Читать книгу Unsere skrupellosesten Killer: Krimi Paket 6 Thriller - Pete Hackett - Страница 27
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ОглавлениеDerek Jamyson war sechzig, hatte schütteres, graues Haar, einen krummen Rücken und hängende Mundwinkel. Er schien immer schlechte Laune zu haben.
Sein Leben lang hatte er etwas zu sagen gehabt. Solange er zurückdenken konnte, hatte es Leute gegeben, die taten, was er anordnete.
Er hatte immer schnell herausgefunden, wer die schwächeren Nerven hatte, wer eine Stufe unter ihm stand, und solche Personen wusste er sich dienstbar zu machen.
Ein Leben lang hatte er sich mit Abschaum umgeben, ohne sich selbst dazu zu zählen. Betrüger und Meuchelmörder hatte er für sich arbeiten lassen und es war ihm sogar gelungen, die Seele so manches „anständigen“ Menschen zu kaufen.
Er machte jedes Geschäft, das einträglich genug war. Keines war ihm jemals zu schmutzig gewesen. Er hatte hart und verbissen daran gearbeitet, sich gute Verbindungen aufzubauen.
Selbst Verbrecherorganisationen, die sich über den gesamten amerikanischen Kontinent spannten, hatten mit ihm Geschäfte gemacht. Doch nun, wo er Pech gehabt hatte, rührten sie keinen Finger für ihn.
Wenn er wollte, dass ihm geholfen wurde, musste er sich selbst helfen. Und er hatte auch die Absicht, das zu tun. Die großen Partner verhielten sich abwartend.
Vor allem aber erwarteten sie von ihm, dass er sie aus allem raushielt. Das hatte er auch getan, denn er war nicht scharf darauf, dass man einen Killer einschleuste, der ihm im Zuchthaus das Lebenslicht ausblies.
Da sein Sohn Lex nicht gerade ein Intelligenzbolzen geworden war, lenkte er ihn vom Gefängnis aus. Das war nicht schwierig, wenn man die Kanäle kannte, die nach draußen führten.
Es gab sehr viele. Manchmal wurde der eine oder andere entdeckt und geschlossen. Aber dann wussten die Gefangenen sofort einen Ersatzkanal zu schaffen.
Darüber dirigierte Derek Jamyson seinen Sohn. Er gab ihm Anweisungen und führte ihn, wie ein Puppenspieler seine Marionette. Er wusste, was draußen lief, und war davon überzeugt, dass sein Gastspiel im Zuchthaus nur von kurzer Dauer sein würde. Er hatte einen Dreh gefunden, die Freiheit bald wiederzuerlangen. Dafür brauchte er weder ein Gitter durchzusägen noch sich an zusammengeknoteten Bettlaken abzuseilen.
Nein, das Gefängnistor würde sich für ihn auftun und man würde ihn nach Hause schicken. Daran arbeitete Derek Jamyson.
Da er in der Zwischenzeit auch die Geschäfte nicht ruhen lassen wollte, ging er daran, den Drogenhandel im Zuchthaus an sich zu reißen.
Der Mann, der bisher dafür zuständig gewesen war, hieß Jonathan Pryor. Man war mit ihm nicht mehr zufrieden. Er führte das Geschäft zu selbstherrlich. Daher hatte es verschiedentlich mit der Versorgung nicht richtig geklappt.
Zweimal war der dringend benötigte Nachschub ausgeblieben, weil man Pryors Boten abgefangen hatte. Jamyson nutzte die allgemeine Unzufriedenheit aus, um Jonathan Pryor abzusetzen.
Wie ein Politiker hatte Derek Jamyson die entsprechenden Leute wissen lassen, dass alles besser werden würde, wenn er die Sache in die Hand nehme. Er sprach sogar von preiswerterem Stoff. Damit gewann er alle.
Pryor hatte auf einmal keinen einzigen Freund mehr im Zuchthaus. Alle zogen sich von ihm zurück und überließen ihn Derek Jamyson und dessen Schlägern.
Jamyson dachte bereits heute an die Zukunft. Er hatte schon einen Mann im Auge, der den Drogenhandel weiterführen würde, wenn er das Zuchthaus verließ.
Er würde die Gefangenen von draußen mit Rauschgift beliefern und dann den Preis nach und nach anziehen. Im Moment sprach er jedoch nur von billiger, erstklassiger Ware und alle standen erwartungsvoll in seinem Lager.
Jonathan Pryor, der seine Felle davonschwimmen sah, verlangte eine Aussprache. Sie trafen im Gefängnishof zusammen. Jamyson brachte seine Vertrauten mit. Junge, muskelbepackte Männer, die er bezahlte.
Es gab nichts, was sie für ihn nicht getan hätten. Wenn er von ihnen verlangt hätte, sie sollten Pryor töten, hätten sie auch das getan. Das war Jonathan Pryor bekannt.
Er war etwa so alt wie Jamysons Sohn Lex. Ein gutaussehender Mann mit schwarzem Haar und scharf geschnittenen Zügen. Seine dunklen Augen verrieten, dass er durchtrieben und gemein war.
