Читать книгу Sieben glorreiche Western Oktober 2018 - Pete Hackett - Страница 13
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ОглавлениеClay Braden kehrte allein zurück zur Sundance Ranch. Sein Deputy Archie Wayne würde im Marshal Office bleiben, nachdem er sich in Paco's Bodega die letzten Zähne an einem Steak ausgebissen hatte.
Clay Braden schwante Übles, wenn er an die nächsten Tage dachte. Es bahnte sich Ärger an. Eddie Cameron, sein verdeckt agierender Gegner, schien eine noch härtere Gangart gegen den Town Marshal fahren zu wollen. Dass ausgerechnet jetzt das finstere Quartett des Einäugigen aufgetaucht war, konnte kein Zufall sein.
Und dann noch der Revolverschütze, der ihn um ein Haar umgebracht hatte...
Die nächsten Tage würden unruhig werden. Daran bestand für Clay kein Zweifel.
Er ging durch den Haupteingang des Ranchhauses, wandte sich dann der Bar zu, um dort erst einmal einen ordentlichen Schluck zu trinken. Einen von Cornelius O'Mahoneys Spezialdrinks vielleicht, überlegte er. Der alte Butler hatte einige wirklich ausgefallene Spezialrezepte drauf, die einem kein anderer Barkeeper im Umkreis von tausend Meilen bieten konnte. Die meisten Cowboys der Umgebung wussten das allerdings ebenso wenig zu schätzen wie die Städter, die hier her kamen. Einfacher Whisky reichte den meisten.
Clay hingegen gönnte sich zwischendurch auch gerne mal eine Abwechslung.
Der Town-Marshal von Lincoln, New Mexico, hatte die Schwingtüren erreicht, da flogen sie ihm schon entgegen.
Joe Grayson stürzte heraus, wischte sich dabei den Mund ab. Grayson rempelte Clay grob zur Seite. Dem Gesicht des Vormannes von der Big B-Ranch war anzusehen, dass ihm nicht nur eine Laus über die Leber gelaufen war.
"Passen Sie doch auf, Marshal!", knurrte er.
Clay sah ihm verwundert nach. Grayson stampfte hinaus.
Draußen hörte man, wie sein Gaul wieherte, als der Vormann ihm die Sporen gab. Clay schüttelte den Kopf.
Er betrat die Bar.
Kendra, Claire-Jo und Cornelius redeten aufgeregt miteinander.
Als der Marshal eintrat, verstummten sie. Clay musterte sie alle drei der Reihe nach. "Hey, was ist los?", fragte er dann.
"Probleme!", brachte es Kendra kurz und knapp auf einen Nenner. Und dann berichtete sie, was während Clays kurzer Abwesenheit auf der Sundance Ranch losgewesen war. Von dem furchtbaren Streit zwischen Chuck Summers und Joe Grayson, den Vormännern von zwei der größten Ranches in der Umgebung.
Als sie geendet hatte, atmete Clay erstmal tief durch, wandte sich an Cornelius und verlangte einen Drink.
"Haben Sie einen speziellen Wunsch, Sir?"
"Irgendetwas, das einen klaren Kopf macht, Cornelius!"
"Ich hätte verschiedene..."
"Ich vertraue Ihnen vollkommen, Cornelius", unterbrach ihn der Town-Marshal.
Cornelius hob das Kinn und setzte eine Miene auf, die für jemanden, der den alten Butler nicht kannte, so aussah, als wäre er leicht pikiert. Clay kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass das nicht der Fall war.
"Sehr wohl, Sir", sagte er.
"Um zum Thema zurückzukommen", meldete sich Claire-Jo zu Wort, wobei sie von ihrem Barhocker herunterrutschte und neben Clay an den Schanktisch trat. "Du wirst mal ein ernstes Wort mit ihr reden müssen, Clay!"
Clay runzelte die Stirmn. "Mit Dorothy?"
"Ja, sicher! Das geh doch schon eine ganze Weile so! Sie macht die beiden Kerle richtig heiß und jetzt haben wir den Salat. Ich weiß nicht, was sie denen versprochen hat, aber irgendwie bilden sich wohl beide irgendwelche Sonderrechte ein, was Dorothy betrifft!"
"Sowohl Grayson als auch Summers sind als Hitzköpfe bekannt", gab Clay zu bedenken.
"Es gibt Dutzende solcher Hitzköpfe in Lincoln, aber normalerweise schlagen die sich weder Köpfe ein noch fordern sie sich zum Revolverduell oder öffnen die Türen unserer Zimmer mit einem Stiefeltritt. Sollen sie ihre Konflikte austragen, wo immer sie wollen, aber nicht hier auf der Sundance Ranch!"
Kendra unterstützte Claire-Jo vehement. "Wenn wir dem keinen Riegel vorschieben, was meinst du, was wir hier in kürzester Zeit für eine Kundschaft haben! Die Sundance Ranch hat sich als ein Ort herumgesprochen, an dem sich ein Mann nach allen Regeln der Kunst verausgaben kann - solange er seine Fäuste nicht gebraucht und den Colt im Holster lässt! Und das sollte auch so bleiben, sonst treffen sich hier in Zukunft alle schießwütigen Streithähne der Umgebung!"
