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Pete Hackett: Das Teufelsweib aus Texas

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Die acht Apachen jagten auf ihren Mustangs heran. Ihr wildes Kampfgeschrei ließ die Herzen der drei Weißen erbeben, die im letzten Moment eine Gruppe von Felsen erreicht hatten und die jetzt von den Pferden sprangen. In fliegender Hast schlangen sie die Leinen der Pferde um die Stämme dorniger Comas, die hier wucherten.

Es waren zwei Männer und eine Frau. Ihr Name war Kelly McPherson.

Mit einem der Männer war sie verheiratet. Er hieß Cole.

Der andere Bursche war ein Freund Coles, sein Name war John Durango.

Sie rissen die Gewehre aus den Scabbards, knieten hinter den Felsblöcken ab, repetierten.

Der Pulk der herandonnernden Angreifer riss auseinander. Schüsse peitschten. Das Donnern erhob sich und rollte über die Ebene, und in das verebbende Grollen hinein brüllten wieder die Gewehre.

Die drei Weißen schossen die Rohre heiß. Die um sie herum brausenden Krieger aber boten nur ein schlechtes Ziel. Außerdem waren sie in der Wolke aus Staub, die die Hufe ihrer Pferde in die Luft rissen, nur wie durch wallenden Nebel auszumachen.

Plötzlich jagten die Apachen in alle Richtungen davon.

Sie sprangen in einiger Entfernung von den Pferden und rannten zwischen die Felsen, von denen es hier, mitten in der Wildnis der Sierra Blanca, mehr als genug gab.

Die letzten Echos der Schüsse waren mit geisterhaftem Geflüster verklungen. Stille kehrte ein, eine Stille, die sich bleischwer auf die Gemüter legte.

Für die drei Weißen gab es keinen Grund, aufzuatmen. John Durango sprach es aus.

"Sie kommen zu Fuß!", keuchte er. "Diese verdammten Bastarde! Das ist ihre Taktik. Und ich dachte, es gibt in dieser Gegend keine kriegerischen Apachen mehr."

"Wahrscheinlich sind sie aus der Mescalero-Reservation ausgebrochen", mutmaßte Cole McPherson. Seine Stimme klang heiser.

"Jetzt schleichen sie sich an wie Wölfe", knurrte John Durango. "Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie uns das Fell über die Ohren ziehen."

"Das habe ich nur dir zu verdanken", knirschte die schöne Frau und streifte Cole McPherson mit einem giftigen Blick voll Hass und Verachtung.

Die Zeit verrann. Unerbittlich brannte die Sonne vom Himmel. Zwischen den Felsen schien die Luft zu stehen. Die Konturen verschwammen im Sonnenglast. Die Umgebung mutete an wie eine von Riesenfaust zertrümmerte, urzeitliche Landschaft.

Ein ganzes Stück von ihnen entfernt zerschnitt ein Arroyo, ein ausgetrocknetes Flussbett also, die Ebene, die von einer zerklüfteten Felswand begrenzt wurde. Überall buckelten Felsen aus dem Boden. Einige riesige Saguaros standen auf der anderen Seite des Arroyo und reckten ihre stacheligen Arme zum Himmel.

Die Apachen kamen lautlos wie der Tod. Sie waren Meister im Anschleichen. In ihren Herzen brannte der Hass, sie waren beseelt von der Gier, die Bleichgesichter zu töten.

Die Ungewissheit zerrte an den Nerven der drei Weißen. Der Schweiß rann ihnen über die Gesichter. Die Hemden klebten an ihnen wie eine zweite Haut. Es war nicht nur die Hitze, die sie schwitzen ließ.

John Durango hielt es nicht mehr länger hinter seiner Deckung. Mit zusammengebissenen Zähnen und der schussbereiten Winchester im Hüftanschlag kam er vorsichtig hinter dem hüfthohen Felsen hoch. Sein fiebernder Blick schweifte in die Runde. Seine Gestalt warf einen langen Schatten.

