Читать книгу 11 knallharte Krimis: Krimi Paket - Pete Hackett - Страница 47
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Wegen Pinkus Marston habe ich mit dem Sergeanten von der Subway Police gesprochen. Falls die Maha-Rah-Jungs keine Anzeige erstatten, wird von der Subway Police aus keine Anklage erhoben. Bisher haben die Kahlköpfe noch nichts angezeigt. Geredet habe ich mit ihnen, aber nach ihren eigenen Angaben hatten sie nichts als Frieden und Wohlgefallen im Sinn, als die Schläger über sie herfielen.
Sie haben sie nur abgewehrt. Vier Schläger waren es, zwei davon sind geflüchtet, unerkannt bis jetzt. Ich habe keine Lust, nach ihnen zu fahnden. Mag die Transit Authority es tun, wenn sie will.
Wir - McLane und ich - fahren ins Village, wo wir die Galerie aufsuchen, bei der Chang Moo als >Kunstpfleger> angestellt ist. Die Galerie entpuppt sich als hässliche langgezogene Halle, die früher mal als Lager diente. Jetzt ist eine Zwischendecke eingezogen, sodass ein Obergeschoss entstanden ist.
Der große Lagerraum ist durch Leichtbauwände unterteilt. In der Galerie, die den wohlklingenden Namen »Alhambra« trägt, ist Kitsch ausgestellt. Bilder von Villagekünstlern, die alles Mögliche darstellen, nur nichts, aus dem ein Mensch schlau werden könnte. Ich habe mal einige Bilder von malenden Schimpansen gesehen, und ich meine, die meisten zeigten mehr Talent.
Die Galerie ist recht düster. Der Boden ist dreckig, und Kippen liegen herum. Ein paar Villagetypen, abenteuerlich anzusehen, mit langen Haaren und Bärten und bunt zusammengestoppelter Kleidung, hetzen sich herum.
Ein junger Mann mit schwarzem Filzhut spielt Flöte. Er greift öfters daneben, aber vielleicht liegt das daran, dass ihm der Filzhut über die Augen rutscht.
Wenn ich die Wahl hätte, mich hier bei Regen unterzustellen oder nass zu werden, würde ich das zweite vorziehen. Aber ich bin nicht freiwillig hier. Aus dem großen Vorraum kommen McLane und ich durch die einzelnen Abteilungen, die ähnlich wie Stände bei einer Messe angeordnet sind.
Ich werfe nur flüchtige Blicke auf die »Kunstgegenstände«, die alle mal wieder abgestaubt werden könnten. Es riecht auch recht muffig in der Galerie.
Eine spindeldürre Person tritt uns entgegen. Das Namensschildchen an ihrer Vorderseite hängt dort, wo bei einer normalen Frau die Brust ist. »Miss Ackroyd« steht darauf.
»Sie wünschen?«, lispelt Miss Ackroyd.
Wir wünschen, den Galeriebesitzer zu sprechen, und wir werden gleich zu ihm geführt. Jason H. Brown hockt in einem altertümlichen, kleinen Büro im Obergeschoss, das mit allerlei Krimskrams vollgestopft ist. Es wird durch ein kuppelförmiges Oberlicht beleuchtet.
Brown ist nicht nervös, er ist schon super nervös. Seine Hand zittert, als er uns Platz anbietet. Ich habe ihm meinen Dienstausweis gezeigt und Detective McLane vorgestellt.
»Ha...ha...haben Sie einen Haussuchungsbefehl?«, fragte Brown.
Wenn ich ihn jetzt anschnauze, erleidet er einen Herzinfarkt. Ich bin also so freundlich und sanft wie ein griechischer Vater zu seinem Sohn, der ihm gerade mitgeteilt hat, dass er zum siebten Mal zur Alimentenzahlung verurteilt worden ist.
»Weshalb denn einen Haussuchungsbefehl? Das ist ein Freundschaftsbesuch. Außerdem sind wir Kunstliebhaber, und die Galerie ist doch wohl für die Öffentlichkeit geöffnet? Wir wollen uns ganz ungezwungen unterhalten. Zum Beispiel über Ihren Kunstpfleger Chang Moo. Was treibt er hier eigentlich?«
Brown zuckt heftig zusammen.
»Hat er sich eines Verbrechens schuldig gemacht?«
»Aber nicht doch. Ich interessiere mich für ihn.« Ich deute auf meine fotogene Glatze. »Wir haben manches gemeinsam. Vielleicht will auch ich mich erleuchten lassen.«
Er reagiert nicht auf die Ironie in meinen Worten. Stockend beginnt er zu erzählen. Chang Moo kreuzt ab und zu in der Galerie auf und hält einen Vortrag über den Weg der Erleuchtung, Askese, Meditation und dergleichen. Es gibt auch eine Abteilung für fernöstliche Kunst in der Galerie. Dort staubt Chang Moo einmal im Jahr alle Bilder und Skulpturen ab. Meist dann, wenn der Unabhängigkeitstag und Weihnachten auf einen Tag fallen.
Viel mehr kann ich Jason H. Browns diffusem Gerede über Chang Moos Arbeitspflichten nicht entnehmen. Brown zupft ständig an seiner Nase, spielt mit einem Bleistift, verbiegt Büroklammern oder zerfusselt ein Löschblatt.
Er ist ein Nervenbündel, aber das heißt nicht, dass man beim Verhör leicht etwas aus ihm rausbekommen könnte. Er ist entweder wirklich reif für den Nervenarzt und einen längeren Aufenthalt im Sanatorium, oder er hat vor etwas höllische Angst.
Im letzten Fall wird er schweigen und Ausflüchte suchen, bis er völlig durchdreht und gar nicht mehr vernehmungsfähig ist. Ich stelle Jason H. Brown noch ein paar Fragen, was er von den Künstlern des Village hält, wie lange er die Galerie schon hat und dergleichen mehr.
Solche Fragen nennen wir im Fachjargon Eisbrecher. Sie sind unverfänglich, und sie lockern den Gegenüber auf. Fast alle Menschen reden gern über ihren Beruf, und sei es nur, um darüber zu schimpfen. Und wenn das Gespräch erst einmal in Gang ist, sagen sie auch mehr.
Gerade will ich Brown fragen, wie er Chang Moo kennengelernt hat, da stürmt die dünne Miss Ackroyd herein. Ihr Gesicht ist angstverzerrt, ihre Schildpattbrille baumelt an einer Kette vor der flachen Brust.
»Mr. Brown«, stammelt sie, »Mr. Brown, schnell, in der Galerie ... da sind ein paar Gangster. Sie zerschneiden Bilder und bedrohen die Maha Rah, die vorhin eingetroffen sind.«
Der kleine, dünne Brown zittert noch stärker. Fast tut er mir leid, aber nur fast. Ich gebe McLane einen Wink, und wir stürmen aus Browns Office und die Treppe hinunter in die Galerie.