Читать книгу Sieben glorreiche Western Oktober 2018 - Pete Hackett - Страница 21
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ОглавлениеClay Braden schwang sich in den Sattel und ließ sein Pferd langsam die Mainstreet entlangtraben.
Dunkelheit hatte sich inzwischen über Lincoln gelegt. Das Licht, das aus den Häusern drang war zusammen mit der schmalen Sichel des Neumondes die einzige Quelle von Helligkeit. Schatten tanzten zwischen den Häusern. Aus den Saloons und Bodegas war lautes Stimmengewirr zu hören. Hier und da auch Musik.
Clay hatte sich vorgenommen, auch im HAPPY SINNER Saloon noch einen Besuch abzuleisten.
Das konnte ihm Eddie Cameron nicht verwehren.
Ich muss etwas mehr über John Reilly und seine Leute herausfinden!, überlegte Clay. Unter den Steckbriefen, die er in seinem Büro aufbewahrte, gab es keinen, der auf einen der vier Männer passte.
Aber das musste nichts heißen. Schließlich gelangte nicht jeder Steckbrief bis nach Lincoln.
Ärgerlich dachte er auch an die Worte des Bürgermeisters.
Er konnte nur hoffen, dass es nicht zu einem Bündnis zwischen Coldwater und Cameron gegen ihn kam. Aber in gewisser Weise gab es dieses Bündnis schon, denn Coldwater war offensichtlich bereit, vor Camerons Machenschaften die Augen zu verschließen.
Vielleicht aus Angst.
Vielleicht auch, weil er sich selbst irgendeinen Vorteil davon erhoffte.
Clay Braden hatte inzwischen die Höhe des Dolan Stores erreicht.
Hier zweigte eine kleine Straße ab, die sich allerdings schon nach ein paar hundert Metern in der öden Landschaft verlor. Es gab ein paar Lagerhäuser hier.
Clay glaubte für einen kurzen Moment, dort eine Bewegung erkannt zu haben.
Aber er war nicht sicher.
Normalerweise war dort um diese Zeit niemand mehr. Die Leute von Lincoln hielten sich dann entweder in ihren Wohnhäusern oder in den zahlreichen Saloons und Spelunken des Ortes auf.
Clay Braden setzte seinen Patrouillenritt fort.
Wenige Meter nur hatte er hinter sich gebracht, als plötzlich ein Schuss dicht an seinem Kopf vorbeipfiff.
Ein zweiter folgte blitzschnell hinterher, verfehlte aber ebenfalls sein Ziel.
Clay ließ sein Pferd einige Meter voranpreschen, hängte sich dabei seitwärts an den Gaul, so wie es die Indianer taten. Auf diese Weise wirkte der Körper des Pferdes als Deckung.
Er erreichte einen kleinen Store, riss die Winchester aus dem Scubbard. Einen Augenaufschlag später ließ er sich zu Boden fallen und rollte sich auf dem staubigen Untergrund ab. Seine Bewegungen waren von katzenhafter Geschmeidigkeit.
Das Pferd galoppierte davon, während Clay sich blitzschnell wieder aufgerappelt hatte.
Er ließ den Blick schweifen, hielt die Winchester mit beiden Händen. Der Lauf kreiste in verschiedene Richtungen.
Aber nirgends konnte Clay etwas Verdächtiges erkennen. Clay hastete zum Store, presste sich gegen die grobe Holzwand.
Wieder sah er sich um, verhielt sich vollkommen ruhig dabei.
Er achtete darauf, nicht im Licht zu stehen.
Irgendein Hund hatte es offenbar auf sein Leben abgesehen.
Der Gunslinger, der ihn im HAPPY SINNER Saloon hatte erledigen wollen, war wohl doch kein Einzelgänger gewesen.
Im Grunde hatte Clay das auch nie angenommen.
Solange die Schatulle von Eddie Cameron so prall gefüllt war, wie die Dekolletee seiner Saloongirls, würden sich immer wieder irgendwelche dahergelaufenen Schießer finden, die Clay Braden auf den Boothill bringen wollten.
Clay wartete ab.
Der Schütze, der es auf ihn abgesehen hatte, musste irgendwo zwischen den Lagerhäusern gelauert haben. Und wenn er wirklich scharf auf irgendeine Belohnung war, dann war klar, dass er sich jetzt davon überzeugen musste, ob er auch getroffen hatte.
Eines der Fenster auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurde hochgeschoben. Jemand schaute hinaus, hatte wohl den Schuss gehört. Aber ansonsten war dieses Geräusch in dem Lärm untergegangen, der von den Saloons und Bars der Stadt ausging.
Immer wieder kam es da vor, dass übermütige Cowboys den Rhythmus des Piano Players mit ein paar Schüssen in die Luft unterstützten. Da fiel ein einzelner Schuss in der Nacht kaum auf.
Clay verharrte vollkommen regungslos.
Er stand im Schatten und lauschte.
Einige Zeit geschah gar nichts.
Dann...
...Schritte!
Jemand näherte sich von den Lagerhäusern her, in denen sich auch Teile des Warensortiments des Dolan Stores befanden.
Alles, was die Bahn oder die Postkutsche bis hier her, nach Lincol zu transportieren vermochte.
Die Schritte wurden schneller.
Clay sah zunächst nichts weiter als einen huschenden Schatten. Dann wurde in einem benachbarten Haus Licht angezündet.
Die bis dahin nur undeutlich sichtbare Gestalt stand auf diese Weise plötzlich in einem Lichtkegel.
Der Mann trug einen dunklen Hut. Das Gesicht war kantig, die Wangen von einem rotstichigen Stoppelbart bedeckt. Die Armbeugen seiner Anzugjacke waren geflickt.
Clay erkannte ihn wieder.
Es handelte sich um einen der Kerle, die mit John Reilly in die Stadt gekommen waren.
Der Stoppelbärtige trug eine Winchester in der langen Rifle-Version in den Händen. Die Rifle war etwas länger und im Gegensatz zu der unter Cowboys gebräuchlichen Karabiner-Version auch zielsicherer.
Die Waffe eines Jägers.
Oder eines Killers.
Bevor der Rifle-Mann wieder in den Schatten trat, lud Clay seinen Karabiner mit einer energischen Bewegung durch.
"Stehenbleiben!", rief er, machte dann einen Schritt nach vorn.
Der Rifle-Mann zögerte keine Sekunde. Er riss seine Waffe herum und feuerte in Clays Richtung.
Clay feuerte annähernd im selben Moment.
Sein Gegner schrie auf, als die Kugel ihn in der Schulter erwischte. Der Lauf seiner Rifle senkte sich. Er konnte sie nicht mehr halten. Sein eigener Schuss ging knapp über Clays Kopf und riss ihm den Hut herunter.
Der Stoppelbärtige taumelte zurück, ließ die schwere Rifle fallen und riss gleichzeitig mit der freien Rechten den Colt aus dem Holster.
Er ließ Clay keine andere Wahl.
Der Town Marshal schoss um den Bruchteil eines Augenaufschlags früher. Die Kugel traf seinen Gegner im Oberkörper, ungefähr in Höhe des Herzens. Eine Sekunde lang stand er noch da, starr und bereits tot, dann fiel sein Körper vornüber. Schwer kam er auf dem Boden auf.