Читать книгу Wildwest Großband September 2018: Sammelband 8 Western - Pete Hackett - Страница 28

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Link Jefford, der Sheriff von Red Lodge, trat mit dem Gewehr in den Fäusten auf den Vorbau des Office. Er hielt die Winchester schräg vor seiner Brust. Seine Hände hatten sich regelrecht daran festgesaugt. Der hagere, falkenäugige Mann schaute sich um. Jeder Zug in seinem zerklüfteten Gesicht verriet Anspannung.

Jeden Moment mussten John McKenzie und seine beiden Kumpane auf der Straße erscheinen. Und dann würden die Waffen das letzte Wort sprechen ...

Die Main Street war wie leergefegt. Manchmal wirbelte der heiße Südwind den Staub auf und trieb ihn in Spiralen vor sich her. Die Menschen von Red Lodge hatten sich in ihre Behausungen zurückgezogen. Jeder kannte die Gefahr, die sich wie eine drohende Gewitterwolke über der Town zusammengebraut hatte. Keiner wagte es, ihr entgegenzutreten.

Link Jefford sprang vom Vorbau. Seine Linke löste sich vom Schaft des Gewehres. Er rückte sich den Stetson tiefer in Stirn. Mit helläugiger Reglosigkeit stand er am Rand des Schattens, den das Office warf.

Und dann kamen die drei Banditen. Sie bogen um die Ecke beim General Store. Sie schritten nebeneinander. Die Distanz zwischen ihnen betrug jeweils eine Armlänge. Es waren heruntergekommene, verwegene Gestalten mit tagealten Bartstoppeln in den hohlwangigen, kantigen Gesichtern, in denen ein unstetes, lasterhaftes Leben unübersehbare Spuren hinterlassen hatte. Bei jedem ihrer Schritte berührten ihre Handballen die abstehenden Knäufe der Sechsschüsser. Die Sternradsporen der drei Kerle klirrten melodisch.

Link Jefford rührte sich nicht. In seinen Zügen zuckte kein Muskel. Er verspürte tiefe Bitternis, aber er zeigte es nicht. Dazu gesellte sich ein tiefempfundenes Gefühl der Verlorenheit. Die Stadt ließ ihn schmählich im Stich.

So schwer wie in dieser Minute war Link Jefford das Abzeichen an seiner linken Brustseite noch nie vorgekommen. Es schien tonnenschwer zu wiegen.

Er stand den drei Banditen mutterseelenallein gegenüber.

Sie waren voll Hass. Sie waren gekommen, um Link Jefford eine blutige Rechnung zu präsentieren.

Wie auf ein geheimes Kommando hielten sie an. Ihre Hände hingen neben den abgegriffenen Knäufen der schweren, langläufigen Colts. Die Finger waren gekrümmt wie die Klauen eines Greifs. Die Kälte des Todes umgab sie ...

Jeffords Herz schlug dumpf in der Brust. Der 62-Jährige gab sich einen Ruck. Mit kurzen, abgezirkelten Schritten bewegte er sich zur Mitte der Fahrbahn. Staub knirschte unter seinen Sohlen. Der Sheriff spürte Beklemmung. Es war, als berührte eine eisige Hand seinen Nacken.

Dann standen sie sich gegenüber.

Zehn Schritte trennten sie. Eine absolut tödliche Distanz ...

Die Gestalten der drei Banditen warfen kurze Schatten. Die Sonne stand halbrechts hinter ihnen. Jeffords Augen befanden sich im Schatten der Hutkrempe. Auf dem unteren Teil seines Gesichts lag das gleißende Sonnenlicht.

Als John McKenzie sprach, hatte seine Stimme den Klang zerspringenden Eises. Er rief: "Es geht ans Sterben, Jefford. Fang an zu beten."

"Du redest zuviel, McKenzie", stieß Link Jefford furchtlos hervor. "Bringen wir es hinter uns!"

"Sicher", nickte John McKenzie. "Wir sind nicht nach Red Lodge gekommen, um große Reden zu führen."

Link Jefford trat in Aktion. Er wollte ihnen zuvorkommen und schwang das Gewehr hoch. Eine Patrone befand sich im Lauf. Er zog blitzschnell den Kolben an seine Hüfte ...

Es war wie ein Signal und gleichzeitig der Auftakt zu einer tödlichen Tragödie. Die Hände der Banditen stießen zu den Colts. Die Eisen flirrten aus den Holstern. Ziehen, spannen und schießen waren bei jedem von ihnen ein einziger, glatter Bewegungsablauf.

Jeffords Winchester peitschte. Die Sechsschüsser dröhnten. Die Mündungsfeuer verschmolzen mit dem grellen Sonnenlicht. Die Detonationen stauten sich zwischen den Häusern und stießen schließlich dumpf grollend hinaus in die Wildnis.

Link Jefford lag bäuchlings im Staub. Eines der Geschosse hatte ihn in den Oberschenkel getroffen und ihm das Bein vom Boden weggerissen. Seine Kugel hatte Albert Oates gefällt. McKenzie und Benbow spritzten auseinander. Schießend rannte McKenzie auf die linke Straßenseite, Wade Benbow näherte sich mit langen Sätzen der rechten. Jefford rollte durch den Staub. Die Banditenkugeln pflügten den Boden, wo der eben noch gelegen hatte. Die Stadt war voll vom Dröhnen der Waffen.

McKenzie warf sich hinter einen Tränketrog. Benbow hechtete unter einen Vorbau, schleuderte sich herum und suchte über Kimme und Korn des Sechsschüssers den Sheriff.

