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Augenblicke später stand Clay Braden mit einer Winchester in der Hand an der Tür des großen Ranchhauses, das das Zentrum der Sundance Ranch bildete.

In Windeseile waren auch alle anderen Bewohner der Sundance Ranch alarmiert worden. Cornelius O'Mahoney hatte alle mit Winchester-Gewehren versorgt.

Claire-Jo, Kendra, Erica und er selbst gingen an den verschiedenen Fenstern im Erdgeschoss in Stellung.

Denn das, was sich da draußen zusammenbraute sah nach einer echten Konfrontation aus.

Dorothy Willard konnte sich plötzlich ganz schnell für ein Kleid entscheiden. Es war das Blaue. Sie erschien - ebenfalls mit einer Winchester ausgerüstet - bei Clay Braden an der Tür.

Joe Grayson und die Horde Cowboys, die mit ihm ritt, näherten sich langsam.

"Was will Grayson hier - mit einer ganzen Mannschaft?", fragte Dorothy.

"Keine Ahnung. Er ist wohl noch ziemlich sauer darüber, dass Cornelius ihn hinausexpediert hat!", antwortete Clay Braden.

Einige der Kerle hatten die Winchester-Gewehre aus ihren Scubbards herausgezogen. Hier und da hörte man, wie die Waffen durchgeladen wurden.

Ein eindeutiges Zeichen für den bevorstehenden Sturm.

"Ich werde mal rausgehen und mit den Kerlen zu reden versuchen!"

"Versuch das lieber nicht, Clay!"

"Aber wenn es hier hart auf hart kommt, dann stehen unsere Chancen nicht gut..."

"Unterschätz uns nicht! Erica kann schießen wie ein Mann und dass ich das kann, weißt du ja wohl! Schließlich habe ich ein paar Jahre als Cowgirl herumgebracht, wie du wohl weißt..."

Aber Clay war anderer Ansicht. "Warte hier und gib mir Feuerschutz, falls einer der Kerle durchdrehen sollte!"

"Da wirst du bei Grayson nicht lange warten müssen..."

Sie wechselten einen kurzen Blick miteinander. Dann trat Clay Braden hinaus vor die Eingangstür des Ranchhauses.

"Was verschafft uns die Ehre eures Besuchs, Jungs?", fragte er, die Winchester in der Rechten. Den Kolben stützte er auf der Hüfte auf. Er war jederzeit bereit, die Waffe blitzschnell mit beide Händen zu packen und die zwölf Patronen des Magazins zu verschießen.

Eisiges Schweigen schlug Clay entgegen. Es war klar, dass diese Meute nicht hergekommen war, um sich zu amüsieren.

Joe Grayson blickte sich um, so als müsste er sich erst darüber vergewissern, dass seine Leute auch zu ihm hielten, wenn es hart auf hart ging.

Schließlich schob er sich den Stetson in den Nacken. Die Rechte blieb die ganze Zeit über in der Nähe des Revolvergriffs, bereit die Waffe im Bruchteil einer Sekunde hervorzureißen.

"Gib Dorothy frei!", rief er.

"Was?" Clay Braden glaubte schon, sich verhört zu haben.

"Lassen Sie sie gehen, Braden. Sie gehört zu mir!"

"Ich glaube, Sie sind da einem Irrtum erlegen, Grayson!"

"Keineswegs. Und wenn Sie nicht tun, was ich sage, machen wir hier alles kurz und klein!"

Zustimmendes Gemurmel war unter den anderen Cowboys zu hören.

"Ich würde vorschlagen, ihr reitet alle wieder friedlich nach Hause und wir vergessen den Vorfall!", meinte Clay.

Grayson lachte heiser auf. "Wenn Sie glauben, dass wir uns durch Ihren Marshal-Stern einschüchtern lassen, sind Sie schief gewickelt!"

"Wollen Sie Dorothy nicht selbst entscheiden lassen, ob sie mit Ihnen mitreiten will, Grayson?"

