Читать книгу Unsere skrupellosesten Killer: Krimi Paket 6 Thriller - Pete Hackett - Страница 22
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Оглавление„Bount?“, kam June Marchs Stimme aus der Gegensprechanlage.
„Ja, mein blonder Engel?“
„Pinky.“
„Ist er hier?“
„Nein, am Telefon.“
„Stell durch“, verlangte Bount Reiniger hastig. Pinky 'Punch' Malloy hatte Wort gehalten. So früh hatte Bount mit seinem Anruf gar nicht gerechnet. Es knackte kurz im Hörer, dann meldete sich der Trainer.
„Kannst du jetzt gleich in den Boxklub kommen?“
„Hör mal, Pinky, willst du mir den weiten Weg nicht ersparen?“, fragte Bount zurück. „Dafür gibt’s schließlich Telefone. Nenn mir einfach den Namen und die Adresse und ich verspreche dir, dich heute Abend in mein Nachtgebet mit einzuschließen.“
„In einer halben Stunde im Klub“, sagte Pinky fast unfreundlich und legte auf.
Bount blickte den Hörer irritiert an. „Bist wohl heute morgen mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden, alter Junge.“
Dann verließ er sein Arbeitszimmer. June sah ihn fragend an. „Gehst du weg, Bount?“
„Pinky hat Sehnsucht nach mir.“ June notierte sich sicherheitshalber die Adresse des Klubs und Bount machte sich auf den Weg.
Über Manhattan hing eine unangenehme Smogglocke. In Florida, auf Hawaii überall wäre es heute schöner gewesen als in New York, stellte Bount fest. Er nahm sich vor, ein paar Tage auszuspannen, wenn er diesen Fall hinter sich hatte. Gleichzeitig wusste er aber, dass zu 99 Prozent nichts aus einem Urlaub werden würde. Erfahrungsgemäß löste ein Fall den andern ab. Manchmal überschnitten sie sich sogar, dabei dachte er besonders an seinen letzten Auftrag. Urlaub, das war für ihn nur ein schönes Wort mit einer sehr geringen realen Bedeutung.
Wieder war Bount Reiniger in Richtung Triborough Bridge unterwegs. Diesmal entdeckte er in der Nähe des Klubs einen Parkplatz, und wenig später sprang er die Stufen hinunter.
Wenn ihm Pinky den richtigen Namen nannte, hatte er das Ende des roten Fadens in der Hand. Er würde ihn nicht mehr loslassen, ihm folgen und zu den Kidnappern kommen.
Bount stieß die Glastür auf und trat in den großen Saal, der im Augenblick leer war. Niemand hüpfte vor den Spiegeln, keiner bearbeitete den Sandsack oder die Birne. Sämtliche Geräte befanden sich an ihrem Platz.
Keine Spur von Pinky 'Punch' Malloy. Bount hoffte, das Schwergewicht hatte sich mit ihm keinen schlechten Scherz erlaubt. Aber, Teufel noch mal, wo war der Knabe?
„Pinky!“, rief Bount. Seine Stimme hallte im großen Saal. Ein vages Geräusch drang an sein Ohr.
„Pinky?“, fragte er nochmal. Plötzlich hörte er die Glastür zufallen. Sofort drehte er sich um. Zwei junge, schlanke Boxer waren eingetreten.
Die Art, wie sie grinsten, gefiel Bount überhaupt nicht. Das roch verdammt nach Ärger. Das stank sogar schon danach.
Die Typen waren zwar keine Schwergewichte, aber Bount nahm sie trotzdem ernst. Vor allem deshalb, weil sie zu zweit waren.
Irrtum! Hinter dem Boxring traten in diesem Augenblick noch zwei von derselben Sorte hervor. Jetzt waren sie zu viert.
„Pinky ist leider verhindert“, sagte einer von ihnen.
„Nun, wenn das so ist, kann ich ja wieder gehen“, sagte Bount ganz ruhig.
Aber die Typen hatten scheinbar etwas dagegen.
„Es gefällt uns nicht, dass du hinter unserem Freund herspionierst“, sagte einer von ihnen.
„Okay, dann lass’ ich’s eben“, erwiderte Bount mit einem versöhnlichen Lächeln. „Zufrieden?“
„Das wären wir, wenn wir sicher sein könnten, dass das ein Versprechen ist, das du auch hältst. Da man uns aber vor dir gewarnt und uns gesagt hat, dass du ein ganz linker Typ bist, sehen wir uns gezwungen, dir ein bisschen ins Gewissen zu reden.“
Sie wollten ihre Fäuste sprechen lassen, das war klar.
