Читать книгу Wildwest Großband September 2018: Sammelband 8 Western - Pete Hackett - Страница 27
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Jim Hannagan, der Deputy Sheriff von Red Lodge, hatte die beiden Halunken, die ein halbes Dutzend Pferde aus einem Corral der Double-C Ranch gestohlen hatten, 20 Meilen nordwestlich von Red Lodge, in der Gegend von Roscoe, gestellt.
Die beiden Sattelstrolche hatten sich auf einer Anhöhe verschanzt. Der Abhang schwang sich steil nach oben. Sporadisch wuchteten Felsklötze aus dem Boden. Mesquitesträucher, dorniges Gestrüpp und hartes, trockenes Gras bildeten die Vegetation. Hier und dort waren kleine Inseln purpurn blühenden Salbeis zu sehen. Der Blütenduft hing in der Luft. Bienen summten ...
"Gebt auf, Leute!", forderte Jim. Er lag hinter einem hüfthohen Findling und äugte den Abhang hinauf. Der Stern an seiner Lederweste glitzerte. Seine Rechte umschloss den Kolbenhals der Winchester, Modell 73. In Jims Holster am rechten Oberschenkel steckte ein schwerer 45er Colt-Revolver. Der Kolben aus Walnussholz war hell und glatt.
Nach einer kurzen Pause, in der keine Resonanz auf seine Aufforderung erfolgte, erklang wieder seine staubheisere Stimme: "Ihr entkommt mir nicht. Also streckt die Waffen und tretet mit erhobenen Händen aus euren Deckungen. Es ist nicht nötig, dass wegen einer Handvoll Pferde Blut vergossen wird."
Die Antwort war ein Schuss. Die Kugel schrammte über den Felsen, hinter dem Jim sich verschanzt hatte, und zog eine helle Furche. Ein durchdringendes Quarren erfüllte die Luft. Jim zog den Kopf ein. Über dem Felsen oben auf dem Hügel schwebte eine Pulverdampfwolke.
"Hol uns, wenn du lebensmüde bist, Deputy", erschallte es rau und wild. "Wenn du allerdings Blutvergießen vermeiden willst, dann solltest du umkehren und wieder nach Hause reiten."
Spöttisches Gelächter folgte den Worten.
Jims Gesicht war wie aus Stein gemeißelt. Hart traten die Backenknochen daraus hervor. "Wie ihr wollt", knurrte er tief in der Kehle. Er nahm seinen Stetson ab, legte ihn auf den Boden und spähte am Felsen vorbei hangaufwärts. Die nächste Deckung, die einigermaßen Sicherheit bot, war etwa acht Schritte entfernt.
Jim spannte seine Muskeln. Er federte aus der kauernden Stellung hoch, schießend rannte er geduckt zu dem Felsklotz. Querschläger wimmerten ohrenbetäubend, das Peitschen der Schüsse rollte den Hang hinauf und stieß über den Scheitel der Anhöhe hinweg.
Als die beiden Banditen das Feuer erwiderten, war Jim schon in Deckung. Sein Atem ging etwas schneller, der Herzschlag hatte sich beschleunigt. Das Blei der Pferdediebe pfiff über ihn hinweg. Jim wischte sich den Schweiß aus den Augenhöhlen.
Das Gewehrfeuer brach schlagartig ab. Wahrscheinlich wurde den beiden Banditen bewusst, dass sie nur ihr Blei vergeudeten. Die letzten Echos der Schüsse versanken in der Lautlosigkeit. Jim spähte nach oben. Atmung und Herzschlag hatten sich bei ihm wieder reguliert.
Der Schatten eines der Kerle fiel hinter einem Felsen hervor. Plötzlich kam die Gestalt zum Vorschein. Sie hetzte ein Stück den Hang hinunter und verschwand in Deckung. Im nächsten Moment begann das Gewehr des Strolches zu hämmern.
Auf der Hügelkuppe huschte der andere Bandit aus der Deckung. Mit langen Sprüngen kam auch er ein Stück nach unten, um sofort hinter der nächstbesten Deckung abzutauchen.
Aaah, durchzuckte es Jim, sie wollen den Spieß umdrehen und mich in die Zange nehmen. Na schön, ihr Dummköpfe, das erspart mir den Weg da hinauf. Sein Kinn wurde kantig. Er jagte blindlings einen Schuss aus dem Lauf und kroch auf die andere Seite des Felsens.
Die Banditen deckten die Stelle mit ihrem Blei ein, von der aus er eben den Schuss abgegeben hatte. Und dann wuchs einer der Kerle hinter seiner Deckung hervor, stieß sich ab und sprang wieder ein Stück die Hügelflanke nach unten.
