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Clay Braden pfiff sein Pferd herbei. Den Toten lud er sich bäuchlings über den Sattel. Sich selbst setzte er dahinter. Dann ritt er zum HAPPY SINNER Saloon. Davor machte er den Gaul fest. Den Toten lud Clay Braden sich über die Schulter.

So betrat er den HAPPY SINNER Saloon.

Verwunderte Blicke wurden auf ihn gerichtet. Die Gespräche verstummten. Es war binnen weniger Augenblicke vollkommen ruhig.

Eddie Cameron alberte mit einem seiner Girls herum.

Dann erstarrte der Saloonbesitzer plötzlich.

Er erhob sich, schlug die Jacke zur Seite und versteckte zwei Finger seiner rechten Hand in der Westentasche. Clay überlegte, ob sein Gegenüber dort wohl einen Derringer stecken hatte. Vermutlich. Aber Eddie Cameron würde sich hüten, selbst auf den Marshal oder irgendwen sonst zu schießen, selbst wenn er dem Saloonbesitzer noch so sehr im Weg stand.

Dazu war Cameron viel zu klug. Er wusste genau, wie man es anstellen musste, um sich scheinbar aus allem herauszuhalten.

Männer wie Cameron zogen die Fäden aus dem Hintergrund heraus. Der offene Kampf lag ihnen nicht.

"Was wollen Sie, Braden?" Cameron deutete auf den Toten. "Sind Sie jetzt völlig übergeschnappt?"

"Keineswegs, Cameron!"

"Dann belästigen Sie uns hier besser nicht, Marshal!"

"Ich bin keineswegs privat hier", murmelte Clay. Seine Lippen bewegten sich dabei kaum. "Wo ist Mr. Reilly?"

"Da... können Sie jetzt nicht hin...", stammelte Cameron.

"Ich glaube kaum, dass Sie ernsthaft die Justiz behindern wollen, Cameron!"

Cameron verlor einen Gutteil seiner Gesichtszüge. Unterhalb seiner Narbe zuckte ein Muskel. Jeder Muskel, jede Sehne seines Körpers war angespannt. Wie bei einem Puma vor dem Sprung. Am liebsten wäre er Clay Braden an die Gurgel gegangen. Aber er konnte sich beherrschen.

"Mr. Reilly ist oben, im Separee 3..."

"Danke!"

Clay stieg die Treppe hinauf, die ins Obergeschoss führte.

Auch hier gab es Spieltische und zechende Gäste.

Und dann waren da ein paar Räume, an deren Türen Nummern standen. Die Separees. Clay ging zur Tür von Nummer 3. Mit einem kräftigen Tritt öffnete er die Tür.

Innen herrschte schummriges Dämmerlicht.

Ein übergroßer Pokertisch bildete das Zentrum des Raumes.

John Reilly und seine beiden verbleibenden Begleiter saßen dort und spielten Poker.

Der Einsatz lag mitten auf dem Tisch.

Allerdings spielten sie ganz offensichtlich nicht um Geld, sondern um etwas, das die Sinne der drei Männer wesentlich mehr fesselte!

Isabelita.

Das dunkelhaarige HAPPY SINNER-Girl kniete in der Mitte des Tisches. Sie trug nichts weiter als ihre Ohrringe und ein kleines Silberkettchen um den Hals. Schatten tanzten auf ihrer gebräunten Haut. Das spärliche Licht umschmeichelte die aufregenden Linien ihres Körpers. Das Haar fiel ihr bis über die schweren Brüste. Sie blickte ebenso erschrocken auf wie Reilly und seine Leute.

Finn, der Kerl mit der Shotgun hatte die Waffe wie üblich griffbereit. Sie lag auf seinem Schoß. Clay konnte es sehen, als der Kerl mit dem Stuhl leicht nach hinten kippte.

"Wie ich sehe, amüsieren Sie sich gut", sagte Clay. Er trat vor. Isabelita stieg unterdessen vom Pokertisch herunter.

John Reilly blickte zu dem Toten, der über Clays linker Schulter hing. Die rechte Hand ließ der Marshal stets in der Nähe des Colt 45 baumeln, der aus seinem tief geschnallten Holster herausragte.

