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Pete Hackett: Sie waren Partner


Heißes Blei pfiff über Jim Hannagan hinweg. Sein Pferd war tot – erschossen. Er lag hinter dem Kadaver des Tieres in der Senke und wagte nicht auf die Cowboys zu schießen, die auf ihren Pferden aus der Hügellücke donnerten und ohne zu zögern angriffen.

Jim schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Er schaute über die Schulter in die Richtung, in die Jack Randall, James Franklin und die beiden anderen Kerle verschwunden waren. Da buckelten Hügel und Felsen, wucherten dornige Comas und Mesquitesträucher, lag die Sonne grell auf den Hügelflanken. Großer Gott, warum kamen sie nicht zurück, um ihm zu helfen?

Wenn er einem der Burschen, die ihn gestellt hatten, auch nur ein Haar krümmte, dann hatte er keine Gnade zu erwarten. Das wusste Jim. Seine schweißnassen Hände saugten sich regelrecht am Gewehr fest ...

Schweiß rann ihm auch über das Gesicht und in die Augen, ließ sie brennen und entzündete sie. Staub wölkte unter den wirbelnden Hufen der Cowboypferde in die Höhe. Das Hufgetrappel schlug heran wie eine Botschaft von Untergang und Tod und vermischte sich mit den Detonationen der Schüsse. Blei schlug in den Leib des toten Pferdes.

Jim Hannagans Leben war keinen rostigen Cent wert.

Er warf das Gewehr fort, dann den Colt. Hart schmiegte er sich an den Körper des getöteten Pferdes. Es mutete ihn an wie ein Wunder, dass er noch lebte. Er erbebte innerlich, sein Herz schlug hinauf bis zum Hals. Ein eisiger Schauer rann ihm den Rücken hinunter. Es war, als berührte ihn eine eiskalte Knochenhand.

Die Reiter rissen um ihn herum die Pferde in den Stand. Wiehern erhob sich, Hufe stampften, Gebissketten klirrten. Harte, mitleidlose Blicke verkrallten sich an Jim Hannagan. Die Mündungen der Waffen starrten ihn an wie leere Totenaugen. Die Reiter, es waren fünf, brauchten nur den Finger krumm zu machen. Dann würde der Tod von fünf Seiten gleichzeitig nach ihm greifen.

Jim kam auf die Knie. Die Hände hielt er in Schulterhöhe. Sie zitterten. In seinem Gesicht zuckten die Nerven. Verzehrende Angst wob in der Tiefe seiner Augen.

Eine klirrende Stimme übertönte das Rumoren, das die unruhigen Pferde auslösten. "Haben wir endlich einen von euch dreckigen Viehdieben erwischt. Du weißt hoffentlich, was das für dich bedeutet."

Jim erhob sich und stand auf weichen Knien. "Ich wusste nicht, dass die Rinder gestohlen waren", entrang es sich ihm. "Wirklich, ich hatte keine Ahnung." Jims Stimme vibrierte. "Mein Freund und ich heuerten bei Franklin an, um ..."

Der Sprecher der Cowboys winkte ab. "Spar dir deinen Atem fürs Hängen, Rustler. Wir sind euch gefolgt. Ja, bis von Cody herauf sind wir euch gefolgt. Ihr wolltet die Rinder wohl in einer der Goldgräberkolonien Montanas verhökern, wie? Sicher, da wird ein Rind mit Gold aufgewogen. – Nun, mein Freund, du hast Pech gehabt."

Es klang abschließend und irgendwie endgültig. Wie ein Richterspruch ...

Der Reiter gab seinen Begleitern einen Wink.

Sie sprangen von den Pferden. Jim wurden die Arme auf den Rücken gedreht und die Hände gefesselt. Brutal schnitten die dünnen Lederschnüre in seine Handgelenke. Sie schleppten ihn zu einer der riesigen, uralten Korkeichen, die vereinzelt in der Senke wuchsen. Eine sauber geknüpfte Schlinge flog über einen der dicken, waagrechten Äste. Jim wurde auf eines der Pferde gesetzt.

Eine unsichtbare Faust würgte ihn. Er schluckte. Er wollte etwas sagen, seine Unschuld beteuern, ihnen erklären, dass sie einen riesengroßen Fehler begingen. Aber seine Stimmbänder versagten. Die Todesangst ließ sie erlahmen.

Als die Schlinge um seinen Hals lag, sagte der Anführer des kompromisslosen, unerbittlichen Rudels brechend: "Es war ein Fehler, sich an den Rindern der Circle-M zu vergreifen. Farewell, Rustler!"

