Читать книгу 11 knallharte Krimis: Krimi Paket - Pete Hackett - Страница 49

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Zwei Wagen von der grünen Minna und ein Streifenwagen treffen ein. Kostas und Potter rollen auch noch in Kostas’ altem Ford an. Die sechs Maha Rah und die vier Mafiosi werden in die Gefangenenwagen geladen und zum Dezernat verfrachtet.

Ich frage Brown und Miss Ackroyd, ob sie eine Ahnung haben, weshalb die Maha Rah von den Mafiosi überfallen worden sind. Natürlich wissen beide von nichts. Warum die Mafiosi seine Bilder beschädigten, kann sich Jason H. Brown auch nicht erklären.

Er will eine Anzeige erstatten. Ich verweise ihn an das zuständige Polizeirevier, das sich dann mit uns in Verbindung setzen soll. Dann fahre ich mit McLane zum Dezernat.

Die Straßen Manhattans sind jetzt so verstopft, dass wir nur im Schritttempo von Ampel zu Ampel kriechen. Manchmal frage ich mich, wo eigentlich der Fortschritt sein soll, wenn man mit einem Überschall-Jet in sechseinhalb Stunden quer über den Atlantik fliegt, aber für drei Straßen weit eine halbe Stunde braucht.

Gegen 16.30 Uhr erreichen wir das Dezernat doch noch. Der Schichtwechsel ist im Gange. Die Spätschicht rückt an. An den Wochenendabenden gibt es wieder Trouble, obwohl es diesmal, kurz vor dem Zahltag, ein wenig ruhiger sein wird. Im Squad Room sagt mir Gil Weaver, der diesmal zur Spätschicht eingeteilt ist, dass mich Captain McDonald erwartet.

Die Squad arbeitet rund um die Uhr. Die meiste Detektivarbeit wird tagsüber erledigt. Aber abends, nachts und in den Morgenstunden gibt es mitunter auch zu tun, oder es muss wenigstens jemand die Bereitschaftswache halten. An Sonntagen und Feiertagen natürlich ebenfalls, obwohl das Dezernat dann oft wie verwaist wirkt.

Die meisten Leute sind tagsüber beschäftigt. Der Sergeant vom Dienst teilt die Schichten ein. Wie er das fertigbringt, darüber zerbrechen wir uns immer wieder den Kopf. Potter behauptet, er geht auf astrologischer Basis vor. Kostas meint, er hat eine Art Namensroulette konstruiert und lässt die Kugel sausen, wenn er sich nicht schlüssig werden kann.

Der Sergeant vom Dienst hat sich daran gewöhnt, dass er es offenbar keinem recht machen kann.

Bevor ich zu Frank McDonald gehe, will ich McLane wegschicken, ins Wochenende. Es ist herrlichstes Wetter, er hat gerade die erste Woche im Detective-Dienst hinter sich und braucht etwas Zeit, um alles zu verdauen. Ich will es bei ihm langsam anlaufen lassen.

Aber McLane will am Ball bleiben. Ich tue ihm den Gefallen. Es geschieht selten genug, dass sich jemand um Arbeit reißt.

Frank McDonald erwartet mich in seinem Office. Er ist nicht nur mein direkter Vorgesetzter, sondern auch mein Freund. Und einer der besten Polizisten, die ich kenne. Er fragt mich nach dem Maha-Rah-Fall. Die Akten hat er vor sich liegen, sogar schon Dr. Agajanians Bericht.

Die Presse ist voll eingestiegen und will Neuigkeiten wissen. Der Polizeidezernat ist interessiert. Und Staatsanwalt Montrose hat offensichtlich etwas klingeln hören. Sein Assistent fragt an, ob wir etwas vorliegen hätten, womit man den Maha Rah und ihrem Boss Chang Moo am Zeug flicken könnte.

Über die Verhaftung von Stiletto Scasi und seiner drei Komplicen ist Frank McDonald auch schon informiert.

»Was vermutest du, Milo?«, will er wissen.

Die Mafiosi und auch die Maha Rah befinden sich in der üblichen Ermittlungsroutine. Fingerabdrücke werden abgenommen. Soweit die Vorgeführten nicht schon in der Kartei stehen, werden sie registriert. Selbstverständlich arbeiten wir mit einer EDV-Anlage. Anders könnten wir gar nicht mehr über die Runden kommen«

»Die Mafiosi sind den Maha Rah nicht grün«, sage ich. »Und das bestimmt nicht, weil sie ihre gelben Kutten oder ihre kahlen Köpfe nicht leiden können. Da gibt es ernstere Gründe. Geschäftliche.«

Manchmal hat Frank McDonald seinen lustigen Tag. Sein Humor ist dann so trocken, dass er schon staubt.

»Meinst du, die Mafia ist schon so weit herunter, dass ihre Mitglieder an den Straßenecken betteln? Glaubst du, deshalb sehen sie die Maha Rah als Konkurrenz an?«

Ich lache zweimal kurz und einmal lang.