"Verdammt, runter mit dir, John!", presste Cole McPherson fast entsetzt hervor.

Seine Warnung kam zu spät.

Ein Pfeil sirrte durch die Luft, eine Bogensehne schwirrte, als sie zurück schnellte. Mit einem dumpfen Geräusch bohrte sich der Pfeil in Durangos Brust. Mit zitterndem Schaft blieb er stecken.

John Durangos Gestalt zog sich zusammen. Seine Schultern sanken nach vorn, das Gewehr entglitt ihm, ein Stöhnen strömte aus seinem Mund. Unwillkürlich zuckten seine Hände nach oben, sie umklammerten den Pfeil. Ungläubig starrte John Durango auf das dünne, runde Holz mit den rituellen Farbmarkierungen und den drei Federn am Ende, das aus seiner Brust ragte.

Cole und Kelly McPherson waren wie gelähmt.

Erst das ohrenbetäubende, markerschütternde Heulen der Apachen riss sie aus ihrer Erstarrung.

Die Krieger federten hinter den Felsen rund um die Weißen hervor und griffen mit erhobenen Tomahawks und Schädelbrechern an. Cole und Kelly konnten das Weiße in ihren Augen sehen. Sie erkannten den verzehrenden Hass in den verzerrten Gesichtern, denen die skurrile Kriegsbemalung etwas Teuflisches verlieh, ihnen entgingen nicht die triebhafte Mordgier und der unumstößliche Vernichtungswille.

Die Meute machte einen erschreckenden Eindruck von Wucht und Stärke. Es bedurfte stählerner Nerven, um bei ihrem Anblick die Fassung bewahren.

John Durango war zusammengebrochen.

"Nichts wie fort!", brüllte Cole. "Mit den Pferden haben wir eine Chance!"

Sie rannten blindlings schießend zu ihren Pferden. Die Tiere scheuten, bäumten sich auf und wieherten in Panik von dem hochträllernden, markerschütternden Angriffsgeheul der Apachen.

Einer der Krieger überschlug sich.

Kelly riss die Leine vom Busch und kam in den Sattel. Aus den Augenwinkeln sah sie Cole aufs Pferd springen. Sie zerrte an den Zügeln. Unbarmherzig drosch sie dem Braunen die Sporen in die Seiten. Das Tier streckte sich. Ein Krieger tauchte auf, seine Hand mit dem Kriegsbeil zuckte hoch und nach vorn, blitzend wirbelte der Tomahawk durch die Luft. Kelly duckte sich. Die Waffe verfehlte sie. Im nächsten Moment kam der Apache unter die Hufe ihres Pferdes. In einer Staubwolke ging er unter.

Kelly wusste nicht zu sagen, in welche Richtung sie floh. Sie stob in eine Schlucht hinein, deren Boden übersät war mit Geröll. Unerbittlich trieb sie ihr Pferd über das halsbrecherische Terrain.

Hinter ihr krachten noch einige Schüsse. Revolverschüsse. Cole war die Flucht also nicht gelungen. Kelly schaute gehetzt zurück. Weder von Cole noch von den Indsmen war etwas zu sehen. Das Herz schlug wie verrückt in der Brust und drohte ihr zu zerspringen. Ihr Atem flog, Bäche von Schweiß rannen über ihr Gesicht.

Jetzt war nichts mehr zu hören. Coles Colt war verstummt. Kelly verspürte Gänsehaut.

Wie ein Leichentuch hing die Stille über der gigantischen Bergwelt. Die Schlucht durch die sie ritt, erinnerte Kelly an ein riesiges, steinernes Grab des grenzenlosen Schweigens ...

Die Hufe ihres Pferdes klirrten und krachten. Die Schlucht endete. Vor der Frau dehnte sich eine Ebene, an deren Ende sich wieder Felsen und Geröllhänge erhoben. Kelly ritt schneller. Das Gewehr versenkte sie im Sattelschuh. Sie konnte wieder einigermaßen klar denken. Und sie begriff schmerzhaft, dass sie dieser Hölle noch lange nicht entronnen war.

