonnen Vergleichs-TNT ins Ziel gebracht. Wahrscheinlich ist nicht die größtmögliche Energiemenge abgefeuert worden.«

»Testphase eben«, sagte Rhodan und grinste Atlan kalt an.

»Es war knapp«, sagte der Arkonide.

»Ist es das nicht immer?«, fragte Rhodan, nur für Atlan hörbar. Dann sagte er laut, aber ohne Eile: »Cascard, bring uns weg von hier!«

Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1)

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