»Drei Aktionen gegen die Maha Rah«, sage ich. »Ich gehe davon aus, dass der tote Tommy Donnell von einem Mafia Messerspezialisten umgebracht worden ist. Stiletto könnte ihn im Vorbeigehen gekillt haben, ohne sich länger als drei Sekunden aufzuhalten.«

»Möglich. Aber nicht bewiesen.«

Ich erzähle von Pinkus Marston und seinen Aussagen.

»Die Mafia hetzte den Maha Rah in der Central Station Schläger auf den Hals. Die Aktion in der >Alhambra Galerie< leitete Stiletto Scasi persönlich, ein Mann, der sich nicht mit kleinen Fischen abgibt. Nein, Frank, da haben wir einen dicken Fisch an der Angel. Stiletto ist von Don Sergio Corluzzi geschickt worden, er arbeitet nicht auf eigene Faust. Und welches Geschäft betreibt unser alter Freund Corluzzi, auf das er so eifersüchtig bedacht ist, dass er keine Konkurrenz und keine Störung seiner Interessen zulässt? Na?«

»Rauschgift«, sagt Frank McDonald. »Corluzzi ist der große Dealer im Hintergrund. Glaubst du, die Maha Rah konkurrieren mit ihm?«

Ich zucke mit den Schultern.

»Weiß ich es? Wir müssen es herausfinden. Auf jeden Fall hat Sergio Corluzzi etwas gegen die Maha Rah. Diesem Chang Moo traue ich nicht weiter, als ich ihn mit einer Hand werfen kann. Ich wette, dieser Urmensch Andy Bullard ist sein Leibwächter. Oder seine rechte Hand.«

»Wenn Chang Moo der Mann an der Spitze ist, warum lässt Sergio Corluzzi ihn dann nicht umlegen? Er ist doch sonst nicht so.«

»Corluzzi geht es wie dem Mann, der dem Pferd vor dem Brauereiwagen in den Hintern tritt, weil er sich an den Kutscher nicht herantraut. Entweder hat Chang Moo sich abgesichert, oder Corluzzi braucht etwas von ihm und will ihn deshalb nicht aus dem Weg räumen lassen.«

Ich habe allerhand zu tun. Zuerst lese ich die Berichte in Frank McDonalds Büro. Den Obduktionsbefund von Dr. Agajanian - Todesursache: einwandfrei Stilettstich ins Herz -, Firestones Bericht vom Besuch bei den Eltern und den vorläufigen Bericht des Erkennungsdienstes.

Kennan ist noch nicht ganz mit seinen Ermittlungen fertig. Ich sehe aber jetzt schon, dass er mir nicht weiterhelfen kann, und er weiß es auch. Die Eltern des ermordeten Thomas Eugene Donnell sind natürlich untröstlich.

Sie gehören zu den gutsituierten Leuten in dieser Stadt, und sie haben noch zwei Kinder, die älter als Tommy und verheiratet sind. Um ihren Jüngsten haben sie sich nicht viel gekümmert. Daddy hatte seinen Job, Mom steckte in einer Tratsch- und Party-Clique, sodass sie auch ausgelastet war.

Sie fanden nichts dabei, dass Tommy sich den Maha Rah anschloss. Ihretwegen hätte er auch zum Nordpol gehen können, solange er nur keinen Ärger machte und sie in Ruhe ließ. Er erhielt jeden Monat seinen Scheck, und damit hatte sich der Fall.

Aber jetzt ist der Junge tot. Die Eltern weinen Krokodilstränen, schreien Zeter Mordio und sind empört, dass die Polizei nach knapp zehn Stunden den Mörder noch immer nicht gefasst hat. Dabei sind diese Leute, davon bin ich überzeugt, noch nicht einmal von der schlechten Sorte.

Diese Stadt tut den Familien und dem Familienleben allerhand an. Wenn ich es mir recht überlege, kann ich froh sein, dass meine Ehe damals auf Grundeis gegangen ist. Wenn ich mir vorstelle, dass ich heute Kinder in Tommys Alter hätte und sie erziehen müsste, gruselt es mich.

Bei meinem Job - wo sollte ich die Zeit dazu hernehmen? Wahrscheinlich würde ich meine Kinder nur dann längere Zeit sehen, wenn ich sie mal verhaften müsste.

»Du wirst dich also selbst weiter um den Maha Rah Fall kümmern«, sagt Frank, und es ist keine Frage.

Ich nicke. Der Mafia-Boss Sergio Corluzzi und Stiletto Scasi hängen drin. Und dann ist da noch ein dicker Fisch, den ich noch nicht genau erkennen kann. Schon um Corluzzi und Scasi zu schnappen, würde ich mitten im Winter als Bergsteiger das World Trade Center besteigen. Es müsste mir nur einer versichern können, dass ich auf dem Dach die nötigen Beweise gegen Corluzzi und Scasi finde, wenn ich das täte.