Sie dachte an Cole und der Hass kam in heißen Wogen. Er hatte sie ins Verhängnis, in die tödliche Gefahr geführt, die hier überall zu lauern schien. Kelly fühlte sich von tausend Augen beobachtet. Der Stau aus Angst und Not, aus Bitterkeit und Verlorenheit brach sich mit einem trockenen Schluchzen Bahn.

Er hat dich betrogen!, hämmerte es in ihrem Verstand. Dieser verdammte Hurensohn mit seiner lächerlichen Idee ...

Als sie sich im Sattel umwandte, sah sie vier Apachen aus der Schlucht jagen.

Ihr Herz übersprang einen Schlag. Sie trieb ihr Pferd rücksichtslos vorwärts. Die Muskeln und Sehnen des Braunen begannen zu arbeiten. Die Hufe wirbelten. Bald bildete sich Schaum vor den Nüstern des Tieres. Die weißen Flocken wehten gegen Kellys Hosenbeine. Kelly legte sich weit nach vorn, erhob sich in den Steigbügeln. Sie bot dem Pferd jede erdenkliche Erleichterung.

Aber die Apachen näherten sich unaufhaltsam. Die Hufe ihrer Mustangs schienen kaum den Boden zu berühren. Kellys Pferd aber hatte an diesem Tag unter der sengenden Hitze schon eine Vielzahl von Meilen zurückgelegt und verlor zusehends an Kraft und Ausdauer.

Kellys Zuversicht, ihnen zu entkommen, sank auf den Nullpunkt. Hoffnungslosigkeit senkte sich in ihr Herz.

Die Felsen schienen greifbar nahe. Kelly hielt auf einen Einschnitt zu. Sie wusste nicht, was sie erwartete. Vielleicht ritt sie in einen Sackcanyon. Also beschloss sie, bei den übereinander getürmten Felsbrocken am Eingang der Schlucht die Apachen zu erwarten und ihre Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.

Sie warf wieder einen Blick nach hinten.

Die vier Krieger hatten sich schon auf hundert Yards genähert. Mit wildem Geschrei peitschten sie ihre gescheckten Mustangs vorwärts. Drohend schwangen sie ihre Tomahawks. Eine eisige Hand griff nach Kelly. Wie ein Guss eiskalten Wassers spülte die Angst in ihr hoch. Noch zwanzig Yards bis zu den Felsen ...

Da schmetterte eine Trompete.

Und dann erbebte die Erde.

Aus einer Schlucht weiter nördlich galoppierten etwa zwei Dutzend Reiter. Sie trugen blaue Uniformen. Auf ihren Köpfen saßen die Feldmützen mit dem Emblem der gekreuzten Säbel. Auf den schweren Army-Colts in ihren Fäusten brach sich das Sonnenlicht.

Die vier Apachenkrieger drehten ab und flohen den Weg zurück, den sie gekommen waren. Wie ein Spuk verschwanden sie in der Schlucht.

Kelly zügelte ihr Pferd, und als das Tier stand, wischte sie sich über die brennenden Augen, als wollte sie einen bösen Traum verscheuchen.

Und während die Hauptmacht der Patrouille den Apachen folgte, scherten drei der Reiter aus und näherten sich im Trab der Frau.

Vor Kelly parierten sie die Pferde.

"Hallo, Ma'am", sagte der mittlere Reiter, ein großer, breitschultriger Mann mit den Rangabzeichen eines Lieutenant Colonels, "was treibt Sie so alleine in diese Wildnis? Hat man Ihnen nicht gesagt, dass Yellow Hand mit einer Handvoll Kriegern aus der Reservation getürmt ist und die Sierra Blanca unsicher macht?"

Kellys Hals war noch immer wie zugeschnürt. Sie musste zweimal ansetzen, dann entrang es ihr sich heiser: "Ich - ich war nicht allein. Mein Mann und John Durango ..."