"By Gosh, Mister", brachte Jim Hannagan endlich, unter Aufbietung aller Willenskraft, krächzend hervor, "ich hatte wirklich keine Ahnung, dass die Rinder gestohlen waren. Wir trafen Franklin in einem kleinen Ort in der Nähe der Grenze nach Montana. Ich glaube, Clark hieß das Nest. Franklin erzählte uns, dass er einige Reiter verloren habe und ..."

Der andere fiel Jim hart und unerbittlich ins Wort: "Wir haben dich mit Rindern der Circle-M-Ranch erwischt. Sie waren gestohlen. Einige Cowboys wurden getötet. Viehdiebe und Mörder werden gehängt in diesem Land."

Der Bursche hob die Hand.

Jim staute den Atem. Ihm wurde schwindlig. Er war dreißig. Und gleich würde er tot sein. Der Gedanke daran überspülte ihn und löste eine jähe Blutleere in seinem Gehirn aus.

Doch da peitschte ein Schuss.

Die Köpfe der Circle-M-Reiter zuckten herum. Ein Reiter trieb sein Pferd auf der Kuppe eines Hügels um eine Buschgruppe herum. Die Kerle bei der Korkeiche griffen nach den Waffen.

Der Mann auf dem Hügel spornte sein Pferd an. Im Trab ritt er in die Senke. Das Gewehr hatte mit der Kolbenplatte auf seinem Oberschenkel abgestellt. Seine Rechte umspannte den Kolbenhals. An seiner Weste glänzte ein Stern.

Er trug den Stetson tief in der Stirn, so dass seine Augen im Schatten der Krempe lagen. Nur der untere Teil seines Gesichts war zu sehen. Es war ein schmales, hartliniges Gesicht mit tiefen Kerben und Linien. Der Mund wirkte verkniffen, das Kinn war eckig und verriet Energie.

Drei Pferdelängen vor den Circle-M-Reitern parierte er sein Pferd. "Mein Name ist Jefford", stellte er sich vor. Seine Stimme klang grollend, irgendwie unheilvoll. "Ich bin der Sheriff von Red Lodge." Er wies mit dem Kinn auf Jim Hannagan. "Was ihr hier vorhabt, ist Mord. Was hat der Bursche ausgefressen, weil ihr ihn hängen wollt?"

"Ich heiße Joe Mercer", sagte der Anführer der Cowboycrew. "Mir gehört die Circle-M in der Nähe von Cody." Er wies mit dem Kinn auf Jim Hannagan. "Er und seine Kumpane haben eine Herde Longhorns von meiner Weide gestohlen. Etwa 500 Tiere. Zwei meiner Cowboys starben, als sie sich den Rustlern entgegenstellten, ein dritter wurde schwer verwundet. Sie sind Viehdiebe und gemeine Mörder. Seine Kumpane sind uns leider entkommen."

"Nehmt ihm die Schlinge ab. Vielleicht darf in Wyoming nach Belieben gehängt werden. In Montana haben wir jedenfalls ein Gesetz, das bestimmt, ob ein Mann am Strick endet oder nicht. Ihr seid weder Richter noch Henker. Also nehmt dem Burschen den Strick ab."

"Nein, o nein, Jefford, das werden wir nicht tun. Okay, wir haben unsere Herde wieder. Sie steht hinter den Hügeln im Süden. Meine Reiter werden dadurch allerdings nicht wieder lebendig. Sie wurden brutal zusammengeknallt. Und dafür muss dieser Bastard büßen."

"Sheriff", keuchte Jim, "ich war nicht dabei. Jack Randall und ich stießen in Clark, das ist ein kleiner Ort etwa 20 Meilen weiter südlich, auf James Franklin. Wir hielten ihn für einen Rancher, der eine Herde nach Montana treibt, und da wir einen Job suchten, stiegen wir in seinen Sattel. Ich war mein Leben lang nicht in der Nähe von Cody. Ich hab in meinem ganzen Leben nicht ein einziges Rind gestohlen."

"Da hört ihr es", knurrte der Sheriff. Er schaute Jim an. "Betrachte es als eine Fügung des Schicksals, mein Junge, dass ich zufällig des Weges kam und vom Krach der Schießerei angelockt wurde." Sein Blick heftete sich auf Joe Mercer. "Ich lasse nicht zu, dass in meinem Amtsbezirk ein Mann gelyncht wird. Also zähle ich jetzt bis drei. Und wenn dann noch immer die Schlinge um seinen Hals liegt, beginne ich zu schießen."

Mit dem letzten Wort richtete er das Gewehr auf den Boss der Circle-M. Ein trockenes, scharfes Schnappen ertönte, als er repetierte. Hart krümmte sich sein Zeigefinger um den Abzug. Von dem Sheriff ging eine unumstößliche Entschlossenheit aus.

