Читать книгу Yes, das Leben ist genug ... - Peter Eichner - Страница 23
Und wenn du denkst es geht nicht mehr …
ОглавлениеVier Tage vor dem Weihnachtsfest des Jahres 1972 fand bei BULOVA Deutschland die Weihnachtsfeier statt. Peter fühlte sich ziemlich ausgepowert, da er in den letzten drei Monaten wie ein Verrückter gearbeitet hatte. Er wollte einfach auch im nächsten Jahr wieder Rennen fahren und dazu brauchte er dringend Geld. Also gab es nur eines: Arbeiten – ohne Ende und mit Vollgas.
Als jüngster Reisender für einen Markenartikler war Peter inzwischen in der Branche recht bekannt geworden. Das half ihm enorm. Nachdem dann auch noch „Markt Intern“, eine Fachzeitschrift für den Deutschen Juwelier, über ihn berichtete, wurden ihm die Türen noch schneller geöffnet!
Am 2o. Dezember saßen nun Rudolph Charles Richter, seine Kaderleute und natürlich alle anderen Mitarbeiter bei einem vorweihnachtlichen Abendessen zusammen. Wie jedes Jahr wurden in diesem Zusammenhang herausragende Leistungen der Belegschaft gewürdigt. Den Meisten ging es jedoch nicht nur um die Ehrung, sondern – was viel wichtiger war – um einen Umschlag, der eine Prämie enthielt. Dazu gab es meist auch noch eine besondere Armbanduhr als Geschenk.
Peter hatte es geschafft, an diesem Abend direkt neben Penny zu sitzen. Das war ihm wirklich wichtig. Er musste nur aufpassen, dass er sie nicht den ganzen Abend anschmachtete… Aber sie sah einfach wieder umwerfend süß aus mit ihren roten Locken, dem hautengen, superkurzen, schwarzen Cocktailkleid und natürlich – mit High Heels! Kurz und gut, einfach sowas von sexy! London calling…
Während die Ehrung der Kollegen im vollen Gang war, ging Peter dazu über Penny zu „ehren“. Der gute Badische Rotwein hatte seine Zunge gelockert und so versuchte er permanent, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Das Ganze natürlich gespickt mit viel Charme und massenhaft Komplimenten. Frauen galten ja dafür als besonders empfänglich. Heute musste es einfach passieren! Seine männlichen Kollegen am Tisch bemerkten schon allmählich, was da vor ging und zeigten sich etwas genervt über diese „penetranten Anbaggerungsversuche“ des jungen Mannes. Auf der anderen Seite stellte dieser jedoch keine echte Bedrohung dar. Schließlich war er ja noch viel zu jung. Viel zu jung – im Gegensatz zu diesen erfahrenen Männern!
„Kommen wir nun zur letzten Ehrung!“ Peter hörte ausnahmsweise mal wieder zu. „Seit April dieses Jahres haben wir einen neuen Kollegen im Team. Obwohl er erst einundzwanzig Jahre jung ist, leistet er hervorragende Arbeit. Unsere Sales Force hat neun Mitglieder. Der junge Mann, um den es hier geht, hat den drittbesten Umsatz gemacht – und das in nur drei Quartalen! Darüber freue ich mich ganz persönlich und bitte nun um einen entsprechenden Applaus für unseren Peter Eichner!“
Penny klatschte begeistert in die Hände: “Los, auf geht’s! Und denk‘ dran – immer schön cool bleiben!“ Über beide Ohren grinsend, ging Peter nach vorne, wo ihn der große RCR herzlich an seine Brust drückte: „Well done, Peter, good job!“
Mit einer noblen Accutron Uhr mit Bicolorarmband sowie einem ziemlich dicken Umschlag eilte er zum Tisch zurück. Seine Neugier war kaum zu bremsen. Bevor er sich überhaupt setzte, entschuldigte er sich kurz und verschwand auf die Toilette. Mit schweißnassen Händen riss er den Umschlag auf: 3.000 DM! Ihm wurde schwindlig vor Freude. O.k. – immer schön cool bleiben, dachte er und riss sich zusammen. Als Penny ihn zurückkommen sah, sprang sie auf, lief auf ihn zu und drückte ihm – unter dem Gejohle der Kollegen – einen dicken Kuss auf den Mund. Er wusste gar nicht wie ihm geschah. Es war einfach geil! Einen „Gefühlsausbruch“ dieser Art, konnte keiner seiner männlichen Kollegen bisher für sich verbuchen. Viel zu jung? Möglicherweise doch nicht!
