Читать книгу Wildwest Großband September 2018: Sammelband 8 Western - Pete Hackett - Страница 29
Оглавление5
Baxter war auf Nummer sicher. Jim brachte die Pferde zu ihrem Besitzer auf die Double-C Ranch zurück. Cedrik Crawford, der Ranchboss, legte Jim die Hand auf die Schulter und schaute ihn voll Unbehagen an. Mit schleppendem Tonfall gab er zu verstehen: "John McKenzie und zwei seiner Banditen haben Red Lodge einen verhängnisvollen Besuch abgestattet, Jim."
Jim schaute verständnislos. "Wer ist John McKenzie?", fragte er und spürte Beklemmung.
"Natürlich", murmelte Crawford und schlug sich leicht mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Das kannst du nicht wissen. Es war vor deiner Zeit hier. Die McKenzies lebten früher in der Gegend östlich von Red Lodge. Sie betrieben eine Ranch, doch niemand wusste so recht, womit sie ihren Lebensunterhalt tatsächlich bestritten. Sie waren oft wochenlang unterwegs und kein Mensch wusste, wo sie sich herumtrieben.
Eines Tages kam ein U.S.-Marshal nach Red Lodge. Er ritt auf der Fährte einiger Banditen, die zwischen Billings und Bozeman die Stagecoach überfallen hatten und den Kutscher sowie einen Passagier erschossen. Er lieferte Link eine Beschreibung – und danach konnte nur Price McKenzie der Postkutschenräuber sein. Link ritt mit dem U.S.-Marshal hinaus zur McKenzie-Ranch. Nach einer Schießerei, an der sich auch John McKenzie beteiligte, wurde die Bande zerschlagen. Die Brüder und einige ihrer Kumpane wurden festgenommen. John McKenzie wurde zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er sich mit dem Gewehr in der Faust der Verhaftung seines Bruders widersetzte. Price McKenzie aber landete am Galgen. Er wurde mit drei seiner Kumpane hier in Red Lodge gehängt. Link musste als Sheriff das Urteil vollstrecken."
"Und John McKenzie schwor Rache, wie?" Jim fragte es und spürte, wie ihm ein eisiger Schauer über den Rücken rann. Eine unsichtbare Hand begann ihn zu würgen. Düstere Ahnungen befielen ihn.
Crawford nickte. "Gestern kam er mit zwei Komplizen nach Red Lodge."
"Sprich weiter, Cedrik", entrang es sich Jim mit belegter Stimme. Das Sprechen bereitete ihm Mühe. Sein Hals und seine Mundhöhle waren trocken wie Wüstenstaub.
"Sie haben Link zusammengeschossen." Die Stimme des Ranchers sank herab. "Einen von ihnen hat er mitgenommen auf die lange Reise. Im Endeffekt aber hatte er keine Chance."
"Er ist also tot." Die vier Worte tropften wie Bleiklumpen von Jims zuckenden Lippen.
Der Druck der Hand auf seiner Schulter verstärkte sich. "Yeah, Jim. Wie ich schon sagte: Sie ließen ihm nicht den Hauch einer Chance."
"Diese Bastarde. Sind sie noch in Red Lodge?"
"Nein. Sie sind sofort weitergeritten."
"Wohin?"
Crawford zuckte mit den Achseln.
Eine jähe, tödliche Leidenschaft stellte sich bei Jim ein. Der Hass auf die Mörder Link Steffords schwoll an wie ein reißender Fluss. Seine Gedanken wirbelten und drifteten auseinander. Link ist tot!, sickerte es durch sein Gehirn. Sie haben den Mann, der dir das Leben gerettet und dir Arbeit gegeben hat, niedergeknallt wie einen tollwütigen Hund. Sie haben ihn kaltblütig ermordet ...
Es nagte und fraß in ihm und ließ ihn nicht mehr los, vergiftete seinen Verstand und ließ keinen anderen Gedanken mehr zu, als den nach gnadenloser Vergeltung.