Die Reiter der Circle-M-Ranch waren klug genug, dies zu erkennen. Sie forderten das Schicksal nicht heraus.

Wenig später war Jim Hannagan frei.

Link Jefford, der Sheriff, stieß hervor: "Euch rate ich, zu eurer Herde zu reiten und sie auf dem schnellsten Weg nach Wyoming zu treiben. Mein Amtsbezirk erstreckt sich bis zur Grenze. Für mich seid ihr gesetzlose Lyncher. Verschwindet innerhalb der nächsten 48 Stunden aus meinem Distrikt, oder ich sperre euch wegen Mordversuchs ein."

Zähneknirschend ritten die Circle-M-Männer nach Süden.

"Und dir, mein Junge, rate ich, den Leuten, für die du beabsichtigst, den Sattel zu quetschen, das nächste Mal einen schärferen Blick unter den Hutrand zu werfen", knurrte Link Jefford, als der kleine Pulk zwischen den Hügeln verschwunden war. "Du siehst schon. Falscher Umgang kann in die Hölle führen."

"Darauf können Sie Gift nehmen", murmelte Jim und massierte seinen Kehlkopf, als spürte er dort noch den Druck der Schlinge. Sein Herz pochte nicht mehr so rasend. Er räusperte sich. Denn seine Stimme klang noch immer belegt und heiser. Er sagte: "Vielen Dank, Sheriff. Ohne Sie wäre ich schon tot."

Jim schluckte krampfhaft, fast würgend. Noch nachträglich rann ihm ein eisiger Schauer den Rücken hinunter.

"Keine Ursache", erwiderte Link Jefford. "Ich hab nur meinen Job gemacht." Er fixierte Jim mit zwingendem Ausdruck. "Sag es mir ganz ehrlich, Junge: Warst du dabei, als die Rinder von der Circle-M-Weide abgetrieben wurden?"

"Nein, Sheriff. Mein Wort drauf", versetzte Jim. Dann fragte er: "Wie weit ist es bis zur nächsten Stadt, Sheriff?"

"Die nächste Stadt ist Red Lodge. Sie liegt etwa fünf Meilen weiter nördlich. Was willst du denn dort?"

Jim zog die Schultern etwas an. "Als wir bei Franklin anheuerten, waren Jack Randal und ich total abgebrannt. James Franklin aber wollte uns erst in Anaconda auszahlen. Diese Dummköpfe von der Circle-M haben mir das Pferd unter dem Hintern weggeschossen. Ich muss mir das Geld für ein neues Pferd verdienen, Sheriff. Und ich brauche drei Mahlzeiten am Tag. Woher nehmen und nicht stehlen ohne einen Cent in der Tasche?"

Jim grinste etwas verlegen, dann wandte sich ab und holte seinen Hut, der im Gras lag. Er stülpte ihn sich auf den Kopf, ging zu seinem Pferd, hob seinen Colt auf und holsterte ihn.

"Jack Randall", rief der Sheriff. "Wer ist das?"

"Jack ist mein Partner. Wir reiten seit vielen Jahren zusammen. Wir sind Freunde."

Link Jefford folgte jeder Bewegung Jim Hannagans mit der Winchester. Das Misstrauen, das ihn nach wie vor beherrschte, war noch nicht ganz überwunden.

Jim achtete nicht darauf. Er schnallte seinen Sattel los, dann das Zaumzeug, das er an das Sattelhorn hängte, holte sich die Winchester und versenkte sie im Scabbard. Dann schwang er sich den Sattel auf die Schulter. "Fünf Meilen, sagten Sie, nicht wahr?"

Seine pulvergrauen Augen musterten fragend den Sheriff.

"Yeah." Link Jefford nickte. Kurze Zeit schaute er Jim hinterher, der losmarschiert war. Er sah einen großen Mann mit breiten Schultern und schmalen Hüften, was verriet, dass er sehr viel Zeit seines Lebens im Sattel verbracht hatte.

"Nein, mein Junge", murmelte Link Jefford für sich, "du bist kein Viehdieb und Mörder. Ich glaube vielmehr, dass in dir eine ganze Menge steckt."

Ein grübelnder Ausdruck trat in seine Augen. Link Jefford schüttelte den Argwohn ab und verließ sich auf seine Menschenkenntnis. Er war in den 30 Jahren, in denen er in verschiedenen Städten den Stern getragen hatte, Kerlen von der unterschiedlichsten Sorte begegnet. Und er hatte einen Blick dafür entwickelt, ob ein Mann etwas taugte oder nicht ...

Wildwest Großband September 2018: Sammelband 8 Western

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