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Das Gebet der Sammlung

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Es gibt mehrere einfache Praktiken, die dir helfen können, in der Vorbereitung auf das Gebet deine zerstreuten Sinne zu sammeln. Vielleicht helfen dir diese vier Schritte:

1.Entspanne dich. Setze dich zu Beginn ein paar Augenblicke bequem hin, ohne etwas zu tun, vielleicht mit den Händen im Schoß, die Handflächen nach oben geöffnet. Lockere ganz bewusst jeden einzelnen angespannten Körperteil. Deine Haltung ist durchaus von Belang. Die Bibel schreibt von Knien, Händeheben, lang ausgestrecktem Liegen, sogar von Tanzen. Wenn du dich dem Herrn nahst, versuche eine Gebetshaltung zu finden, die sowohl bequem als auch bedeutungsvoll ist.

2.Atme. Atme beim Entspannen tief und langsam ein. Atme den Lebensatem des Heiligen Geistes ein und atme deine Sorgen mit leichten Seufzern aus. Eine flache und unregelmäßige Atmung ist ein häufiges Symptom von Angst und von Stress. Sie reduziert den Sauerstoffgehalt im Gehirn und verstärkt dadurch genau die Unruhe, die die flache Atmung überhaupt erst ausgelöst hat. Tiefes Atmen kehrt diese Bedingung um und hilft uns, klarer zu denken, verlangsamt den Herzschlag, senkt den Cortisolspiegel und bringt das Geschwätz in unserem Kopf zur Ruhe. Manche Menschen werden bei so etwas ein bisschen nervös. Sie fürchten Atemtechniken als ein mögliches Tor zu östlicher Mystik oder New-Age-Täuschung. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein, wenn unser Fokus auf Jesus liegt. Als er seinen Jüngern nach seiner Auferstehung erschien, „hauchte er sie an und sagte: ‚Empfangt den Heiligen Geist!‘“12 Als eine der primären biblischen Metaphern für den Heiligen Geist und als eines der primären biologischen Kennzeichen des Lebens selbst gehört das Atmen von Anfang an ins Lexikon der legitimen jüdisch-christlichen Spiritualität, seit Gott Adam schuf, indem er „ihm den Lebensatem in die Nase“ blies.13 Was könnte weniger unheimlich sein, was könnte sinnvoller und universeller sein, als einfach nur gut zu atmen, um gut zu funktionieren?

3.Sprich. Wenn du ruhig dasitzt und langsam atmest, kann es auch hilfreich sein, im Atemrhythmus ein Gebetswort oder einen Satz zu wiederholen. Du könntest z. B. beim Einatmen „Vater im Himmel“ sagen und beim Ausatmen: „Geheiligt werde dein Name.“ Manche Menschen übernehmen das berühmte Jesusgebet, das auf die großen Heiligen der ägyptischen Wüste im fünften Jahrhundert zurückgeht: „Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, sei mir Sünder gnädig.“ Traditionen, die noch älter sind als die der Wüstenväter, befürworten die betende Wiederholung des aramäischen Wortes „Maranatha“ aus 1. Korinther 16,22, das „Komm, Herr“ oder „Der Herr ist gekommen“ bedeutet. Das Gebet der Sammlung von Franz von Assisi war ebenso einfach: „Mein Gott und mein Alles.“ Seine Anhänger wiederholen diesen Satz bis heute immer wieder, als Mittel der andächtigen Anbetung, der Meditation und der Hingabe. Ich beginne meine Gebetszeiten oft noch einfacher mit einem ganz leisen „Danke, Jesus“ oder mit Zungenreden, denn wie Paulus sagt: „Wer in unbekannten Sprachen redet, stärkt seinen persönlichen Glauben.“14 Welche Sprache und welchen Ausdruck man auch immer wählt, es geht nicht darum, allzu ernsthaft über die Worte selbst nachzudenken, sondern darum, mit ihrer Hilfe Ablenkungen zu verscheuchen und seinen Geist auf den gegenwärtigen Moment und die Gegenwart Gottes darin zu konzentrieren.

4.Wiederhole. Mach dir keine Gedanken, wenn du abgelenkt wirst – es wird sich nicht vermeiden lassen. Fang einfach wieder neu an, dich zu entspannen, zu atmen und deinen Gebetssatz zu wiederholen, bis du zur Ruhe kommst. Bald wird sich die Kompassnadel wieder eingenordet haben. Kein geistlicher Riese, der nicht auch schon einmal mit Unkonzentriertheit im Gebet zu tun gehabt hätte! Im Jahr 1621 gestand der Dichter John Donne, der auch Dekan der St. Paul’s Cathedral war: „Ich lade Gott und seine Engel zu mir ein, und wenn Gott und seine Engel da sind, beachte ich sie nicht, weil eine Fliege summt, eine Kutsche rattert, eine Tür quietscht.“15 Wirst du abgelenkt, hilft dir vielleicht die Vorstellung, dass du dich in einem Ruderboot auf einem See befindest. Eben hat dich ein Schnellboot überholt und dabei hohe Wellen geschlagen. Du wirst hin- und hergeworfen, die friedliche Stimmung ist dahin. Bleib nun aber still. Lass deine Gedanken neu zur Ruhe kommen, und bald ist der Frieden wiederhergestellt.16

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