Jim feuerte. Der Bursche brüllte seinen Schreck hinaus. Sein Gewehr flog in hohem Bogen davon. Einen Lidschlag lang hing er schräg in der Luft, dann krachte er der Länge nach auf den Boden. Er rollte noch ein Stück hangabwärts, dann blieb er an einem Strauch hängen. Sein Stöhnen ertönte in das Verraunen der Detonation hinein. Er griff zum Colt.
Jims nächste Kugel warf ihm eine Handvoll Erdreich ins Gesicht. Er erstarrte in der Bewegung. Die Knöchel seiner Hand, die den Revolvergriff umklammerte, traten weiß unter der Haut hervor.
"Lass ihn lieber stecken, Bandit!", brüllte Jim. "Die nächste ..."
Das Gewehr des anderen Kerls schleuderte sein rhythmisches Krachen hangabwärts. Steinsplitter sirrten wie Geschosse durch die Luft. Der Verwundete begann zu kriechen. Auf allen Vieren strebte er einem der Felsblöcke zu.
Jims Kugel stoppte ihn. Sie schlug dicht vor ihm ein. Schmerz und Angst entlockten ihm ein ersterbendes Röcheln. Aus unterlaufenen Augen starrte er auf den Felsen, hinter dem er den Deputy wusste. Er wagte nicht mal mehr mit der Wimper zu zucken. Die Furcht vor der nächsten Kugel würgte seinen Widerstandwillen regelrecht ab. Hals und Mundhöhle des Banditen waren jäh ausgetrocknet.
"Ich – ich gebe auf!" Seine Stimme klang verzerrt von den Qualen, die ihm die Wunde bereitete, die Jims Kugel an seiner Hüfte gerissen hatte.
Das Gewehr seines Komplizen schwieg.
"Dann zieh vorsichtig die Kanone aus dem Holster und wirf sie fort!", rief Jim klirrend. "Und dir dort oben empfehle ich das gleiche. Es lohnt sich nicht, wegen einiger Pferde zu sterben."
Der Verwundete zog den Colt heraus und schleuderte ihn hangabwärts. Stahl klirrte gegen Gestein. Der Bursche presste die Hand auf die Wunde. "Er hat recht, Cole!", rasselte die Stimme des Mannes. "Wir ..."
"Ich pfeif drauf!", brüllte der andere überschnappend. "Ich blase diesem aufgeblasenen Sternschlepper das Hirn aus dem Schädel. Und hinterher werde ich auf seinen Stern spucken."
Er spurtete nach rechts davon, schlug Haken wie ein Hase, wandte sich jäh hangabwärts und kam auf eine Höhe mit Jim. Dessen Kugeln begleiteten seinen Sturmlauf, aber der Kerl bewegte sich mit einer Behändigkeit sondergleichen, so dass die Geschosse Jims nur Staubfontänen in die Höhe wirbelten.
Dann peitschte wieder die Winchester des Pferdediebes. Jim warf sich zur Seite. Im letzten Moment. Denn der Mister hatte ihn von dem Platz aus, an dem er sich jetzt befand, gut im Visier, während er selbst sicher gedeckt hinter dem Felsen kauerte.
Jim rollte den Hang hinunter. Er stieß sich die Schulter an einem spitzen Stein. Etwas bohrte sich hart in seinen Rücken. Dann kam er hoch. Sein Schuss krachte. Er drückte sich ab, flog hinter einen Strauch und presste seinen Körper flach auf den Boden.
Oben sah er den verwundeten Banditen schlangengleich zu seinem Colt kriechen. Jim zielte kurz und drückte ab. Das Stück Blei knallte in das Bein des Banditen. Und jetzt gab er endgültig auf. Wimmernd blieb er liegen.
Sein Komplize jagte seine Kugeln blindlings in den Busch, hinter dem Jim lag. Zweige und Blätter regneten auf ihn herunter. Glühendheiß fuhr es ihm über den Rücken.
Hier kannst du nicht bleiben!, hämmerte es hinter seiner Stirn. Gehetzt schaute er sich um. Fünf Schritte weiter wuchtete ein von der Erosion glatt geschliffener Felsbuckel aus dem Boden. Jim setzte alles auf eine Karte. Er zog die Beine an, schnellte hoch, und setzte alle Kraft ein, die in seinen Beinen steckte.
