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John McKenzie hatte seine Kumpane fallen sehen. Außer ihm war nur noch einer der Kerle auf den Beinen. Er musste sich eingestehen, dass er Jim Hannagan absolut unterschätzt hatte, und zog es vor, sich abzusetzen.

Der Bandit erreichte den Silvermoon Saloon. Er betrat ihn durch die Hintertür. In dem Moment, als er die Tür hinter sich zudrückte, zerfetzten einige Schüsse die lastende Atmosphäre, die sich zwischenzeitlich in die Stadt gesenkt hatte.

McKenzie zuckte zusammen. Und er fragte sich, ob Jim Hannagan den letzten seiner Komplizen erwischt hatte. Ein bitterer Fluch löste sich von seinen Lippen. Dann stieg er die Treppe zum Obergeschoss empor. Es gab hier an den Wänden einige Lampen, die brannten und für ausreichend Licht auf der Treppe und im Korridor oben sorgten.

Der Bandit klopfte an eine Tür.

"Wer ist da?", erklang es drin.

"John McKenzie! Es hat nicht funktioniert, Jack. Dieser Jim Hannagan hat unter uns gewütet wie ein Puma unter einer Herde Lämmer. Sieht aus, als wäre ich der einzige, der noch steht. O verdammt, Jack, was soll ich tun? Hannagan weiß, dass ich in Salmon bin. Himmel, Jack, er wird nicht ruhen, bis ..."

Die Tür flog auf.

"Du Narr!", fauchte Jack Randall. "Du hirnverbrannter, erbärmlicher Dummkopf!"

Er packte John McKenzie mit beiden Händen an den Jackenaufschlägen und warf ihn gegen die Wand auf der anderen Flurseite. Hart prallte McKenzies Hinterkopf dagegen. Benommen starrte er Jack Randall an.

"Verschwinde aus der Stadt, McKenzie! Du hast alles vermasselt. Du ..."

Hinter Jack erklang es abgehackt. "Mein Dad hatte also recht, Jack. Du taugst nichts. O mein Gott! Dieser Mann ist John McKenzie, auf dessen Fährte dein Partner Jim Hannagan nach Salmon gekommen ist. Und du weißt Bescheid. Du hast ihn und seine Kumpane sogar auf Jim Hannagan gehetzt."

In Jessys Stimme vermischten sich Empörung, Erschütterung, Enttäuschung und Verachtung. Sie stopfte sich die Bluse in die Hose und schloss sie.

"Du musst das verstehen, Jessy", presste Jack zwischen den Zähnen hervor. Seine Nasenflügel bebten. "Jim war drauf und dran, alles zu ruinieren, alle meine Zukunftspläne über den Haufen zu stoßen. Ich musste ihn bremsen. Er ..."

John McKenzie warf sich auf Jack. Jack Randall taumelte ins Zimmer. McKenzie folgte. Er schlug mit dem Gewehr nach Jack, dieser aber wich instinktiv aus.

Fluchtartig rannte Jessica Chandler aus dem Raum.

"Jessy!", schallte Jacks verzweifelte Stimme hinter ihr her.

Aber das Mädchen eilte schon die Treppe hinunter.

Und John McKenzie griff wieder Jack Randall an. Er traf Jack mit dem Gewehr an der Schulter. Jack brüllte auf. Er war unbewaffnet und fast nackt. Mit wirbelnden Fäusten warf er sich auf den Banditen ...

Jessy aber lief nach Hause.

Im Hause ihres Vaters brannte Licht. Die Ladentür war verschlossen. Aber die Hintertür war nur angelehnt. Heißer Schreck durchfuhr das Mädchen. Durch die Ritzen der Tür zur Wohnstube fielen dünne Lichtstreifen. Drin erklang eine hastige Stimme.

Jessy gab sich einen Ruck und öffnete.

Ihr Vater und ein Mann standen sich gegenüber. Es war die Stimme ihres Vaters, die Jessy vernommen hatte. Sie hörte ihn sagen: "... kriegen wir nie wieder! Damit können wir Franklin und seinen Schuften die Masken von den Gesichtern reißen. Großer Gott, wie habe ich den Tag herbeigesehnt ..."

Die beiden Männer fuhren erschreckt zu Jessy herum. Ein Schimmer der Erleichterung lief über die Gesichter, als sie Jessy erkannten. Craig Chandler stieß hervor: "Einige Banditen haben versucht, Jim Hannagan eine Falle zu stellen. Unter ihnen war Wade Benbow. Hannagan schoss ihn vor Hendersons Haus nieder ..." Der Oldtimer wies mit einer knappen Bewegung auf den anderen Mann, der jetzt nickte und sagte: "Ich hörte Benbow um Hilfe brüllen und wimmern und nahm mir ein Herz. Ich konnte ihn doch nicht einfach auf dem Vorbau vor meiner Haustür sterben lassen. Ich zog ihn also ins Haus und zusammen mit Mary legten wir ihn auf das Sofa in der Wohnstube. Benbow erzählte uns, dass er einer von den Goldlandwölfen sei und dass die Bande für James Franklin und Jack Randall arbeitet. Er wollte wohl noch sein Gewissen erleichtern, ehe er starb."