"Sie scheinen interessante Einsätze zu mögen, Gentlemen!", sagte Clay. "Wie wär's mit diesem hier!"

Er hob den Toten der Schulter herunter und ließ ihn auf den Pokertisch krachen. Unter dem Gewicht des Stoppelbärtigen brach dieser zusammen.

John Reilly und sein Gefolge schnellten zurück.

Die nackte Isabelita stieß einen spitzen Schrei aus.

"Wenn das nächste Mal einer von Ihnen versucht, mich umzubringen, dann sollten Sie schon mindestens zu dritt kommen!", sagte Clay düster.

Damit wandte er sich zum Gehen.

Aus den Augenwinkeln heraus nahm er dabei im letzten Moment eine Bewegung wahr.

Es war Finn, der Kerl mit der Shotgun.

Clay wirbelte herum. Innerhalb eines Augenaufschlags riss der Town Marshal seinen 45er aus dem Holster und richtete ihn auf Finn.

Dieser hätte den Lauf seiner Shotgun noch mindestens 15 Zoll weiter nach oben bewegen müssen. Aber stattdessen verharrte er mitten in der Bewegung zu einer Art Statue.

"Denken Sie nicht einmal an das, was Sie vorhaben!", verlangte Clay.

Finn atmete schwer.

"Lass gut sein", forderte John Reilly von seinem Kumpanen.

Zögernd senkte Finn den Lauf der Shotgun. Er sah ein, dass er im Ernstfall keine Chance hatte. Clay Braden war einfach zu schnell für ihn.

"Es gibt nichts, was Sie uns vorwerfen könnten, Mister!"

"Morgen früh will ich keinen von Ihnen noch hier in der Stadt sehen!", verlangte Clay. "Ich hoffe wir haben uns richtig verstanden!"

John Reillys Gesicht lief rot an. Der Zorn sprühte nur so aus seinen Augen. "Worauf Sie sich verlassen können!", knurrte er.

Clay Braden wandte sich an Isabelita.

"Vielleicht nehmen Sie einen Drink mit mir, Ma'am", sagte er.

Sie nickte nur, raffte ihre Sachen zusammen, die verstreut auf dem Boden lagen. Mit einem scheuen Blick bedachte sie den Toten auf der Tischplatte. Schließlich ging sie mit Clay Braden aus dem Raum. Sie streifte sich hastig ihr Kleid über. Gemeinsam gingen sie dann die Treppe hinunter.

"Ich bin froh, dass Sie aufgetaucht sind, Marshal!"

Clay lächelte sie an.

"Gern geschehen, Ma'am!"

"Cameron wollte, dass ich diesen Kerlen zu Willen bin. Aber mir war das von Anfang an unangenehm..."

"Besonders schamhaft wirkten Sie nicht auf mich", erwiderte Clay.

"Nein, Sie verstehen mich falsch."

"Dann erklären Sie es mir."

Sie atmete tief durch. Ihr Busen drängte sich dabei so sehr aus dem Dekolletee, dass man den Eindruck gewinnen konnte, dass es jeden Augenblick auseinanderspringen musste.

"Ich mochte die Kerle einfach nicht", berichtete sie. "Sie waren grob und unangenehm... Aber es hat wenig Sinn, sich gegen den Willen von Eddie Cameron zu stellen. Schließlich hat er eine Menge Geld in Ciudad de Juarez bezahlt..."

"Er hat Sie gekauft?"

"Si, anders kann man das nicht bezeichnen."

"Es gibt keine Sklaverei mehr in den Staaten."

"Eine Illusion, Marshal. Ein frommer Wunsch. Leute wie Cameron handeln mit Frauen genauso wie mit Waffen oder Brandwein, der an die Indianer geht. Jeder weiß das, aber er ist zu geschickt, sich dabei erwischen zu lassen..."

"Kommen Sie mit mir", sagte Clay.

"Was?"

Sie blieben mitten auf der Treppe stehen. Isabelita sah ihn mit großen Augen an, glaubte wohl, sich verhört zu haben.

