Читать книгу Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett - Страница 26

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Collin Brat hielt es an der Zeit, Andie Morton endlich einzusperren. Er hatte lange genug gewartet. Seine Leute hatten es geschickt verstanden, gegen den Cowboy Stimmung zu machen, dass die Bürger von Gibsonville fast forderten, den Verdächtigen endlich vor Gericht zu stellen. Genau das hatte er immer gewollt. Nur gehörte der Richter leider nicht zu seiner Mannschaft, und es war durchaus nicht erforderlich, dass Morton alles mögliche dumme Zeug plapperte. Er hatte Jerome offen verdächtigt, vielleicht hegte er noch gegen andere Mitglieder der Bande Verdacht. Und wenn ihn das auch vor der Verurteilung kaum retten würde, so war es doch nicht gut, wenn zu viele Namen genannt wurden, die besser unverdächtig blieben.

Die Sache musste also anders laufen. Keine Gerichtsverhandlung, kein Richter, kein Verhör, kein Verdacht. Und trotzdem würde Andie Morton sterben, und jeder würde sagen, dass er sich das selbst zuzuschreiben hatte und dass es über seine Schuld nun keinen Zweifel mehr gab.

Man würde ihn erschießen. Auf der Flucht erschießen. Das war ganz einfach und löste eine Menge Probleme auf elegante Weise.

Collin Brat hatte sich einen Deputy ausgesucht, der jeden irgendwann aufkeimenden Verdacht sofort von ihm nehmen musste. Ken Turner war ein Mann, wie er ihn sich nur wünschen konnte. Naiv, ehrgeizig, gottesfürchtig und beliebt bei allen Bürgern von Gibsonville, von Hass gegen die Schattenbande erfüllt und nach der Berufung zum Deputy derart von der Ehrenhaftigkeit seines neuen Bosses überzeugt, dass er bedenkenlos für ihn durch die Hölle gehen würde.

Dass Ken Turner nicht zu den Shadows gehörte, verstand sich von selbst. Collin Brat wusste, dass er keinen größeren Fehler machen konnte, als in der Öffentlichkeit zu große Sympathie zu seinen Kumpels zu zeigen.

Ken Turner war ein einfacher Cowboy. Er war stark und verstand, mit der Schusswaffe umzugehen. Aber der Marshal fürchtete diese Eigenschaften nicht. Im Gegenteil! Er würde sie gut gebrauchen können. Schließlich wollte er es nicht selbst sein, der Andie Morton auf der Flucht erschoss.

Mit Geschick hatte er den Boden vorbereitet. Er merkte, dass die Saat aufgegangen war, als Ken Turner ihn mahnte: „Wie lange willst du Morton noch frei herumlaufen lassen, Collin? Die Männer draußen werden schon ungeduldig. Sie sagen, dass du dich vor der Schattenbande fürchtest.“

„Wer sagt das?“, fragte Collin Brat mit gespielter Empörung.

„Nun, keiner redet offen darüber. Aber im Stillen denken viele so. Morton hat den Rancher umgebracht, das dürfte klar sein. Also muss er auch dafür hängen. Er tut mir ja selbst leid. War eigentlich immer ein prima Kumpel. Doch wenn einer zum Schießeisen greift, nur weil er sein Mädchen nicht kriegt, dann hört bei mir die Freundschaft auf.“

„Das ist eine Einstellung, die eines Mannes würdig ist“, lobte Collin Brat. „Deswegen habe ich dich auch zu meiner rechten Hand gemacht. Burschen wie dich sollte es in unserer Stadt viel mehr geben.“

Ken Turner blähte sich vor Stolz. Er war entschlossen, seine Pflicht zu erfüllen. An der Seite dieses Marshals fürchtete er auch die Schattenbande nicht. Sie sollten nur kommen! Er würde ihnen schon zeigen, wo er das Schießen gelernt hatte.

