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Vorschnelle Vergebung und der Verlust der fundamentalen Menschenrechte

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Die Liebe ist in der Tat so widersprüchlich geworden, dass einige derer, die das Familienleben erforschen, zu dem Schluss gekommen sind, dass »Liebe« einfach die Art und Weise bezeichnet, wie mächtigere Familienmitglieder andere Mitglieder kontrollieren. Liebe, so Ronald Laing, ist oft ein Deckmantel für Gewalt.

— Rollo May, Love and Will

Vorschnelle Vergebung bringt das innere Kind zum Schweigen, so wie biologische Eltern das wirkliche Kind zum Schweigen bringen. Viele von uns verbieten ihrem inneren Kind und damit auch sich selbst weiterhin ihre grundlegendsten Rechte und Bedürfnisse. Wir beschämen und hassen unser inneres Kind regelmäßig, wenn es sich beschwert, fühlt, Empfindungen zeigt oder mehr als das Nötigste braucht. Vorschnelle Vergebung hält die anhaltende Retraumatisierung und das Gefühl der Verlassenheit unseres inneren Kindes aufrecht.

In der »Bill of Rights« werden in Bezug auf die Selbstentfaltung Rechte benannt (Anhang B), die Kindern üblicherweise verweigert werden und die ausschließlich den Eltern zustehen. Ein Großteil unserer Kindheitstraumata geschah, als wir für unsere instinktiven Versuche, diese Rechte auszuüben, bestraft wurden. Viele leiden immer noch unnötigerweise darunter, dass sie auf solche Grundrechte wie das Recht, Nein zu sagen, das Recht, mit Respekt behandelt zu werden, und das Recht auf eigene Gefühle, Meinungen und Vorlieben verzichten. Unsere Gesundheit und unser zukünftiges Gedeihen hängen davon ab, dass wir diese Rechte einfordern und ausüben.

Erwachsene Kinder können die »Bill of Rights« als Ziele und Leitlinien für ihre Genesungsbemühungen nutzen. Um dabei erfolgreich zu sein, müssen wir aufhören, die durch uns »verziehene« elterliche Kritik nachzuahmen, die unser gesundes Eigeninteresse drosselt, wann immer es aufkommt.

Sie könnten sich jetzt einen Moment Zeit nehmen, um zu überlegen, ob Sie sich immer noch mit der auswendig gelernten elterlichen Zensur in Schach halten. Haben Sie in letzter Zeit eines der folgenden Verbote in Ihrem Kopf widerhallen hören? »Wie kannst du es wagen, mir zu widersprechen?« »Sei nicht so egoistisch!« »Hör auf, dich selbst zu bemitleiden – du bist so emotional!« »Wen interessiert es, was du willst. Es gibt noch andere Leute außer dir, weißt du?« »Sei einfach mal froh für das, was du hast – denk zur Abwechslung mal an andere!« »Hör auf ständig zu plappern – warum glaubst du, dass es jemanden interessiert, was du zu sagen hast?«

Wenn Sie bei einem dieser Sätze zusammenzucken oder sich verkrampfen, könnten Sie sich als gesunde Reaktion darüber entrüsten, dass man auf diese Weise gegen Sie vorgegangen ist. Sie könnten die Energie Ihres gerechten Zornes nutzen, um Ihre Bemühungen um die grundlegenden Menschenrechte, die durch diese Aussagen auf unfaire Weise verletzt werden, zu stärken.

Vorschnelle Vergebung basiert nicht immer nur auf Verleugnung, Angst oder Schuldgefühlen. Diese falsche Form der Vergebung kann auch durch den normalen Wunsch motiviert sein, über die Verletzung hinwegzukommen und eine liebevolle Beziehung zur Familie zu haben. Auch als Erwachsene haben wir immer noch zum großen Teil das Bedürfnis des Kindes, geliebt zu sein. Die Entscheidung zur Vergebung kann daher dem Wunsch entspringen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, um sich bei den Eltern wohlfühlen zu können. Wir können uns nur allzu leicht auf eine falsche Vergebung berufen, weil die meisten von uns gut darin geübt sind, ihre nicht verheilten Wunden aus der Kindheit zu ignorieren, um die Illusion einer liebenden Familie aufrechtzuerhalten.

Leider führt uns die vorschnelle Vergebung zu einer Beziehung mit unseren Eltern, die kaum weniger echte Wärme und Intimität haben könnte. Solange wir nicht die ungelöste Angst und den Schmerz, den unsere Eltern uns zugefügt haben, verarbeitet haben, werden wir uns in ihrer Nähe immer unbehaglich fühlen und sie auf emotionaler Distanz halten. Das ist häufig der Fall, selbst wenn sie ihre missbräuchliche Art abgelegt haben.

Das Tao der Gefühle

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