"Oder wollen Sie, dass Cameron Sie weiter Leuten wie diesem Reilly zuführt?"

"Es gibt schlimmeres."

"Ach, ja?"

Sie nickte. "Cameron zum Beispiel." Sie schluckte. "Er ist ein Tier..."

Clay deutete hinab auf die Außentür des HAPPY SINNER Saloons. "Ich schlage vor, Sie gehen mit mir einfach dort hinaus. Ohne Umschweife."

"Cameron wird Sie dafür töten lassen!"

"Das hat er ohnehin schon versucht, Ma'am."

Sie seufzte, schien zu überlegen, mit einer fahrigen Geste strich sie sich das lockige dunkle Haar zurück. Noch war sie unschlüssig. "Wo sollte ich dann hin? Zurück nach Ciudad de Juarez? Da ist es hier auch nicht schlimmer..."

"Sie können zunächst auf der Sundance Ranch bleiben. Platz genug ist dort. Und dann... wohin immer Sie wollen."

Clay Braden fühlte bereits einige dutzend Augenpaare auf sich gerichtet. Darunter auch das von Eddie Cameron.

Einige seiner Saloonangestellen hatte er an verschiedenen Stellen des Schankraums postiert. Sie trugen Revolvergurte.

Aber Clay bezweifelte, dass einer von ihnen von der Waffe Gebrauch machen würde. So etwas ließ Eddie Cameron nicht seine offiziellen Angestellten machen. Bei seinen dreckigen Machenschaften durfte keine noch so winzige Spur zu ihm führen.

"Sehen Sie nicht die Schießer?", raunte Isabelita Clay Braden zu und hakte sich bei ihm unter.

"Cameron setzt auf Einschüchterung. Das ist so seine Art. Aber bei mir beißt er dabei auf Granit..."

"Mir scheint, Sie sind lebensmüde, Marshal!"

"Keineswegs. Haben Sie Mut, Ma'am!"

"Sagt sich so einfach..."

"Gibt es denn irgendetwas, was Sie zu verlieren haben?"

"So kann man das natürlich auch sehen."

Clay und Isabelita erreichten den Fuß der Treppe. Die Blicke aller hingen an ihnen. Man hätte in diesem Moment eine Stecknadel fallen hören können.

Gemeinsam gingen sie in Richtung der Tür. Eddie Cameron schnitt ihnen den Weg ab.

Der Ärger, den er über Clays Auftritt empfand, war ihm deutlich anzusehen.

"Vielleicht können Sie mir mal sagen, wie ich Ihren eigenartigen Auftritt hier auffassen soll, Marshal!", zischte Cameron zwischen den Zähnen hindurch.

"Sie können ja mal Ihren Freund Mr. Reilly fragen", war Clays kühle Erwiderung.

"Sie nehmen sich 'ne Menge 'raus, Marshal!"

"Nicht mehr, als mir zusteht!"

"Wenn Sie sich da mal nicht irren..."

"Gute Nacht, Mr. Cameron."

Er ging zusammen mit Isabelita an Cameron vorbei. Sie wandte einen angstvollen Blick an den Mann mit der Narbe. Clay spürte, wie sie zitterte. Aber sie behielt die Nerven. Kurz vor den Schwingtüren waren sie, als Camerons Stimme zu vernehmen war.

"Sie können gehen wohin Sie wollen Marshal - aber Isabelita bleibt hier!"

Clay erstarrte.

Sein Handballen ruhte auf dem Revolvergriff. Aus den Augenwinkeln heraus konnte erkennen, dass es bei einigen von Camerons Leute ebenso war. Aber vor den Männern, die Cameron als Rausschmeißer und Barkeeper im HAPPY SINNER Saloon angestellt hatte, fürchtete sich Clay nicht. Die Gefährlichen waren andere. Leute wie John Reilly und seine Gunslinger-Meute. Leute wie der Rifle-Mann, der versucht hatte, den Marshal umzubringen.

Clay spürte Isabelitas heftigen Atem.

Er drehte sich herum, sah Cameron in die Augen.