Jefford hatte sich aufgerafft. Der Schmerz von seinem durchschossenen Oberschenkel flutete hinauf bis unter seine Schädeldecke und trieb ihm die Tränen in die Augen. Zwischen seinen Zähnen knirschte Staub. Blut pulsierte aus der Wunde. Mit zusammengepressten Kiefern humpelte Jefford los. Er gab sich selbst Feuerschutz. Mit rasender Geschwindigkeit repetierte und feuerte er. So zwang er die beiden Banditen, die Köpfe einzuziehen. Seine Projektile hämmerten fingerdicke Löcher in die Wand es Tränketrogs, hinter dem John McKenzie Schutz gesucht hatte. Das Wasser suchte sich einen Weg, sprudelte in den Staub und verwandelte ihn in Schlamm.

Jefford erreichte den Vorbau des Office. Rückwärtsgehend schleppte er sich die Stufen hinauf. Schuss um Schuss fuhr aus der Mündung der Winchester. Dann war die letzte Kugel aus dem Lauf. Es machte 'Klick', als der Schlagbolzen in die leere Kammer stieß. Jefford ließ das Gewehr fallen und riss den Colt heraus. Mit dem Daumen zog er den Hahn zurück. Schmerz verzerrte sein Gesicht. Schweiß perlte auf seiner Stirn, rann über seine Wangen und brannte in seinen Augen.

Jetzt wagten sich die beiden Banditen aus ihren Deckungen. Ihre Schüsse prallten heran. Geduckt rannten sie im Zickzack näher. In ihren zusammengekniffenen Augen glühte der Wille zum Töten. Sie kannten keine Gnade und kein Erbarmen.

Jefford kniete auf dem Vorbau ab. Sein Bein wollte ihn kaum noch tragen. Die Hose klebte an der Haut. Der Schmerz lähmte seinen Verstand. Sein Zahnschmelz knirschte. Er hob die Faust mit dem Colt. Sein Finger krümmte sich um den Abzug. Das Eisen bäumte sich auf. Die Trommel drehte sich klickend um eine Kammer weiter, als er erneut spannte ...

Der Sheriff spürte einen furchtbaren Schlag gegen die Schulter. Die Wucht des Treffers warf ihn halb herum. Ein Aufschrei stieg aus seiner Kehle. Er hatte Mühe, das Gleichgewicht zu bewahren. Heiß strich ein Stück Blei an seiner Wange vorbei. Die Schatten der jähen Benommenheit, die sich wie ein Schleier vor seine Augen senkten, rissen, als die Todesangst kam und zugleich der Selbsterhaltungstrieb durchbrach. Wenige Schritte vor sich sah er John McKenzie. Er schlug den Colt auf den Outlaw an ...

Die Waffe des Banditen brüllte auf. Einen Herzschlag später donnerte Wade Benbows Eisen. Der Tod griff mit knöcherner Klaue nach Link Jefford. Er kam nicht mehr zum Schuss. Er wurde herumgerissen und geschüttelt, und schließlich kippte er sterbend auf die Seite. Seinen Sechsschüsser begrub er unter sich.

Aus den Mündungen der Banditencolts kräuselten feine Rauchfäden. Die Detonationen zerflatterten über den Dächern, die Echos verebbten mit geisterhaftem Geflüster. Bleierne Stille senkte sich in die Stadt, eine Stille, die fast noch schrecklicher und unerträglicher anmutete als das mörderische Hämmern der Waffen vorher.

Ohne jede Gemütsregung näherte sich John McKenzie der reglosen Gestalt auf dem Vorbau. Ohne Eile stieg er die Vorbaustufen hinauf. Währenddessen sicherte Wade Benbow auf der Straße um sich. Aber niemand ließ sich sehen. Die Angst hatte die Town fest im Griff.

Groß und hager stand John McKenzie vor dem Sheriff. Mitleidlos starrte er auf die stille Gestalt hinunter. Unter dem Körper rann Blut hervor und sickerte in eine Ritze zwischen zwei Bohlen. Mit dem Stiefel drehte McKenzie den Sheriff auf den Rücken. Die blaugrauen Augen starrten mit leerem Ausdruck zum Himmel. Jeffords Hemdbrust war dunkel von seinem Blut.

John McKenzie bückte sich und riss dem Toten den Stern von der Weste. Sekundenlang starrte er mit verächtlichem Ausdruck auf das Symbol des Gesetzes in seiner flachen Hand. Dann schleuderte er es in die Fahrbahn. Das Abzeichen versank im Staub. McKenzie machte abrupt kehrt.

Wade Benbow war zu Albert Oates hingegangen und beugte sich jetzt über ihn. McKenzie sprang auf die Straße. Während er in Oates' Richtung stiefelte, klappte er die Revolvertrommel heraus. Er schüttelte die verschossenen Patronen aus den Kammern und ersetzte sie mit scharfen aus seinem Gurt. Die Trommel rastete wieder ein, der Bandit stieß den Colt ins Holster.

"Al hat der Bastard noch erwischt", stieß Benbow gehässig hervor. "Er war besser, als wir annahmen."

"Aber nicht gut genug", versetzte McKenzie kalt. "Für Al können wir nichts mehr tun. Verschwinden wir ..."

Auch Wade Benbow lud seinen Revolver nach. Die beiden Banditen stapften zum Mietstall. Eine Viertelstunde später verließen sie Red Lodge. Die Nasen ihrer Pferde wiesen nach Westen ...

Wildwest Großband September 2018: Sammelband 8 Western

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