Die Miene des Lieutenants verdüsterte sich. Er schaute über die Schulter nach Süden. Soeben verschwand die Patrouille in der Schlucht. Dann richtete er seinen Blick wieder auf die Frau.

"Mein Name ist Jedidiah Williams, Lady. Wir sind in Fort Stanton stationiert und im Moment auf der Jagd nach Yellow Hand. Ihr Mann und ein Freund, nehme ich an, sind den Apachen also nicht entkommen." Seine Stimme sank herab. "Sie wissen, was das bedeutet?"

Er spürte Mitleid mit ihr.

Ihr Kinn war auf die Brust gesunken. Sie sah abgerissen und mitgenommen aus. In ihrem schmalen Gesicht hatte sich eine Schicht aus Schweiß und Staub gebildet. Ihr flacher Stetson hing an der Schnur auf ihrem Rücken. Der scharfe Reitwind hatte ihn ihr vom Kopf gerissen. Ihre brünetten, langen, leicht gewellten Haare waren zerzaust, in ihren blauen Augen flackerte noch immer die panische Angst.

Kelly nickte. Ihre Brust hob sich unter einem tiefen Atemzug. Und ihre Brust war es auch, die Jed Williams' Blick wie magisch anzog. Die beiden Halbkugeln zeichneten sich prall und hart unter dem karierten Hemd ab, das sie trug. Die Nippel waren deutlich zu erkennen.

Jeds Blick wanderte an ihr nach unten.

Ihre Taille war schlank und biegsam. Er sah schmale, und dennoch weibliche Hüften, die von der engen Jeans, die sie trug, außerordentlich betont wurden. Ihre Beine waren lang und schlank.

Heiliges Kanonenrohr!, durchzuckte es ihn. Was für ein Prachtweib.

Er saß ab und half ihr vom Pferd. Sie ging ihm gerade bis zur Schulter. Ihr Körper war fest und vibrierte noch immer leicht von der Anspannung, der sie ausgesetzt gewesen war. Sie lehnte sich an ihn. Betreten schaute er die beiden Soldaten an, die auf ihren Pferden sitzen geblieben waren. Seine Rechte zuckte unkontrolliert, als wollte er ihr besänftigend über den Rücken streicheln. Etwas aber hielt ihn zurück.

Er führte sie zu einem kniehohen Felsen und drückte sie sanft darauf nieder.

Zwanzig Minuten des bedrückten Schweigens verstrichen.

Die Schlucht spuckte die blauuniformierte Kavalkade wieder aus. Im klirrenden Trab kam sie näher. Einer der Trooper führte ein lediges Pferd mit sich, über dessen Rücken eine schlaffe Gestalt hing. Die Beine standen schräg vom Körper ab und wippten bei jedem Schritt des Tieres. Arme und Kopf der leblosen Gestalt baumelten schlaff nach unten.

Ein Corporal hob die Hand. "Patrouille - haaalt!" Dann legte er die Hand an die Mütze und schnarrte: "Die roten Teufel sind uns entkommen. Auf der anderen Seite des Berges fanden wir zwei tote Krieger und diesen Mann hier, außerdem lag ein getöteter Gaul da. Ich schätze, der Mann gehörte zu der Lady."

"Das ist John Durango", flüsterte Kelly entsetzt und schlug die Hände vor das Gesicht. "Wo ist Cole?"

Als sie seinen Namen nannte, verhärteten ihre Züge. Aber das war hinter ihren Händen nicht zu sehen.

Das Entsetzen, das sie beim Anblick des Toten überwältigte, war darauf zurückzuführen, dass sie den Tod in seiner ganzen Schrecklichkeit und Brutalität zum ersten Mal so hautnah erlebte.

Coles Schicksal war ihr im Grunde egal.

"Wenn er noch lebt, dann haben ihn die Apachen mitgenommen", versetzte Jed Williams. Und leise, so dass Kelly es nicht hören konnte, fügte er hinzu: "In diesem Fall wäre es besser für ihn gewesen, sie hätten ihn auf der Stelle getötet."

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