Er schaute Crawford an wie ein Erwachender. "Ich reite nach Red Lodge, Cedrik", murmelte er. "Und dann ..."
Mit einem Satz war Jim Hannagan im Sattel seines Pferdes. Der Tier tänzelte auf der Stelle. "Hüh!" Jim kitzelte das Pferd mit den Sporen. Das Tier streckte sich. Seine Muskeln und Sehnen begannen zu arbeiten.
Eine Stunde später ritt Jim zwischen die ersten Häuser der Stadt. Es war um die Mittagszeit. Die Sonne stand hoch im Zenit, hatte sich in einen glühenden Ball verwandelt und sog Mensch und Tier regelrecht das Mark aus den Knochen.
Passanten blieben auf den Gehsteigen stehen, als sie den verstaubten Mann mitten auf der Fahrbahn reiten sahen. Betretenheit schlich sich in die Gesichter. Viele männliche Einwohner der Town bekamen es plötzlich sehr eilig, von der Straße zu verduften.
Beim Saloon hielt Jim an. Er saß ab. Staub rieselte von seinen Schultern und von seiner Hutkrempe. Er führte sein Pferd zum Tränketrog und ließ die Zügel einfach fallen. Das Tier senkte seine Nase in das brackige Wasser.
Sattelsteif ging Jim in den Inn. Seine Absätze tackten rhythmisch. Eine Schicht aus Staub und Schweiß hatte sich in seinem Gesicht gebildet. Seine Lider waren gerötet. Er sah aus wie ein Mann, den nach vielen Tagen die Hölle ausgespuckt hatte.
An einem der Tische beim großen Frontfenster saßen vier Männer. Bürger von Red Lodge. Der Salooner stand hinter dem Tresen und starrte Jim an wie eine Erscheinung. An einem Tisch am Ende der Theke saßen zwei Girls, die an den Wochenenden die Gäste bedienten, wenn die Cowboys von den umliegenden Ranches in die Stadt strömten, um sich nach einer Woche knochenbrechender Sattelarbeit auszutoben und der Lasterhaftigkeit zu frönen.
Mona, so hieß das eine der beiden hübschen Mädchen, erhob sich, als Jim einen Schritt vor der Tür abrupt stehen blieb. Hinter ihm schlugen knarrend die Türflügel aus.
Jims staubheisere und dennoch klirrende Stimme erklang: "Luke, wo war diese elende Stadt, als Link auf die Straße ging? Warum hat ihm kein einziger Mann beigestanden?"
Luke Bancroft, der Salooner, zog den Kopf zwischen die Schultern. Die vier Kerle beim Frontfenster vermieden es, Jim anzusehen. Sie schienen auf ihren Stühlen regelrecht zu schrumpfen.
Mona trat vor Jim hin und legte ihm beide Hände gegen die Brust. Er roch den Duft ihrer dunklen Haare und sah ihren beschwörenden Blick, der sich an seinem Gesicht verkrallt hatte.
"Du solltest der Stadt keinen Vorwurf machen, Jim", kam es leise über ihre sinnlichen Lippen. "Den Männern fehlte ganz einfach der Mut, sich an Links Seite zu stellen und gegen die drei Revolverschwinger zu kämpfen."
Die Schicht aus Schweiß und Staub in Jims Gesicht zerbrach. In seinen blauen Augen flirrte es kalt. Er ließ seiner tiefen Verachtung freien Lauf. "Diese Stadt ist eine Rattenburg", presste er hervor. "So ist es. Sie wird von Ratten und feigen Coyoten bevölkert."
Er schwang herum. Monas Hände sanken nach unten. "Jim, bitte ...", flehte sie, aber Jim stieß schon mit den Handballen die Türflügel auf und verließ den Schankraum.
Er führte sein Pferd zum Mietstall. Den Jungen, der hier Dienst versah, fragte er: "Hatten John McKenzie und seine Komplizen ihre Pferde bei dir untergestellt?"