"Ja, er nannte die Namen Franklin und Randall", knurrte Craig Chandler. "Jessy, ich denke, du ..."

Das Mädchen unterbrach seinen Vater herb: "Ich weiß, Dad. Ich komme von Jack Randall. Ja, ich war bei ihm. Schließlich war ich mit ihm verlobt. Während der Schießerei stand er unruhig am Fenster und starrte wortlos hinaus. Aber dann kam John McKenzie, jener Bandit, auf dessen Spur Jim Hannagan nach Salmon kam. Aus dem Wenigen, das er Jack durch die geschlossene Tür zu verstehen gab, konnte ich die entsprechenden Schlüsse ziehen. Tut mir leid, Dad. Aber wie hätte ich ahnen sollen, dass ich mein Herz einem Banditen schenke?"

Craig Chandler trat vor sie hin und nahm sie in die Armen. Sie lehnte die heiße Stirn gegen seine Brust. "Schon gut, Kleines, schon gut. Du hast es begriffen, und das ist gut. Alles andere renkt sich wieder ein."

Lane Henderson nickte Craig Chandler zu. "Ich gehe dann wieder, Craig. Ich denke, dass in dieser Nacht noch eine Stampede über Salmon und das Land zu beiden Seiten des Flusses hinwegfegen wird. Und sie wird Franklin, Randall und all die anderen, die hier auf die einfache Art und Weise reich werden wollten, in Grund und Boden stampfen."

Lane Henderson verließ den Store und lief zu einem der Saloons, der nicht James Franklin gehörte ...

Und bald schon ging es wie ein Lauffeuer durch die Stadt.

Die Claimräuber, die Goldlandwölfe ritten im Auftrag James Franklins!

"Die Pest an den Hals dieses Stinktiers", brüllte ein bärtiger Digger im Cristal Palace, einem Saloon, der noch nicht James Franklin gehörte. "Reißen wir seine Läden nieder und pusten wir die ganze Bande durch Sonne, Mond und Sterne!"

Schon bald schoben sich erregte, aufgebrachte Menschenmassen durch die Straßen.

Jim Hannagan stand in der Nähe des Silvermoon Saloon im tiefen Schatten eines Stalles. Er hörte den Lärm, der durch die Stadt brandete wie eine Sturmflut. Er hatte keine Ahnung, was sich anbahnte, aber den Rufen, die ab und zu das Stimmengewirr übertönten, entnahm er, dass es gegen James Franklin ging.

Ein Stau aus Angst, Hilflosigkeit, Wut und Hass entlud sich eruptiv in Salmon und würde vor nichts und niemand haltmachen. Die Leidenschaften kochten über. Die Menschen waren außer Rand und Band, und immer mehr Männer wurden von dem Strudel mitgerissen ...

Jim mischte sich unter eine Gruppe von Diggern. "Was ist denn los?", fragte er einen der bärtigen Kerle neben sich.

"Hast du es denn nicht gehört?", grollte der Bass des Mannes. "Es hat eine Schießerei gegeben, und Wade Benbow, der heute Mittag draußen bei dem alten Fort angeklagt werden sollte, wurde tödlich verletzt. Mit seinem letzten Atemzug aber gestand er Lane Henderson, einem Bürger der Stadt, dass er zur Bande der Goldlandwölfe gehörte und dass diese Schufte im Auftrag James Franklins und Jack Randalls ritten. Nun werden wir den beiden Schuften und ihrem höllischen Anhang die Flügel stutzen."

Jim blieb zurück.

Der überschäumende, unheilvolle Lärm, der die Main Street erfüllte und in die Seitenstraßen und Gassen sickerte, umgab ihn wie Sturmgeheul.

Erste Schüsse krachten. Jim hatte keine Ahnung, ob sie nur in die Luft abgefeuert wurden oder ob sich der Meute, die sich wie ein entfesseltes Element durch die Main Street wälzte, Franklins Gunslinger in den Weg gestellt hatten.

In diesem Tohuwabohu noch nach John McKenzie zu forschen war vergeblich. Den Banditen unter hunderten von Männern, die grölend durch die Town zogen, herauszufinden, war unmöglich.

Jim Hannagan verschwendete keinen Gedanken an das Schicksal James Franklins oder Jack Randalls. Wade Benbow war tot. Das hatte er soeben erfahren. Er empfand weder Triumph noch Genugtuung. Da war nur ein Gefühl der Befriedigung, das aus dem Wissen resultierte, dass Benbow seine gerechte Strafe erhalten hatte.

Jim schaute hinüber zum Silvermoon Saloon. Im Schankraum schlugen die aufgebrachten Kerle schon alles kurz und klein. Die Saloonordner waren entweder niedergekämpft worden oder sie hatten die Flucht ergriffen. Es klirrte und schepperte, als ein Stuhl in eines der großen Frontfenster flog. Gleich darauf ging auch das andere zu Bruch ...

Die Geräusche vermischten und steigerten sich zu einer Art Höllensymphonie.

In Salmon herrschte die rohe Gewalt. Der Satan schwang den Taktstock in einem höllischen Intermezzo ...

Wildwest Großband September 2018: Sammelband 8 Western

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