„Na, Jamyson“, sagte er einleitend.
„Du willst mit mir reden?“, gab Derek Jamyson kalt zurück. Er hatte keine Angst vor Pryor. Der Mann war erledigt.
„Ja“, antwortete Jonathan Pryor. „Ich denke, es ist Zeit, dass wir uns mal ausführlich unterhalten.“
„Ich höre.“
„Kannst du deine Gorillas nicht ein bisschen spazieren schicken?“, Jamyson grinste.
„Machen sie dich nervös?“
„Etwas.“
„Sie bleiben. Ich habe keine Geheimnisse vor ihnen. Also was hast du mir zu sagen?“
„Du warst in letzter Zeit sehr rührig. Hast mir Stück für Stück das Wasser abgegraben. Ich habe es zunächst nicht gemerkt und als man mich auf dich aufmerksam machte, nahm ich dich nicht ernst. Ich gebe zu, das war ein Fehler. Ich habe dich unterschätzt.“
„Und nun stehst du im Aus.“
„Scheint so, aber da will ich nicht bleiben. Verdammt noch mal, Jamyson, ich habe in diesem Zuchthaus jahrelang ungehindert meine Geschäfte gemacht.“
„Damit ist es nun vorbei. Ich habe den Konkurrenzkampf für mich entschieden.“
„Du hast die Leute mit billigem Stoff geködert. Woher willst du ihn nehmen?“
„Das lass meine Sorge sein. Ich habe die erste Lieferung bereits aufgetrieben.“
„Und was wird aus mir?“
Jamyson zuckte mit den Schultern. „Deine Sache, das geht mich nichts an.“
Zorn funkelte in Pryors Augen. „So kann man mit mir nicht umspringen.“
„Ich kann.“
„Ich lasse mich von dir nicht aufs Abstellgleis schieben, Jamyson. Ich erwarte von dir ein faires Angebot. Eines, das ich akzeptieren kann.“
„Du wirst keines hören“, sagte Derek Jamyson ungerührt.
„Okay, du hast dir mein Geschäft unter den Nagel gerissen. Das kann ich nun nicht mehr verhindern. Aber ich verlange von dir, dass du mich mit rein nimmst.“
„Du passt nicht in mein Konzept, Pryor. Tut mir leid.“
„Zum Teufel, deine kaltschnäuzige Art kotzt mich an!“, fauchte Jonathan Pryor. „Ja, es wird dir bald wirklich leid tun, mich ausgebootet zu haben. Das lasse ich nämlich nicht auf mir sitzen.“
Derek Jamyson starrte den Mann eiskalt an. „Ist das eine Drohung, Pryor? Du solltest einem alten Hasen wie mir nicht drohen. Das habe ich nämlich nicht so gern.“
„Ich sage dir den Kampf an, Jamyson. Ich sabotiere dein Geschäft, wo ich kann. Ich werde dich zwingen, mich zu deinem Partner zu machen. Du sahnst hier entweder mit mir ab oder gar nicht, ist das klar?“
In Jamysons Gesicht veränderte sich nichts. Er sprach kein Wort mehr, sondern schnippte nur noch mit dem Finger. Den Rest besorgten seine Gorillas. Gemeinsam fielen sie über Pryor her.
Als der Mann stöhnend auf dem Boden lag, bespuckte ihn Derek Jamyson.
„Jetzt hör mir mal genau zu, du Hosenscheißer. Was heute passiert ist, war nur ein Vorgeschmack auf das, was dir noch zustößt, wenn du versuchst, etwas gegen mich zu unternehmen. Meine Männer würden dich erschlagen, ohne mit der Wimper zu zucken. Glaube nicht, dass das eine leere Drohung ist.“
Ein Aufseher kam. „Was ist hier los?“
„Pryor ist gestolpert und hat sich das Gesicht aufgeschlagen“, antwortete Derek Jamyson.
Die umstehenden Männer nickten bestätigend.
„Ein unachtsamer Schritt und schon war es passiert“, sagte einer von ihnen.
„Los, Jungs, helft ihm auf die Beine“, verlangte Jamyson.
Seine Gorillas ergriffen Pryor und zerrten ihn hoch. Er hing kraftlos zwischen ihnen. Der Aufseher wusste natürlich, was tatsächlich geschehen war, aber er konnte nichts beweisen.
Jonathan Pryor hätte die Wahrheit sagen müssen. Deshalb wandte der Aufseher sich an ihn.
„Pryor!“
„Sag dem Chef, wie’s gewesen ist!“, knurrte Jamyson.
„Gestolpert, Chef“, ächzte Jonathan Pryor. „Ich hab’ zwei linke Füße.“
„Bringt ihn zum Arzt!“, befahl der Aufseher. Er streifte Derek Jamyson mit einem kurzen Blick und rechnete damit, dass dieser ihm noch sehr viel Kummer bereiten würde.
Der alte Gangsterboss sah ihn triumphierend an. „In Zukunft wird er etwas besser achtgeben, Chef. Nicht wahr, Pryor?“
„Sie kommen mit mir, Jamyson“, sagte der Aufseher. „Es ist Besuch für Sie da.“