"Sie gehört zu mir. Wahrscheinlich haben Sie sie unter Druck gesetzt, so dass Sie hier alles mögliche sagen wird... Nur nicht die Wahrheit!"

Einer der anderen Männer meldete sich. "Bringen wir die Sache zu Ende, Joe!", meinte er an Grayson gewandt und senkte den Lauf seiner Winchester. "Das Gequatsche geht mir auf die Eier."

Auch die anderen blickten erwartungsvoll zu Grayson. Ein Signal ihres Vormanns und das Inferno würde losbrechen. Clay wusste, dass jetzt alles am seidenen Faden hing.

Jetzt meldete sich Dorothy zu Wort. Sie trat ebenfalls einen Schritt aus der Tür, die Winchester in den zarten Händen, die sich sonst mit ganz anderen, brandheißen Spielzeugen beschäftigten.

"Ich bin hier, Joe!", rief sie.

"Komm her, Baby!", rief Grayson.

"Nein, Joe! Ich gehöre hier her. Und wenn du glaubst, das mich irgendjemand unter Druck setzt, dann kennst du mich nicht richtig! Ich lasse mir nämlich keine Vorschriften machen! Außerdem siehst du ja wohl, dass ich eine Winchester in den Händen halte... Wer sollte mich also zu irgendetwas zwingen?"

"Die Waffe ist wahrscheinlich ungeladen!"

"Solltest du Clay Braden ein Haar krümmen, wirst du schon sehen, dass das nicht der Fall ist!"

Grayson sah sie verständnislos an.

"Erinnerst du dich nicht an das, was du mir gesagt hast, als..."

"Joe! Zieh mit deinen Leuten ab! Ich brauche deine Hilfe nicht!"

Graysons Gesicht wurde grimmig.

"Es ist dieser Chuck Summers! Er hat dir den Kopf verdreht, was?"

"Ich bleibe jedenfalls hier!"

Einige Augenblicke geschah gar nichts. Keiner der Männer rührte sich. Ihre Blicke hingen erwartungsvoll an Grayson.

Von ihm hing ab, wie es jetzt weiterlief.

"Geh ins Haus, Dorothy!", verlangte Clay Braden. "Los!" Er wandte den Kopf, sah sie aus den Augenwinkeln heraus. "Ich brauche deinen Feuerschutz.."

Sie gehorchte schließlich, wich zurück zur Tür. Dort blieb sie aber in Position und hob den Lauf der Winchester.

Von der Stadt her waren jetzt Geräusche zu hören.

Eine weitere Horde von wild dahergaloppierenden Reitern überquerte die Rio Bonito-Brücke. Die Gruppe war zahlenmäßig etwa genauso stark wie Joe Graysons Mannschaft.

Eine Staubwolke umgab sie, nachdem sie die Brücke hinter sich gelassen hatten.

Sie hielten direkt auf die Sundance Ranch zu und Clay Braden war klar, dass das nur neuen Ärger bedeuten konnte.

An der Spitze der Ankömmlinge ritt niemand anderes als Chuck Summers.

Grayson und seine Männer wichen ein Stück zur Seite und wandten sich halb herum, um Chucks Männer zu erwarten.

In wildem Galopp näherten diese sich und zügelten ihre Pferde. Chuck Summers's Züge waren eine verzerrte Maske.

Sein finsterer Blick fixierte Joe Grayson.

"Hätte ich mir ja denken können!", knurrte er.

"Summers!", fauchte Grayson.

"Jetzt wird abgerechnet, Grayson!"

"Wird Zeit, dass dir mal einer das Maul stopft, Summers!"

Einer von Chucks Leuten verlor die Nerven, zog die Waffe heraus. Er war Linkshänder. Bevor er seinen 45er Colt abfeuern konnte, peitschte ein anderer Schuss.

Clay Braden hatte die Winchester blitzschnell angelegt und gefeuert.

Der Linkshänder schrie auf, als die Kugel seine Hand traf.

Die Waffe entfiel ihm. Sein Pferd stellte sich auf die Hinterhand. Er fluchte.