„Du hast recht, Ken“, hörte er Collin Brat sagen. „Wir haben eine Verantwortung übernommen. Die Verantwortung, die Bürger von Gibsonville vor Mördern zu schützen. Holen wir ihn uns!“ Er stand auf, stieß seinen Stuhl zurück und schnallte sich den Patronengurt um. Das Holster hing etwas tiefer als bei Ken Turner, aber das fiel dem ehemaligen Cowboy nicht auf.

Andie Morton widersetzte sich seiner Verhaftung nicht. Chaco hatte ihn darauf vorbereitet. Er hatte ihm auch gesagt, dass er ein toter Mann sein würde, falls er zur Waffe griff. Er hätte zwar gern zuvor noch mit Elaine gesprochen, doch das ließ der Marshal nicht zu.

„Du hättest mit ihr reden sollen, bevor deine Kanone sprach“, sagte Collin Brat scharf. „Wenn du jetzt noch was zu sagen hast, erzähle es dem Richter. Ich werde dafür sorgen, dass du auf deine Verhandlung nicht lange warten musst.“

Andie Morton ließ sich abführen. Er dachte an einen Mann, dem er vertraute, obwohl er so ganz anders war als die meisten. Er war ein Halbblut, doch er gehört zu den Männern, die sich bedingungslos und ohne auf sich selbst Rücksicht zu nehmen für das Recht einsetzten. Chaco würde ihm helfen, darauf verließ er sich. Er würde dafür sorgen, dass er irgendwie aus dem Schlamassel herauskam. Und er würde den wahren Mörder des Ranchers stellen.

Diesen Gedanken hing Andie Morton noch in seiner Zelle nach. Auf die boshaften Bemerkungen des Marshals und seines Deputys reagierte er nicht.

„Der führt was im Schilde“, raunte Collin Brat Ken Turner zu.

„Ich pass schon auf ihn auf, Boss“, versprach der Hilfsmarshal und nickte grimmig.

„Ich verlass mich auf dich, Ken. Es würde keinen guten Eindruck machen, wenn uns der Gefangene durch die Lappen ginge.“

Ken Turner lachte kurz auf.

„Das soll er nur nicht versuchen. Da haben wir auch noch ein Wörtchen mitzureden.“

„Wirst du auch allein mit ihm fertig? Ich muss mal in den Saloons nach dem Rechten sehen. Will horchen, was da so gequatscht wird. Vielleicht kriege ich einen brauchbaren Tipp auf die Schattenbande. Könnte durchaus sein, dass die Halunken versuchen, unseren Gefangenen zu befreien.“

Ken Turner war überrascht.

„Meinst du, dass Morton mit denen was zu tun hat?“

Collin Brat hob vielsagend die Augenbrauen.

„Wundern würde es mich nicht. Zumindest ist es seltsam, dass er neben dem armen Doan ritt und keinen Kratzer abbekam, während sie den anderen glatt über den Haufen schossen. Und dass er sich mit Jerome Bibbs anlegte, deutete darauf hin, dass er versucht, den Verdacht von sich auf andere abzuwälzen. Ich will dem Richter nicht vorgreifen, doch es würde mich nicht wundern, wenn wir noch unser blaues Wunder erleben.“

Ken Turner nahm hinter dem riesigen Schreibtisch Platz, der eigentlich dem Marshal gehörte. Er legte seinen Revolver demonstrativ vor sich hin und klopfte mit dem Knöchel seines Zeigefingers darauf.

„Wir beide“, sagte er, „meine Kanone und ich, wir werden schon dafür sorgen, dass die Wunder nicht zu blau werden. Du brauchst dich nicht zu beeilen, Collin. Ich halte hier schon die Stellung. Und wenn einer von den Shadows seinen Kopf durch die Tür stecken sollte, dann wird er ihn nicht mehr unbeschädigt zurückziehen.“

Collin Brat schlug seinem Deputy anerkennend auf die Schulter. Dann ließ er ihn allein. Im Stillen lachte er über den einfältigen Narren. Er merkte nicht, dass er nur ein Werkzeug war. Er würde noch stolz auf seine Tat sein und nicht ahnen, dass er lediglich das ausführte, was ein anderer heimtückisch geplant hatte ...

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