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Einfach und erfreulich soll es sein!

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Manche beten lieber zu Beginn des Tages, so wie es Jesus oft tat: „Am nächsten Morgen stand Jesus vor Tagesanbruch auf und zog sich an eine einsam gelegene Stelle zurück, um dort allein zu beten.“16 Andere finden es morgens schwierig und nehmen sich am Abend Zeit, bevor sie schlafen gehen. Das machte Jesus auch: „Abends verließ er die Stadt und verbrachte die Nächte am Ölberg.“17 Pendler beten oft eine halbe Stunde im Auto oder im Zug oder versorgen sich mit Gottes Wort. Vielbeschäftigte Mütter von Kleinkindern finden es vielleicht am einfachsten, sich während des Tages kleine Zeit-Häppchen zu nehmen. Susanna Wesley, die Mutter von John und Charles (und unser „Gebets-Vorbild“ am Ende dieses Kapitels) pflegte sich die Schürze über den Kopf zu ziehen. Immer wenn sie das tat, wussten ihre zehn – richtig: zehn – Kinder, dass sie betete und nicht gestört werden durfte.

Egal, welche Tageszeit für dich am besten sein mag – um vom sporadischen, spontanen Ansatz zu einer nachhaltigen, verändernden Gebetsgewohnheit zu wechseln, gibt es einen Schlüssel: Halte dein Beten so einfach und erfreulich wie möglich.

Einfach. Die Entscheidung, bis an dein Lebensende täglich vor Sonnenaufgang aufzustehen und eine Stunde lang ununterbrochen Fürbitte zu tun, wird sich schwerlich als tragfähig erweisen. Viel besser wäre ein erreichbares Ziel – anfangs vielleicht nur eine Viertelstunde täglich zu einem geeigneten Zeitpunkt an einem günstigen Ort. Du wirst angenehm überrascht sein, wie leicht das ist und wie oft du die Stille Zeit überziehen wirst. Mehr noch: Bleibst du zwei Monate lang dabei, könnte es nach der Aussage von Psychologen eine lebenslange Gewohnheit werden.18

Erfreulich. Es ist auch wichtig, die tägliche Andacht so schön wie möglich zu machen. Meistens freue ich mich auf meine Momente der Stille, in denen ich mit dem Herrn allein bin, morgens mit einem großen Becher Kaffee in der Hand, mittags, wenn ich eine Pause einlege und das Vaterunser bete, und spätabends beim Spaziergang unter Sternen. Ich bin gespannt, wenn ich die Bibel aufschlage und überlege: „Was wird mir der Herr heute sagen?“ Es ist ein Vorrecht, meine Anliegen mit dem lebendigen Gott besprechen zu können.

Ich werde oft gefragt, wie mein persönlicher Gebetsrhythmus aussieht. Erst wollte ich etwas so Privates nicht preisgeben, aber dann habe ich beschlossen, es doch zu tun – ganz einfach in der Hoffnung, dass es anderen Menschen helfen kann, ihre eigene einfache, erfreuliche Gebetsstruktur zu entwickeln. Vorsorglich muss ich aber zwei Dinge sagen. Erstens: Denke bitte nicht, du müsstest meine Routine kopieren. Meine Umstände und Vorlieben sind möglicherweise ganz anders als deine. Zweitens: Du musst verstehen, dass ich es oft nicht schaffe. Oft ist viel los und ich lasse mich leicht ablenken. Wenn das passiert, versuche ich, mich nicht dafür herunterzumachen. Ich fühle mich überhaupt nicht weniger geliebt oder berufen oder nützlich für den Herrn. Ich stehe einfach nur wieder auf und fange von vorn an.

Normalerweise esse ich drei richtige Mahlzeiten am Tag und versuche, daran angelehnt, mich auch geistlich dreimal täglich zu nähren: morgens, mittags und abends.