"Ich denke, das kann die Lady selbst entscheiden", sagte er ruhig.

Cameron näherte sich noch ein paar Schritte.

"Lass ihn los, Isabelita!", zischte er. "Du gehörst mir!"

Sie schluckte. Dabei klammerte sie sich an Clays linken Unterarm.

"Es ist vorbei", sagte sie. "Ich hoffe, dass wir uns nie wieder begegnen, Cameron!"

"So zeigst du also deine Dankbarkeit dafür, dass ich dich aus diesem Laden in Ciudad de Juarez herausgeholt habe! Pah!"

"Davon kann keine Rede sein, Cameron!"

Cameron wollte etwas erwidern. Sein Gesicht hatte sich zu einer wütenden Maske verzogen. Allein schon der Umstand, dass Clay Braden ihm eines jener Girls, die er als persönliches Eigentum betrachtete, vor der Nase hinwegführte, machte ihn geradezu rasend.

Clay Braden kam dem Saloonbesitzer zuvor.

"Damit wäre alles gesagt worden, Cameron. Die Sache ist erledigt!"

Cameron schnellte vor, wollte nach Isabelitas Handgelenk greifen, aber Braden hatte blitzschnell den Colt gezogen.

Cameron erstarrte, zog sich einen Schritt zurück. Die Männer, die in seinen Diensten standen, hatten ebenfalls nach den Waffen gegriffen. Aber sie waren zu langsam gewesen.

Keiner von ihnen hatte es gewagt, den Revolver herauszureißen und in Anschlag zu bringen. Zu lebhaft stand ihnen wohl noch die Erinnerung an das vor Augen, was mit dem langhaarigen Schützen hinter der Balustrade geschehen war.

So blieben sie vernünftig.

"Immer schön ruhig, Cameron!", murmelte Clay Braden.

Cameron wandte sich an Isabelita.

"Du machst einen Riesenfehler, glaub mir! Willst du dich wirklich mit diesem Verlierer einlassen? Noch trägt der diesen Stern an seiner Brust und bildet sich alles mögliche darauf ein..."

"Adios, Mr. Cameron", erwiderte Isabelita.

"Abgerechnet wird immer am Schluss", sagte Cameron. "Und ich wette, dass du eines Tages auf allen Vieren angewinselt kommst und dir wünschst, dass ich dich wieder aufnehme! Die Stiefel lecken wirst du mir!"

Isabelita hob den Kopf.

"Das musste ich doch auch so schon. Und auf allen Vieren hattet du es doch immer besonders gerne..."

Nur der Revolver in der Hand des Marshals hinderte Cameron daran, ihr einen Schlag zu versetzen.

"Verschwinde!", zischte er.

Isabelita und Clay traten hinaus ins Freie. Clay steckte den Colt ein. Dann half er der schönen Dunkelhaarigen auf sein Pferd. Er selbst setzte sich hinter sie, lenkte dann das Pferd an den Zügeln herum.

Clay spürte die aufregende Nähe der jungen Frau. Ihr Gesäß drängte gegen seine Lenden. Der Geruch ihrer Haare war frisch und duftig. Clay zwang sich dazu, an andere Dinge zu denken, als daran, dicht an dicht mit einer der aufregendsten Frauen im Sattel zu sitzen, die er je kennengelernt hatte.

Schließlich war es ja noch immer möglich, das Eddie Cameron es sich anders überlegte und Isabelitas nicht so einfach ziehen ließ.

Oder er hatte noch irgendeinen Scharfschützen auf einem der Dächer von Lincoln postiert, der wild darauf war, sich ein gutes Kopfgeld zu verdienen.

"Wir sehen noch eben bei meinem Deputy vorbei, dann geht's zur Sundance Ranch", raunte Clay der Schönen ins Ohr.

"Okay. Ich bin mit allem einverstanden."

Sie drehte das Gesicht so weit wie möglich zu ihm herum.

Das Blitzen in ihren Augen verriet ihm, dass sie das sehr viel weitergehender gemeint hatte, als er es sich bisher zu träumen gewagt hatte.

Sieben glorreiche Western Oktober 2018

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