Clay hatte den beiden Frauen nachdenklich zugehört. Ihre Argumente klangen in seinen Ohren einleuchtend.
"Wenn ich mir eine kleine Bemerkung erlauben dürfte", meldete sich jetzt der Butler zu Wort.
Clay grinste über die Steifheit, mit der Cornelius solche Dinge vortrug.
"Nur zu, Cornelius!"
"Sollte diese Sache eskalieren, dann könnten Sie dadurch in eine prekäre Situation geraten. Schließlich sind Sie gleichzeitig Besitzer der Sundance Ranch und Town-Marshal von Lincoln. Und es gibt mehr als einen, dem das schon lange ein Dorn im Auge ist und der daraus Kapital ziehen könnte."
"Sie denken an Eddie Cameron!"
Cornelius nickte.
"Genau an den! Aber Sie sollten nicht denken, dass der der einzige wäre! Zwar sind Sie mit Mehrheit der Stimmen zum Marshal gewählt worden, aber vergessen Sie nie, dass Ihre Anwesenheit in der Stadt einigen nicht passt!"
Clay nickte.
Claire-Jo fasste ihn am Arm. "Red' Dorothy mal richtig ins Gewissen. Ihr muss klar sein, dass sie mit dem Feuer spielt..."
"Hört mal, ihr seid doch ihre Freundinnen", begann Clay, der von der Aussicht, Dorothy beibringen zu müssen, dass sie ihr Verhalten gegenüber den beiden Hitzköpfen ändern müsste alles andere als begeistert war. "Warum könnt ihr das denn nicht machen?"
"Du weißt doch, dass sie ihren eigenen Kopf hat", sagte Kendra.
"Sicher."
"Aber dein Wort hat bei ihr Gewicht. Nicht nur weil du jetzt der Boss auf der Sundance Ranch bist." Sie grinste und zwinkerte ihm kokett zu. "Schließlich hast du ja auch noch ein paar andere Mittel, sie zu überzeugen, die Claire-Jo und mir von Natur aus nicht zur Verfügung stehen..."
"Sehr witzig..."
"Von was für überzeugenden Mitteln ist hier die Rede?", meldete sich plötzlich eine weibliche Stimme zu Wort. Die Schwingtüren der Bar flogen auseinander.
Ein junges Girl, gekleidet in hautenge Jeans und ein weißes Hemd, dass sie unter der Brust zusammengeknotet hatte, betrat die Bar. Der blonde Haarschopf wirkte etwas zerzaust.
Clay drehte sich zu ihr herum.
"Hallo Erica!", begrüßte er sie.
Erica Forster, sechzehn Jahre jung und schön wie die Sünde war die Tochter des ehemaligen Town-Marshals von Lincoln. Ein Revolverschwinger hatte ihren Vater ermordet. Marshal Forster war ein Freund von Carrie Odell gewesen, der verstorbenen Vorbesitzerin der Sundance Ranch. Hilfesuchend hatte Erica sich an Clay Braden gewandt, als Eddie Cameron versucht hatte, die Ranch widerrechtlich an sich zu bringen.
Clay hatte sie gewissermaßen mitgeerbt und bemühte sich jetzt darum, sie zu einer wirklichen Lady zu erziehen.
Allzu viel Erfolg hatte er bislang dabei noch nicht gehabt.
Erica war ein Teufelsbraten.
Sie konnte reiten und schießen, brachte sich aber immer wieder selbst in unnötige Schwierigkeiten.
Früh am Morgen war sie aufgebrochen, um in Hondo von einem Pferdehändler ein Fohlen zu kaufen. Clay hatte es zwar nicht besonders gern, wenn sie allein unterwegs war, aber er wusste auch, dass es wenig Sinn hatte, sie zu sehr einzuschränken.
Erica wandte sich an Cornelius.
"Mach mir einen schönen Drink!"
"Sehr wohl, Madam."
Clay Braden sah den Butler streng an. "Aber ohne Alkohol bitte!"
Erica stemmte die Arme in die geschwungenen Hüften. "Was soll das denn!"
"Es reicht, wenn du damit anfängst, wenn du erwachsen bist!"
"Clay, ich bin erwachsen!"
"Die Diskussion führen wir ein andernmal okay?"
"Willst du dir gar nicht das Fohlen ansehen? Das wird mal ein prachtvolles Reitpferd, wenn man es richtig erzieht!"
"Später, Erica..."
Damit ging Clay Braden hinaus. Erica wandte sich fragend an Kendra und Claire-Jo, während Cornelius ihr den Drink machte.
"Was ist denn mit Clay los?", fragte sie.
"Es gibt Ärger!", brachte Claire-Jo es kurz und knapp auf den Punkt.
"Aber diesmal bin ich wohl nicht Schuld, oder?"