Bount Reiniger versuchte, alle vier im Auge zu behalten. Mit Hilfe der verspiegelten Wände war das einigermaßen möglich.
Die Boxer rückten näher. Vier geschmeidige Fighter. Wie Panther bewegten sie sich. Die Situation war gefährlich für Bount. Er beneidete sich nicht darum.
„Man behauptet, du würdest über ein großes boxerisches Talent verfügen, Bount Reiniger.“
„Ich schlage mich so recht und schlecht durch, wenn’s sein muss.“
„Gott, wie bescheiden er ist. Wenn es einen Preis für die beste Untertreibung gäbe, würdest du ihn bekommen. Los, Freunde! Testen wir mal, wie gut sie wirklich ist! Das wird für dich ’ne echte Zerreißprobe, Bount Reiniger!“
Sie griffen an. Alle vier zugleich, versteht sich. Schließlich wollten sie ihre zahlenmäßige Überlegenheit auch nutzen. Sie zwangen Bount zum Kampf, also konnten sie von ihm nicht verlangen, dass er sich an die internationalen Boxregeln hielt.
Hier ging es ums Überleben. Jeder Trick, der Bount dazu verhelfen konnte, war erlaubt. Er kämpfte im Freistil, war schnell und unberechenbar. Er traf seine Gegner mit dem Knie, dem Fuß, dem Ellenbogen, der Faust. Manchmal stieß er auch blitzschnell mit dem Kopf zu.
Bount Reiniger fightete dermaßen unorthodox, dass sich die Kerle eine Weile lang nicht auf ihn einstellen konnten. Er warf Hanteln nach ihnen und riss einen Expander vom Haken.
Blitzschnell schlang er einem Gegner die verchromten Spiralfedern um den Hals und verhakte sie hinten. Der Mann riss die Augen auf, sein Gesicht verzerrte sich, er bekam keine Luft.
Und schon hielt Bount die nächste Waffe in seinen Händen, mit der er ungestüm auf die Kerle eindrosch. Im Moment gingen viele Punkte an ihn, aber er machte sich nichts vor. Das Blatt konnte sich wenden. Er war schließlich nicht Superman.
Mehrere Treffer drängten ihn in die Defensive. Ein Schlag beförderte ihn sogar zu Boden. Hände krallten sich in seine Rockaufschläge und rissen ihn wieder hoch. Ratschend ging sein Jackett dabei drauf.
Mehr und mehr bekamen die vier Gegner Oberwasser. Bount gelangen zwar ab und zu noch einige effektvolle Angriffe, die bewiesen, dass er immer noch gefährlich war, aber langsam schien es ihm doch an den Kragen zu gehen.
Die Kerle spielten ihre ganze Brutalität aus. Immer wieder ging Bount zu Boden. Er wehrte sich mit Händen und Füßen, schlug einen der Gegner nieder, sprang über ihn hinweg und versuchte die Tür zu erreichen.
Eine Hand landete hart auf seiner Schulter und wirbelte ihn herum. Bount nutzte diesen Schwung und traf mit einem perfekten Schlag ins Ziel.
Im Augenblick standen nur noch zwei Gegner. Bount trieb sie mit Fußattacken zurück und jagte dann auf den Ausgang zu. Die Glastür flog zur Seite und knallte gegen die Wand. Scherben klirrten. Bount kümmerte sich nicht darum. Er lief im wahrsten Sinne des Wortes um sein Leben, stürmte die Treppe hinauf und zu seinem Wagen. Die jungen Boxer, nun wieder zu dritt, verfolgten ihn, konnten aber nicht verhindern, dass er sich hinter das Lenkrad fallen ließ und den Motor startete.
Erst dann erreichten sie den Mercedes. Zu spät. Sie versuchten, den Wagenschlag aufzureißen, aber Bount hatte daran gedacht und die Tür von innen verriegelt.
Er gab Gas und raste los. Die Verbrecher wurden zur Seite gestoßen und konnten ihm nur noch wütend nachsehen. Es kam selten vor, dass Bount Fersengeld gab, aber in diesem Fall war es das Vernünftigste gewesen, was er tun konnte.