Der Halbwüchsige nickte.
"Hast du eine Ahnung, wohin sie sich gewandt haben?"
"Sie sprachen vom Salmon River", erwiderte der Boy.
"Der ist doch in Idaho."
"Ja. Dort holen sie das Gold zentnerweise aus dem Boden, habe ich mir sagen lassen. Ein Stelldichein für Glücksritter, Abenteurer und Banditen, wie McKenzie einer ist."
"Mit ihm reitet noch einer. Weißt du seinen Namen?"
"McKenzie redete ihn mit Wade an, Jim."
Jim verließ den Mietstall und ging zum Undertaker. Er erfuhr, dass Link schon beerdigt worden war. Wegen der Hitze, erklärte ihm der Totengräber. Jim stapfte zum Boothill, der etwas außerhalb der Stadt angelegt worden war. Lange stand er vor dem flachen Grabhügel. Und während er seinen Stetson in den Händen drehte und von einer ganzen Gefühlswelt durchströmt wurde, leistete er einen Schwur – den Schwur, nicht zu ruhen, bis Link Jeffords Mörder zur Rechenschaft gezogen waren.
Schließlich verließ er das Grab. Er kehrte in die Stadt zurück und begab sich ins Office.
Mona wartete dort auf ihn.
"Jim", murmelte sie, "ich ahne, wie sehr dich Links Tod trifft. Du – du wirst seinen Mördern folgen, nicht wahr?"
"Natürlich", antwortete er. "Links Tod darf nicht ungesühnt bleiben. Ich bin es Link schuldig ..."
"Hass führt in die Hölle, Jim", murmelte die schöne Frau.
"Es ist kein Hass, Mona", erwiderte Jim. "Aber es war Mord. Feiger, niederträchtiger Mord aus niedrigen Beweggründen. Und dafür fordert das Gesetz Rechenschaft."
"Dein Stern gilt nur im Carbon County. Außerhalb der County Grenzen ist er gerade das Blech wert, aus dem er gestanzt ist."
"Auf den Stern wird es in diesem Fall nicht ankommen, Mona", erwiderte Jim hart.
Mona trat vor ihn hin. "Du hast mir vor kurzem deine Liebe gestanden. Wir sind so gut wie verlobt, Jim. Ich ..."
Jim lachte bitter auf. "Hast du etwa Angst, dass ich nicht mehr zurückkehre?" Seine Stimme klirrte. Er legte seine Hände um ihre Oberarme. Der Duft ihrer Haare stieg ihm in die Nase. Ihre Blicke versanken ineinander. "Entschuldige", murmelte er. "Ja, Mona, ich liebe dich. Aber ich verachte diese Stadt, und ich möchte ihr am liebsten den Stern vor die Füße werfen."
"Ich liebe dich auch, Jim", sagte die schöne Frau mit den dunklen Haaren und dem Feuer in den braunen Augen.
Jim beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie. Es war ein verzehrender, inniger Kuss voller Leidenschaft. Sie drängte sich an ihn. Er spürte die Wärme ihres Körpers und den Druck ihrer festen Brüste. Plötzlich spürte er das Verlangen, sie zu besitzen. Es überkam ihn wie ein Rausch.
Ihre Lippen lösten sich. Mona spürte seine Hand unter der Bluse auf ihrer Brust. Seine Handfläche massierte sanft den kieselsteinharten Nippel. Etwas atemlos entrang es sich der Frau: "Gehen wir in dein Zimmer, Jim. Komm, ich ..."
Er zog sie mit sich fort. Wenig später betraten sie den kleinen Anbau, in dem Link Jefford seinem Deputy ein Zimmer zur Verfügung gestellt hatte. Jim bezahlte dafür von seinem Gehalt im Monat fünf Dollar an die Stadt. Es war ein spartanisch eingerichteter Raum – aber das Bett war groß und bequem ...