Ich walze aus Franks Büro. Die Papiere nehme ich mit. Als ich in den Squad Room trete, ist Kostas noch da. Er steht mit Gil Weaver und vier anderen Detectives tuschelnd und grinsend zusammen.

«... heruntergekommener Bettelmönch«, höre ich Kostas leise zischeln.

Ich verstehe. McLane hat den Mund nicht halten können. Er hat Kostas oder einem von den andern alten Hasen erzählt, was Chang Moo über mein angebliches früheres Leben gesagt hat. Ich trete zu den Quatschmäulern und grinse.

»Ein interessantes Spielchen, das Chang Moo da betreibt, nicht wahr?«, sage ich. »Von meiner Glatze hat er auf einen Bettelmönch geschlossen. Was glaubt ihr denn, wie ihr abschneiden würdet, Weaver und Kostas?«, frage ich.

Kostas zieht sein >Ich-war's-nicht-Gesicht<. Dabei werden seine Augen immer ganz klein.

»Zuerst mal du, Kostas«, sage ich. »Du könntest in deinem früheren Dasein ein Ai gewesen sein.«

»Ein was?«

»Ein Ai, ein Faultier. Löst du denn nie Kreuzworträtsel? Wahrscheinlich hast du immer an einem Gummibaum gehangen. Daher auch deine Vorliebe für diese Baumart. Und Weaver, nun, was könnte denn Weaver gewesen sein?«

Weaver hat schwarzes Blut in den Adern. Ich betrachte seine Afrolook-Frisur. Meine Detectives sind schon ein bunter Haufen. Aber ich kann unter ihnen für jeden Fall und jede Rolle den richtigen Mann herausfischen. Es sind clevere, tüchtige Jungs, aber das darf man ihnen natürlich nicht sagen, sonst fangen sie an zu spinnen.

»Ich hab’s«, sage ich. Auf Weavers Anteil schwarzen Blutes anzuspielen, ist mir zu plump. »Weaver war früher ein Küchenmop. Daher die Frisur und die Flausen im Kopf.«

Womit ich die Lacher auf meiner Seite habe und mich in mein Office zurückziehen kann. Als ich die Berichte abhefte - da ich den Maha Fall selbst bearbeite, habe ich die Unterlagen bei mir -, klingelt das Telefon. Ich melde mich kurz und geschäftsmäßig mit Baldy, denn ich erwarte eine Meldung vom Labor, dem wir die in der >Galerie Alhambra< beschlagnahmten Waffen brachten, oder von den Verhörspezialisten.

Aber es ist Kittys Sexystimme, die fast die Telefondrähte zum Schmelzen bringt. Kitty ist Maniküre in dem Friseursalon, in den ich gelegentlich gehe, um mir das Gesicht mit heißen Tüchern und dergleichen verwöhnen zu lassen, nachdem ich von meinen Bartstoppeln befreit worden bin.

Haare, die zu schneiden wären, habe ich bekanntlich keine mehr. Neulich ließ ich mir also auch mal die Fingernägel maniküren, und dabei lernte ich Kitty kennen.

Mir fällt ein, dass ich für heute Abend mit ihr verabredet bin, für ein Musical am Times Square. Eine Premiere. Kitty hat rote Locken und ist ein Kunstfan. Falls wir uns gut verstehen, hat sie die Chance, der Eckpfeiler meines sporadischen Liebeslebens zu werden.

Ich versichere Kitty, dass ich sie nicht vergessen habe, dass ich mich auf die Vorstellung freue. Ganz zum Schluss schiebe ich so nebenbei ein, dass ich vielleicht ein paar Minuten später bei ihr eintreffen werde.

Dann lege ich auf und eile los, um die Dinge zu erledigen, die noch anliegen. Mit den Maha Rah, den Mafiosi und besonders mit Stiletto Scasi will ich mich unterhalten. Im Verhörraum natürlich. Dass eins von Stiletto Scasis Messern sich als die Waffe herausstellt, mit der der Mord an Tommy Donnell begangen wurde, wäre viel zu schön, um wahr zu sein.

Den Traum begrabe ich lieber gleich. Wegen Susan Benton will ich auch noch mal nachhaken, dem blonden Vamp, der bestimmt nicht zu Chang Moos geistiger Erbauung dient. Dann muss ich mir noch überlegen, wie ich vorgehe, um meinen Hattrick zu landen, nämlich Sergio Corluzzi, Stiletto Scasi und Chang Moo zu fassen. Ich habe schon einen Verdacht, weswegen die Fehde zwischen den Mafiosi und den Maha Rah abläuft, wobei sicher die zumeist unschuldigen Maha-Rah-Anhänger für ihren Boss und ein paar böse Buben in ihrer Mitte den Kopf hinhalten müssen.

Aber etwas vermuten, es beweisen können und die Täter schnappen, das sind drei verschiedene Dinge.

11 knallharte Krimis: Krimi Paket

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