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Wenig später ritt Clay über die Rio Bonito-Brücke in die Stadt. Die Dämmerung hatte sich bereits wie grauer Spinnweben über Lincoln gelegt.

Als Clay die Main Street entlangritt, begegnete ihm das Quartett des Einäugigen John Reilly, den er im HAPPY SINNER Saloon getroffen hatte.

Die vier ritten auf Pferden, die vermutlich aus dem Bestand von Roger O'Healys Mietstall stammten.

Die vier schienen einen längeren Ritt hinter sich zu haben.

Jedenfalls war ihre Kleidung ziemlich staubig.

Und die Pferde dampften.

Die vier ritten einer Phalanx gleich nebeneinander daher und brauchten beinahe die gesamte Breite der Main Street.

Halb verwunderte, halb ängstliche Blicke folgten ihnen.

Hier und da steckten ein paar Städter die Köpfe zusammen und raunten sich ihre Meinung verstohlen zu.

Clay Braden zügelte sein Pferd.

Er sah ihnen unerschrocken entgegen.

Die vier stoppten ebenfalls.

"Hallo Gents", begann Clay Braden. "Wie ich sehe, ziehen Sie es vor, in der Gegend zu bleiben..."

Der einäugige John Reilly verzog das Gesicht zu einer wölfischen Maske. "Ich bin kein Jurist, aber soweit ich weiß, gibt es kein Gesetz, dass es uns verbieten könnte, hier so lange zu bleiben, wie es uns gefällt."

Einer aus dem Reilly-Quartett grinste schief und entblößte dabei eine Reihe schlechter Zänne. Er kicherte.

Clay blieb vollkommen ruhig.

"In dieser Stadt bin ich das Gesetz", erwiderte er. "Und Sie täten gut daran, das nicht zu vergessen!"

Joh Reilly lachte heiser. "Wie könnten wir?", fragte er. "Sie tragen ja schließlich Ihren Stern gut für alle sichtbar an Ihrer Kleidung!"

"Hat Eddie Cameron Sie auf seiner Gehaltsliste? Sind Sie seinetwegen hier in Lincoln?"

Die Überraschung war Reilly für den Bruchteil eines Augenblicks überdeutlich anzusehen. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt.

"Sie entschuldigen uns jetzt, Marshal. Wir haben einen anstrengenden Ritt hinter uns."

"Wo waren Sie denn?"

"Masa Verde. Kleines Nest. Wir hatten da geschäftlich zu tun..."

"Verstehe..."

Reilly legte zwei Finger an die Hutkrempe. "Adios, Hombre!"

Damit gab er seinem Gaul die Sporen und preschte davon.

Seine drei Kumpane folgten ihm in Richtung von Paco's Bodega.

Clay sah ihnen nach, dann ritt er etwas weiter bis zum Marshal-Büro.

Davor war Archie Waynes Pferd festgemacht.

Der gute Archie war also auf seinem Posten.

Immerhin, dachte Clay. Er machte sein eigenes Pferd neben dem seines Deputys fest und betrat dann das Büro.

Archie Wayne hatte es sich auf dem Stuhl hinter dem Schreibtisch gemütlich gemacht. Die Füße hatte er auf dem Tisch liegen. Der Stuhl stand etwas nach hinten gekippt auf zwei Beinen.

Und Archie schnarchte laut und vernehmlich.

Als Clay die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ, schreckte Archie auf.

"Wa... was ist?", stammelte er und wäre dabei um ein Haar hinten hinübergefallen. Clay sprang hinzu und hinderte ihn daran.

"Ich muss eingeschlafen sein!", meinte Archie.

"Dein Schnarchen dürfte man bis in den HAPPY SINNER Saloon gehört haben", meinte Clay scherzhaft.

"Ich habe noch nie geschnarcht!", erwiderte Archie. "Allerdings hat das schonmal jemand behauptet. Das war, als ich einen Treck von Quäkern durch das Land der Kiowas begleitete und plötzlich..."

"Dieser John Reilly und seine Leute haben sich in der Umgebung umgesehen. Jetzt sind sie wieder zurück", unterbrach Clay seinen Deputy. "Die haben irgendetwas vor, das spüre ich. Wenn ich nur wüsste was."

"Am besten stellst du Mr. Cameron diese Frage", meinte Archie. "Das würde die Sache etwas abkürzen."

"Klar! Nur, dass Cameron mir darauf sicherlich keine Antwort geben würde!"

Dann berichtete Clay seinem Deputy in knappen Worten, was sich auf der Sundance Ranch zugetragen hatte.

Der alte Mann hörte interessiert zu und wirkte auf einmal auch wieder hellwach.

"Verdammt und ich war hier und habe die Zeit verschlafen...", knurrte er.

"Halb so schlimm."

"Die Sache wird noch Ärger geben."

"Wie kommst du darauf?"

"Ich hatte ein ziemlich langes Gespräch mit Miss Margarith Willis."

Clay seufzte hörbar. Der 60jährigen Jungfer Margarith Willis war die Sundance Ranch schon seit langem ein Dorn im Auge. Allerdings hatte sie dafür ganz andere Gründe als Eddie Cameron. Für die Vorsitzende des örtlichen Bibelkreises standen moralische Erwägungen im Vordergrund. Insbesondere störte die alte Dame, die stets und ohne Rücksicht auf die gerade herrschende Temperatur in eine schwarze Robe mit weißem Häubchen gekleidet war, dass der Town-Marshal sich gleichzeitig als Bordellbesitzer betätigte. Das war in ihren Augen der Gipfel der Unmoral.

Ein Mann des Gesetzes Arm in Arm mit den Vertreterinnen der käuflichen Liebe. Das war einfach unfassbar für Miss Willis.

"Miss Willis hat ziemlich energisch auf mich eingeredet", berichtete Archie.

Clay machte eine wegwerfende Handbewegung. "Aber doch wohl nicht zum ersten Mal!"

"Das nicht. Aber sie hat mir vor Augen geführt, wie viele Bürger von Lincoln nur darauf warten, dir was am Zeug flicken zu können, Clay!"

"Das ist mir wohl bewusst!"

"Und so ein Vorfall wie der, den du mir gerade geschildert hast, könnte sehr wohl einen Vorwand liefern, um dir an den Kragen zu gehen."

Clay nickte düster.

"Der Gedanke kam mir auch schon...", murmelte er.

Sieben glorreiche Western Oktober 2018

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