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3: Entschleunigung und Fokus Wie man still wird vor Gott

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Alle Probleme der Menschheit wurzeln in der Unfähigkeit des Menschen, schweigend allein in einem Zimmer zu sitzen. (Blaise Pascal, Pensées)1

Die menschliche Seele ist wild und scheu. Der Psalmist vergleicht sie mit einem Hirsch, der nach frischem Wasser lechzt.2 Die keltische Volkstradition stellte sie als edles und scheues Wild dar. Der Lärm des Lebens verschreckt sie, sie weigert sich, auf Kommando hervorzukommen wie manches sklavisch ergebene, gezähmte Haustier. Aber wenn wir still sind, zeigt sie sich, neugierig und quicklebendig.

Wie im Leben hat auch im Gebet alles seine Zeit, „Schweigen und Reden“ (Pred. 3,7). Wenn wir den, der im „leisen Säuseln“ spricht, besser verstehen wollen, müssen wir uns mit der Stille anfreunden.3 Wenn wir die Gegenwart dessen zu Gast haben wollen, der sagt: „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin“, müssen wir selbst präsenter sein.4 Wir erwarten, dass er mit Donnerstimme spricht, aber meistens flüstert er. Wir erwarten, dass er in Nagelstiefeln kommt, aber er geht auf Zehenspitzen und versteckt sich in der Menge. Wir erwarten, dass er außergewöhnlich ist, aber er kommt „als unser Leben verkleidet“ zu uns.5

Man beginnt also das Beten am besten damit, dass man aufhört zu beten. Innehält. Still wird. Seine Gebetsliste aus der Hand legt und Gott seine Agenda überlässt. Genügend lange nicht mehr zu Gott spricht, um das Wunder zu erahnen, wer er wirklich ist. Dass man still ist vor dem Herrn und auf ihn wartet.6

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Wenn ich, als unsere Söhne noch ziemlich klein waren, nach einer mehrtägigen Reise wieder nach Hause kam, wurde ich manchmal von ihrem Geschrei begrüßt: „Dad, hast du mir was mitgebracht?“, oder: „Dad, Danny will nicht teilen!“, oder sogar: „Dad, was gibt’s zum Abendessen?“

„Schön, dass ihr mich so vermisst habt!“, rief ich dann in Richtung Kinderzimmer. „Nimmt mich vielleicht auch mal wer in den Arm?“ Ich wollte, dass sie zuerst anerkannten, dass ich wieder da war, bevor sie mich mit Bitten bombardierten. Sie sollten mich anschauen und einfach sagen: „Willkommen zu Hause, Daddy!“

In gewisser Weise hält es Jesus auch so in den ersten Zeilen des Vaterunsers. Bevor wir mit einer langen Liste loslegen mit all dem, was wir brauchen – das tägliche Brot, Vergebung der Sünden, Befreiung vom Bösen –, sollen wir, so sagt er, innehalten, Gott liebevoll mit „Unser Vater“ und ehrerbietig mit „Geheiligt werde dein Name“ ansprechen.

Das Gebet kann leicht zu einer Fortsetzung meiner allzu häufig hektischen Lebensweise werden. Abgelenkt und getrieben komme ich in den Vorhof des Königs – ohne mich darauf einzustellen, ohne Einleitung, ohne langsamer zu werden oder meine Augen zu ihm zu erheben, um seinem Blick zu begegnen. Aber die Weisen lehren uns, dass wahres Gebet nicht so sehr etwas ist, was wir sagen oder tun; es ist etwas, was wir werden. Nicht Transaktion, sondern Beziehung. Und deshalb beginnt das Gebet damit, dass wir ihn, zu dem wir kommen, angemessen begrüßen.

Kraftvoll beten

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