"Keine Bewegung!", rief Clay Braden. "Der erste, der sich regt, bekommt eine Kugel zwischen die Augen!"

Einen Augenblick lang herrschte Schweigen.

Die Entschlossenheit, mit der der Town-Marshal vorging, hatte die wildgewordene Meute offenbar beeindruckt.

"Mischen Sie sich da nicht ein, Marshal!", sagte Chuck Summers.

"Den Teufel werd ich! Ihr werdet schön langsam einer nach dem anderen von euren Gäulen steigen und die Waffen ablegen!"

Clay deutete auf eine Tränke, die sich mitten auf dem Vorplatz der Ranch befand. "Tut sie dort rein. Colts, Winchester, alles, was ihr bei euch habt!"

Keiner der Männer sagte einen Ton.

Grayson machte die Augen schmal.

"Wir könnten Sie mit Leichtigkeit über den Haufen schießen, Marshal!", gab er zu bedenken.

Clay verzog spöttisch das Gesicht.

"Sicher. Aber vorher würde ich ein paar von euch in den Tod mitnehmen... Und das Risiko für Sie, Grayson, wäre besonders groß!"

Graysons Nasenflügel bebten.

Clay wandte leicht den Kopf und rief: "Erica? Hast du den Kopf dieses Gentlemen im Visier?"

"Habe ich!", rief Erica aus ihrer Deckung heraus.

Clay wandte sich zur anderen Seite. "Cornelius? Von der Bar aus müsste man einen hervorragenden Blick auf den Schädel von Mr. Summers haben!"

"Ihr Wunsch ist mir Befehl, Sir!", war die Stimme des Butlers zu vernehmen, der sich an einem anderen Fenster postiert hatte. Mehr als der Gewehrlauf war von ihm nicht zu sehen.

Clay deutete auf Chuck Summers. "Sie machen den Anfang, Chuck! Vom Pferd runter und die Waffen in den Bottich!"

Chuck Summers Gesicht wurde dunkelrot.

"Sie sind wahnsinnig, Braden!"

"Na, los, wird's bald!"

Seine Männer starrten ihn an, warteten ab, wie er sich verhielt.

Die Mündung von Clay Bradens Winchester zeigte in seine Richtung. Der Entschlossenheit des Marshals hatte er nichts entsprechendes entgegenzusetzen. Er schluckte als er einsah, dass ihm selbst einfach der selbstmörderische Mut fehlte, um zum Colt zu greifen und ein großes Feuerwerk anzufangen.

Also stieg er ab.

Die Fäuste waren geballt. Er zog die Winchester aus dem Scubbard heraus.

"Am Lauf anfassen!", wies Clay Braden ihn unmissverständlich an.

Chuck gehorcht.

Dann ging er zur Tränke, warf erst die Winchester hinein und ließ dann den Revolvergurt samt 45er Colt folgen.

"Und jetzt der Nächste!", befahl Clay. Er deutete auf Grayson.

Widerwillig stieg dieser ebenfalls ab und ließ seine Waffen in die mit Wasser gefüllte Tränke plumpsen.

Einen nach dem anderen ließ Clay Braden dasselbe tun. Immer abwechselnd einen Mann aus Graysons und einen aus Chuck Summers' Cowboy-Meute.

Schließlich standen sie alle waffenlos da.

"Dafür werden Sie noch bezahlen!", grollte Grayson und schwang die Faust.

Aber Clay beeindruckte das wenig.

"Das städtische Jail reicht leider nicht aus, um euch alle dort eine Nacht lang abkühlen zu lassen", meinte er. "Also steigt jetzt auf eure Gäule und reitet zurück zu euren Ranches..."

"Könnte dir so passen!", zischte Chuck leise vor sich, bückte sich und hob einen Stein auf. Aus dem Handgelenk schleuderte er ihn auf Grayson.

Das war der Funke, der das Pulverfass zur Explosion brachte.

Clay feuerte über die Köpfe der Männer hinweg, aber es war zu spät.

