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VORBILDER IN DER ENTSCHLEUNIGUNG UND IM FOKUSSIEREN Die Wüstenväter und -mütter

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Wilde Stille in einer toxischen Kultur

Wohin immer du gehst – habe überall Gott vor Augen! Was immer du tust oder redest – suche für alles ein Zeugnis in der Heiligen Schrift. Wenn du dich an einem Ort niederlässt – dann eile nicht schnell weiter. Diese drei Dinge beachte, und du wirst das Heil finden. (Antonius der Große, 251–356)

Bis zum Ende des dritten Jahrhunderts war das Christentum trotz brutaler Verfolgung aus einer jüdischen Provinz-Sekte zum dominanten Glauben des Römischen Reichs geworden. Im Jahr 312 geschah das Undenkbare: Der Kaiser Konstantin selbst bekehrte sich zum Christentum (wie ernst es ihm damit war, ist allerdings umstritten). Römische Tempel wurden bald zu Kirchen umfunktioniert, heidnische Festtage wurden zu christlichen Festen und der einst verachtete und geschmähte Glaube war nun gesellschaftlich anerkannt. Christen genossen hohes Ansehen und die Kirche erlangte Macht.

Aber viele Gläubige waren zutiefst beunruhigt. Sie erinnerten sich an die Demut und Einfachheit Jesu und sorgten sich, dass seine Anhänger verdorben, sein Evangelium verwässert und seine heilige Braut instrumentalisiert werden würde. Sie wollten sich nicht anpassen und beschlossen, eine einfachere, demütigere und heiligere Lebensweise zu suchen, weit weg von den korrumpierenden Machtzentren: im ägyptischen und syrischen Ödland.

Sie wurden als Wüstenväter und -mütter bekannt. Im Mittelpunkt ihrer Spiritualität stand die geistliche Kampfführung (Kapitel 11) und eine Annäherung an das Gebet, das man als „Hesychasmus“ (aus dem Griechischen für „Stille, Ruhe“) kannte. Dies ist die Praxis der „inneren Stille und des beständigen Gebets“, mit der wir uns in diesem Kapitel beschäftigt haben.

Überraschenderweise begannen diese Männer und Frauen die Welt, aus der sie geflohen waren, zu verändern. Ihr Leben der Entbehrung, der kämpferischen Geisteshaltung und des beständigen Gebets sprach prophetisch zu der abgestumpften Kultur ihrer Zeit. Hunderte von Pilgern versuchten, von den weisen Einsichten von Menschen wie Antonius dem Großen zu lernen. „Es war, als wäre ein Arzt von Gott nach Ägypten gesandt worden“, sagt sein Biograf Athanasius. „Denn welcher Trauernde, der Antonius begegnete, kehrte nicht jubelnd zurück?“20 Um diese Gebetskämpfer herum wuchsen Gemeinschaften und Wirtschaftsgebilde einer Gegenkultur und die ersten Klöster entstanden. Aus den Wüsten Ägyptens reisten Missionare mit dem Evangelium in den Norden, gründeten radikale Klostergemeinschaften und evangelisierten die keltischen Völker Großbritanniens mindestens zwei Jahrhunderte bevor die römische Kirche nach Canterbury kam.

Thomas Merton, der selbst ein kultiviertes Leben in New York aufgab, um Trappistenmönch zu werden, sagt über die Wüstenpioniere: „Sie wussten, dass sie nichts Gutes tun konnten, solange sie in den Trümmern umherirrten. Aber als sie erst einmal auf festem Boden Fuß gefasst hatten, war es anders. Dann hatten sie nicht nur die Kraft, sondern sogar die Pflicht, die ganze Welt hinter sich her in Sicherheit zu ziehen.“21

Setz dich in deine Zelle,

und deine Zelle wird dich alles lehren.

(Abba Moses)

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