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Ich zügelte mein Pferd und griff zum Gewehr.

Im Nordosten stieg Staub über Büsche und Kakteen. Vielfacher Hufschlag hallte mir entgegen. Scharf knallte eine Peitsche. Das Wiehern von Pferden erreichte meine Ohren.

Ich schlug das Gewehr nicht an, sondern ließ es mit der Mündung zum Boden zeigen.

Der Staub und die Geräusche näherten sich rasch. Aus dem Buschwerk brach ein Reiter und zügelte sein Pferd rund hundert Yards von mir entfernt. So wie ich hielt auch er ein Gewehr in der Hand.

Ein paar Sekunden beobachteten wir uns, dann trieb der Fremde seinen Braunen an und näherte sich. Er trug Levishosen, kariertes Hemd und Stetsonhut und erweckte den Eindruck, Cowboy zu sein. Ich schätzte ihn auf rund dreißig Jahre. Es handelte sich um einen hochgewachsenen, breitschultrigen Mann mit einem kantigen Schädel, kurzen blonden Haaren und einem tagealten Stoppelbart im knochigen Gesicht.

„Hallo“, sagte der Mann, als er wieder anhielt und uns nur noch zwanzig Yards trennten.

„Hallo!“ Besonders gut gefiel er mir nicht. Seine Blicke tasteten mich ab, als suche er nach etwas.

„Mein Name ist Carringo.“ Ich lächelte und schob das Gewehr mit einer demonstrativen Bewegung in den Scabbard.

Er grinste mich an und folgte dem Beispiel. „Olmsted mein Name, Chet Olmsted.“

Das Gestrüpp teilte sich wieder. Ein kleines Rudel junger Pferde tauchte auf. Rechts und links der Herde erschienen je ein Reiter, ritten vor das Rudel, schnitten ihm den Weg ab und brachten es damit zum Stehen.

Die beiden Reiter erschienen mir noch jünger als Olmsted, vielleicht fünfundzwanzig bis sechsundzwanzig.

„Kameraden von mir“, erklärte Olmsted.

„Was ist los, Chet?“ Der eine, dessen Gesicht zum Teil von einem Schnauzbart verdeckt wurde, setzte sein Pferd in Bewegung und näherte sich langsam.

„Nichts weiter, Jesse.“

„Haben Sie einen Reiter gesehen, der nach Norden unterwegs war?“, fragte ich.

Olmsted schüttelte den Kopf.

„Oder einen Gefangenenwagen?“

Olmsted grinste. „Was für ein Ding?“

„Einen Gefangenenwagen“, wiederholte ich.

„Was ist das denn?“

Ich erklärte das Aussehen des Wagens der Brüder Darion, aber der Cowboy schüttelte den Kopf.

„So was kenne ich nicht, Mister. Ehrlich, ist mir noch nie begegnet.“

„Wir haben den ganzen Tag nur Büsche und Sand gesehen. Und den Staub natürlich.“ Der Schnauzbart spuckte auf den Boden. „Noch nicht mal einen einzigen Wassertropfen.“

„Was interessiert Sie denn an dem Gefangenenwagen?“ Olmsted legte den Kopf schief.

„Wells Fargo Agent.“ Ich zog meinen Ausweis aus der Tasche. „Ich bin hinter dem Wagen her.“

Olmsted blickte auf seinen Kameraden. Der andere schien den Kopf etwas einzuziehen.

Olmsted lachte plötzlich, aber es erschien mir ziemlich gezwungen. „Na, so was, sehen wir auch mal einen der berühmten Wells Fargo Agenten. Wie finden wir denn das, Jesse?“

„Großartig natürlich.“ Der Schnauzbart bemühte sich um ein Grinsen.

„Also, tut uns wirklich leid, dass wir Ihnen nicht weiterhelfen können, Mister.“ Olmsted zuckte mit den Schultern.

Der dritte Mann umritt langsam das kleine Pferderudel und hielt es zusammen. Die Tiere sahen ziemlich verstaubt aus, als hätten sie bereits einen weiten Weg an diesem Tage hinter sich. Keins von ihnen trug ein Brandzeichen.

„Wir sind auf der Suche nach einer Wasserstelle“, sagte Olmsted. „In dieser Gegend findet man keinen verdammten Creek mehr, keinen Tümpel, einfach nichts.“

„Alles ausgetrocknet“, setzte der Schnauzbart hinzu. „Haben Sie eine Ahnung, wo Wasser ist?“

„Bei Saquarra gibt es eine Wasserstelle“, entgegnete ich.

„Die noch nicht ausgetrocknet ist?“

„Bestimmt nicht. Das ganze Nest wird davon versorgt.“

„Und wie finden wir diese Stadt?“

Ich blickte den jüngeren der beiden an, den der andere Jesse genannt, jedoch nicht vorgestellt hatte. Er war von mittelgroßer Gestalt und ziemlich hager. Rotes Haar lugte unter seinem flachen, vom Schweiß stellenweise dunkel verfärbten Hut hervor. Sommersprossen bedeckten das Gesicht mit den kleinen, tückischen Augen.

„Ist was?“, fragte der Mann.

„Nein, wieso?“

„Weil Sie nicht antworten, Mister.“

„Ach so, entschuldigen Sie. Saquarra liegt südöstlich, die Wasserstelle südlich hinter den Häusern. Am besten, Sie reiten bis zur Overlandstraße und folgen ihr dann.“

„Danke, Mister Carringo.“ Chet Olmsted tippte an seinen Hut, lenkte sein Pferd herum und kehrte zu seinem bei der kleinen Pferdeherde wartenden Partner zurück.

Der andere Mann folgte ihm. „Er ist ein Wells Fargo Agent, Ham! Sieh dir mal richtig an, wie so einer ausschaut!“

Mit knallenden Peitschen brachten die drei ihr Rudel in Bewegung und schienen es eilig zu haben, weiter nach Westen zu gelangen.

Staubschwaden trieben zu mir herüber. Rasch verschwanden die Männer mit ihren Tieren im Dickicht.

Ich setzte meinen Weg auf der Spur des Wagens fort. In der herabsinkenden Nacht wurde es immer schwerer, die Spur zu halten. Bald verglomm das letzte Tageslicht hinter den Hügeln. Um nicht in die Irre zu geraten, musste ich öfter absteigen, manchmal sogar über den Boden tasten. Nur noch mühsam gelangte ich voran.

Revolverhelden in der Stadt: Glorreiche Western Sammelband 7 Romane

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