Oben trat der Bandit hinter seiner Deckung hervor. Sein kaltes Auge starrte über die Zieleinrichtung der Winchester auf Jims Rücken. In dem Moment, als er abdrückte und die Mündungsflamme aus dem Lauf stieß, schleuderte Jim sich herum. Er strauchelte, machte einen Sprung und landete gleichzeitig mit beiden Beinen. Das Gewehr ruckte in die Höhe. Feuer, Rauch und Blei stießen aus der Mündung.
Der Bandit zuckte zusammen, seine Augen weiteten sich. Er wankte. Die Mündung seines Gewehres wies auf den Boden. Plötzlich entglitt die Waffe seinen kraftlos werdenden Händen. Sie klatschte auf den Boden. Der Bursche brach auf die Knie nieder, im nächsten Moment fiel er auf's Gesicht. Ein Schauder durchlief seine Gestalt, dann erschlaffte sie.
Abwartend verharrte Jim auf der Stelle. Er hatte nach seinem Schuss sofort eine Patrone in den Lauf geriegelt. Hart lag sein Finger um den Abzug.
Doch der Pferdedieb rührte sich nicht mehr.
Die gebotene Vorsicht nicht außer Acht lassend stieg Jim den Hügel empor. Seine Sinne arbeiteten mit doppelter Schärfe. Diese Kerle waren nur aus Niedertracht, Verschlagenheit und tödlicher Gehässigkeit zusammengesetzt. Der kleinste Fehler konnte der letzte sein.
Jim näherte sich dem Verwundeten. Er holte sich dessen Waffen und schleuderte sie weit den Abhang hinunter. Das Gewehr prallte gegen einen Felsen und zerbrach. Zwischen den Zähnen stieß Jim hervor: "Das habt ihr verdammten Narren euch selbst zuzuschreiben."
Er erntete dafür einen gehässigen Blick. Dann keuchte der Bandit: "Willst du mich nicht verbinden, bevor ich verblute?"
"Alles der Reihe nach", versetzte Jim ungerührt und stapfte zu dem anderen, der auf dem Gesicht lag und dessen Finger sich mit dem letzten Aufbäumen gegen den Tod im hartgebackenen Untergrund verkrallt hatten.
Unter die Banditenkarriere dieses Burschen hatte Jim einen blutigen Schlussstrich gezogen. Jim drehte ihn auf den Rücken. Noch im Tod verzerrte der Hass die Gesichtszüge des Mannes.
Jim kehrte zu dem anderen zurück. "Wie heißt du?"
"Dave Baxter. Zur Hölle mit dir, Deputy, ich gehe hier vor die Hunde, wenn du ..."
Jim schnitt ihm das Wort ab: "Nimm dein Halstuch, Bandit. Wo habt ihr die Pferde?"
"Hinter dem Hügel", presste Baxter hervor.
"Well. Hast du Verbandszeug in deiner Satteltasche?"
Baxter nickte. Er knüpfte mit zitternden Fingern seine Bandana auf und zerriss sie. Einen der Streifen wickelte er sich um die Beinwunde. Den anderen presste er auf seine Hüfte.
Jim holte sein Pferd, stieß die Winchester in den Scabbard und nahm Handschellen aus der Satteltasche.
"Ich muss dich anketten, Baxter. Einer wie du kommt nämlich sehr leicht auf verrückte Ideen."
"Wie soll ich meine Wunde ..." wollte der Bandit aufbegehren, doch Jim winkte schroff ab. Dann schnappte eine der Stahlspangen um Baxters Handgelenk zu. Die andere schloss Jim um den dicken Ast eines Strauches.
Jim ritt hinter den Hügel. Da standen die beiden Vierbeiner der Banditen unter den Sätteln, bei ihnen das kleine Rudel der gestohlenen Pferde. Die Banditen hatten einen provisorischen Seilcorral errichtet. Die Tiere äugten dem Reiter entgegen und peitschten mit den Schweifen nach den blutsaugenden Quälgeistern an ihren Seiten.
Jim riss den Seilcorral ein. Die Lassos benutzte er als Longen, an denen er die beiden Banditengäule führte. Das Rudel sattelloser Pferde trieb er vor sich her.
Bei Dave Baxter glitt Jim von seinem Pferd. Er ging zu einem der Banditengäule, wühlte in den Satteltaschen und fand Verbandszeug. Er warf es Baxter zu. "Ich bringe dich und deinen toten Kumpan nach Roscoe, Baxter. Dort wird sich ein Doc um deine Wunden kümmern. Ausheilen werden sie allerdings im Gefängnis, schätze ich."
Zwischen den engen Lidschlitzen des Banditen spiegelten sich Hass und Feindschaft ...