Morgens: Stille Zeit. Fast jeden Morgen beginne ich meinen Tag, indem ich kurz in der Bibel lese und bete. Ich wechsele etwa vierteljährlich zwischen verschiedenen Andachtsbüchern, die ich gut finde. Dazu gehören Nicky Gumbels „Bible in One Year“, das „Celtic Daily Prayer“ der Northumbria Community und die „Divine Hours“ von Phyllis Tickle.19

Mittags: Vaterunser. Jeden Mittag erinnert mich die Weckfunktion meiner Uhr daran, eine Pause zu machen und das Vaterunser zu beten. Das ist etwas, was ich ziemlich schnell (und, wenn ich in der Öffentlichkeit bin, im Stillen) mache, aber manchmal schaffe ich es, langsamer zu beten und jede Zeile persönlich zu nehmen und tiefer zu ergründen.

Abends: Examen. Vor dem Zubettgehen setze ich mich oft schweigend hin oder gehe kurz mit den Hunden raus, um den Tag zu verarbeiten. Das ist meine eigene Version einer alten Gebetshilfe des heiligen Ignatius namens „Examen“ (oder „Gebet der liebenden Aufmerksamkeit“, siehe Kapitel 10). In diesen Momenten klage und juble und flehe ich nicht: Ich bringe meine Seele zur Ruhe, denke dankbar an den Tag zurück, der nun zu Ende geht, und bereite mich innerlich auf den Schlaf vor.

Zwischen diesen drei Fixpunkten flechte ich Beten auch auf andere Weise in mein Alltagsleben ein. Zum Beispiel bemühe ich mich, dreimal pro Woche im Fitnessstudio nicht nur meinen Körper zu trainieren, sondern auch meine Seele, indem ich Anbetungsmusik, Predigten oder interessante Podcasts höre, während ich auf dem Crosstrainer schnaufe. Beim Abendessen hat unsere Familie das Ritual entwickelt, das große, klobige Festnetztelefon auf dem Tisch kreiseln zu lassen. Dem, auf den es dann zeigt – auch wenn das ein nichtchristlicher Gast ist – werden zwei große Privilegien gewährt: Er darf das Tischgebet sprechen (Gott für das Essen danken) und jedem Einzelnen am Tisch irgendeine Frage stellen. Wir hatten schon alle möglichen Verhöre im Lauf der Jahre: peinlichstes Erlebnis? Früheste Erinnerung? Das Schlimmste, was du je gegessen hast? Das Ungezogenste, was du je getan hast? Es ist eine wunderbare Regel, die alle in die Sakramente der Gemeinschaft und des Danks einbezieht.

Das sind also die einfachen, erfreulichen Gewohnheiten, die meinen Tag durchsetzen und mir die Gegenwart und Gesprächsbereitschaft Gottes stärker bewusst machen. Wenn du Mäuschen spielen könntest, wärst du wahrscheinlich nicht beeindruckt, so einfach und kurz sind meine Gebetszeiten oft, so oft vergesse ich auch mal eine, so nebensächlich ist das meiste, was ich mit dem Herrn bespreche, und so oft muss ich sagen: „O Herr, es tut mir wirklich leid.“

* * *

In diesem Kapitel habe ich drei der wichtigsten Bausteine des christlichen Gebetsverständnisses dargelegt: Einfachheit, Ehrlichkeit und Ausdauer. Ich habe dich auch ermutigt, deine eigene einfache, erfreuliche Gebetsgewohnheit zu entwickeln, z. B. täglich Stille Zeit zu halten.

Aber vielleicht ist es gar nicht deine größte Schwierigkeit, Raum und Zeit zum Beten zu finden. Vielleicht betest du schon regelmäßig. Du findest es aber etwas trocken und sehnst dich nach mehr Tiefgang. Gehen wir also den ersten Schritt im „P.R.A.Y.“-Prozess. Wie kaum etwas anderes steht diese Schlüsselerkenntnis für ein tieferes, erfüllteres Gebetsleben unserem Instinkt und unserer Kultur entgegen, ganz leicht wird sie ignoriert: Um anzufangen muss man aufhören. Um im Gebet voranzukommen, müssen wir lernen innezuhalten („Pause“)!

Weiterführende Literatur: Gary Thomas, Sacred Pathways (dt.: Neun Wege, Gott zu lieben).

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