Die Angehörigen der beiden Ranch-Mannschaften stürzten sich mit bloßen Fäusten aufeinander. Die Pferde wieherten, liefen zwischen den Kämpfenden her.

Die ersten Schreie gellten, vermischt mit Wutgeheul.

Innerhalb von Augenblicken war unter den Männer eine Art Flächenbrand entstanden. Ein grimmiger Kampf mit bloßen Fäusten.

Clay gab noch einmal zwei Warnschüsse ab.

Aber das beeindruckte jetzt niemanden mehr.

Überall hagelten die Fäuste gegeneinander. Eine wilde Keilerei wogte hin und her. Es herrschte ein einziges Chaos.

Pferde stiegen wiehernd auf die Hinterhand.

Chuck schlug einem der Big B-Männer die Faust mitten ins Gesicht. Der Cowboy taumelte zurück. Sein Mund war eine blutige Höhle. Wie ein ungestümer Stier ging Chuck vorwärts.

Er schwang sich auf einem der völlig orientierungslos umherirrenden Pferde, riss es herum und preschte auf Grayson zu, der gerade einen Cowboy der LD-Ranch mit einem gemeinen Tritt in den Unterleib zu Boden gehen ließ.

Doch dann hatte Chuck seinen Gegner erreicht.

Er sprang aus dem Sattel, stürzte sich auf Grayson und riss ihn durch sein Gewicht zu Boden. Die beiden rollten übereinander, verkrallten sich. Chuck fühlte plötzlich einen Würgegriff um seinen Hals. Er ächzte, befreite sich dann mit zwei Faustschlägen, die Grayson benommen aufstöhnen ließen.

Beide Kontrahenten rappelten sich auf. Dann umkreisten sie sich mit ausgebreiteten Armen. Grayson hatte ein geschwollenes Auge und außerdem blutete seine Nase. Aber darauf konnte er nicht achten. Er wischte sich das Blut mit dem Ärmel ab. Dann versuchte er eine Finte, schnellte nach vorn und holte zu einem furchtbaren Schlag aus, der seinen Gegner normalerweise ins Reich der Träume geschickt hätte.

Aber Chuck Summers wich aus. Der Schlag ging ins Leere.

Chucks Bewegungen glichen denen einer Raubkatze. Grayson wirkte wesentlich plumper und ungestümer.

"Komm schon, du Bastard!", knurrte Chuck. "Na los, greif mich an!"

Grayson grunzte etwas Unverständliches vor sich hin.

Er versuchte einen erneuten Angriff zu starten, schnellte vor, aber Chuck wich geschickt aus. Dann ließ Chuck die Stiefelspitze vorschnellen. Der Tritt traf Grayson in die Magengrube.

Grayson taumelte zurück. Aber er hielt sich noch auf den Beinen.

Chuck stürzte sich auf ihn, um im den Rest zu geben.

Er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Gegner überhaupt noch zu einer Reaktion fähig war, so schwer, wie er ihn erwischt hatte. Aber der Schwinger, mit dem Grayson seinen Gegner empfing war mörderisch. Der Schlag ließ Chuck benommen innehalten. Gegen den anschließenden Haken konnte er sich kaum noch schützen.

Chuck brach zusammen und blieb reglos liegen.

Grayson machte einen Schritt auf ihn zu, spuckte verächtlich aus.

"Für ein Revolverduell hattest du nicht den Mut, du Hund!", knurrte er heiser. Seine aufgeschlagenen Lippen zeigten ein wölfisches Grinsen. "Aber du hast auch so dein Fett weg gekriegt, Summers!"

Inzwischen waren um ihn herum überall die Kämpfe abgeebbt.

Einige der Cowboys hatte es böse erwischt. Sie lagen ächzend am Boden.

"Verschwindet jetzt", sagte Clay Braden. "Sofern ihr noch könnt... Und in nächster Zeit will ich keinen von euch in der Stadt sehen!"

Niemand widersprach.

Sieben glorreiche Western Oktober 2018

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