Kurz nach Mitternacht hatte er Penny dann endlich überredet, mit ihm noch ins PIKA zu gehen. Das war eine kleine, intime Disco, in der zwar auch getanzt wurde, man sich aber hauptsächlich an der Bar aufhielt, um „gute“ Gespräche zu führen. „Einen Whisky Sour und einen Gin Tonic, bitte – mit viel Eis“, bestellte er.
Penny schaute ihn verwundert an: “Da bin ich jetzt aber überrascht! Woher weißt du?“ „Na ja, ich habe wahrscheinlich schon öfter mal gesehen, dass das dein Drink ist. Ich nehme an, ein Gruß an die Heimat!?“
Nach dem zweiten Whisky Sour und dem zweiten Gin Tonic – es war fast schon halb Zwei – bemerkte er, dass sie ihre schönen, großen Augen nicht mehr so ganz unter Kontrolle hatte. „Penny, ich glaube, ich bring dich jetzt nach Hause!“ „Good idea, my friend!“
Sie fuhr sich – sehr erotisch – mit der Zunge über die Lippen. Vom Lokal bis zur Wohnung von Miss Penelope waren es keine dreihundert Meter. „Ich wohne in der…“ Peter unterbrach sie: „Ich weiß, wo du wohnst, Penny!“ Wieso weißt du das?“, nuschelte sie. „Dass das in unserer Firma jeder, aber auch jeder Mann weiß, kannst du mir aber glauben!“
Vor ihrer Haustür angelangt, nahm sie seine Hand und sagte: “Komm, es gibt noch einen Kaffee!“ Sie hatte ein schönes Appartement – etwas crazy vielleicht – aber es roch gut! Es duftete nach Penny. Als er sie in seine Arme nahm und begann, sie leidenschaftlich zu küssen, machte sie bereitwillig mit. Ihre Zungen spielten miteinander. Irgendwann landeten sie in ihrem Queen Size Bett – und die Sache nahm ihren Lauf. Peter war im 7. Himmel! Erst als der Morgen schon graute, schliefen beide ein.
Gegen 11:00 Uhr drang frischer Kaffeeduft in seine Nase. Peter schlug die Augen auf und erblickte erfreut seine Miss Penny, die immer noch nichts an hatte. „Eloise“ klang aus dem Radio. „Peter, versprich mir, dass du in unserer Firma niemandem erzählst, dass wir heute Nacht miteinander geschlafen haben. Wenn du das nicht für dich behältst, kannst du davon ausgehen, im schlimmsten Fall sogar gefeuert zu werden. Bist du dir darüber im Klaren?“ „Ja, klar, ist doch kein Thema“, besänftigte er sie sofort. Natürlich wusste er, dass sie maßlos übertrieb und diese „Rücksicht“ ganz andere Gründe hatte.
„Und jetzt, mein Lieber, musst du gehen – o.k.?“ „Kann ich schnell noch duschen?“ „Ja natürlich, Junior!“ Als er aus dem Bad kam, brannte ihm doch noch eine Frage auf der Seele: „Bin ich eigentlich zu jung für dich?“ „Gerade richtig, Pit. Aber nun sei mir nicht böse, denn ich fliege heute um 16:00 Uhr von Stuttgart nach London und muss noch packen.“ „Merry Christmas, my puppet und Happy Landing.” „Happy Xmas, my love! Ich freue mich schon auf den 7. Januar und vergiss nicht – immer schön cool bleiben!“
Als er auf dem Bürgersteig stand und zum ersten Stock hinauf blickte, winkte sie ihm – von einer Gardine umhüllt – nach. W O W!!! – nun konnte Weihnachten kommen!