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Es ist ein Junge

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Im Frühjahr präsentierten sie erstmals die „Middle-East-Collection“ anlässlich der größten Uhrenmesse der Welt in Basel.

In den vorausgegangenen vier Monaten hatten sie dafür buchstäblich fast rund um die Uhr gearbeitet. Es entstand eine Kollektion, die es bis dahin so noch nicht gab. Araber und Europäer unterscheiden sich in ihrem Geschmack und Stilempfinden total. Das galt es zu berücksichtigen. Der Europäer ist nüchtern, stringent und liebt die Sachlichkeit. Im Gegensatz zum Araber, der für seine Liebste(n) das Verspielte, Juwelenhafte sucht. Bei den Modellen, die sie kreierten, handelte es sich im Prinzip um „Harry Winston – Juwelenuhren“ oder aber um solche mit dem typischen, damenhaften „Bvlgari-Jewellery Design“.

Da sie ihrer Phantasie bei der Kreation freien Lauf ließen, kam letztlich ein Mix aus Deutscher und Schweizer Technik heraus. In enger Zusammenarbeit mit dem weltweit besten Hersteller von synthetischen Juwelen – der Firma Swarovski in Österreich – wurde dann eine „Fashion-Jewellery Line“ geboren. Die Firma hatte ein Verfahren entwickelt sogenannte Zirkonia Steine herzustellen, die kaum noch von echten Brillanten zu unterscheiden waren. Entsprechend eingefärbt entstanden daraus Rubine, Saphire, Smaragde oder Onyx. Nach Fertigstellung gab das Entwicklungsteam dem „Baby“ den Namen „Private Collection“.

Nach zehn Tagen konnte die junge, erst kürzlich gegründete Uhrenfabrik einen Auftragsbestand von über drei Millionen DM verzeichnen. Die „Söhne der Wüste“ überboten sich geradezu mit Ihren Versprechungen. Jeder war darauf bedacht die Exklusivität in seinem Land zu haben. „Sole Agency“ hieß das Zauberwort. Jedes Land strebte den Alleinvertrieb an.

Dass sich Europäer und Araber auch in Sachen Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit gravierend unterscheiden, sollte sich später noch zeigen…

Am 9. Mai, einem Freitag, verließ Peter bereits mittags die Firma. Es gab nämlich etwas, was an Wichtigkeit alles übertraf: Jede Stunde, jede Minute war damit zu rechnen, dass Renate ihren Sohn gebar.

Als er zuhause eintraf, war die werdende Mutter schon in höchster Aufregung: “Peter, wir müssen sofort ins Krankenhaus! Der Professor hat entschieden, dass ich heute Nachmittag noch aufgenommen werde und spätestens morgen die Geburt eingeleitet wird.“ „O.k.! Die Tasche ist ja schon lange gepackt – also los geht’s!“

„Los ging`s“ allerdings erst am Samstagmorgen. Bei der Visite meinte der Professor zu Renate: “Liebe Frau Eichner, ich denke, dass es ihnen recht ist, wenn wir den neuen Erdenbürger auf die schonendste Art und Weise auf die Welt bringen – per Kaiserschnitt! Das hat auch Vorteile für sie beide!“ Dabei zwinkerte er Peter zu!

„Und sie, Peter, bleiben einfach draußen im Warteraum. Das Ganze dürfte innerhalb der nächsten zwei Stunden erledigt sein. “Während Peter seine Renate noch einmal innig küsste, fragte er sie, die immer noch zufrieden lächelnd und absolut aufgeräumt da lag: „Sag mal, bist du denn gar nicht nervös?“ „Überhaupt nicht! - Aber sag du mal, warum schwitzt du denn so, mein Schatz?“

Das berühmte flaue Gefühl in seiner Magengegend trieb ihm den Schweiß auf die Stirn und machte sich mehr und mehr breit.

10. Mai 1980, 11:30 Uhr. Blauer Himmel, Sonne pur. Ein Tag, an dem Helden geboren werden. Die Tür zum Kreißsaal öffnete sich und eine Schwester winkte Peter heran. „Kommen sie, Herr Eichner, sie haben einen Sohn bekommen!“

Ein Erdenbürger mehr auf diesem Planeten! Mark Philipp Eichner war geboren. Peter fühlte sich als glücklichster Mann der Welt. Der Professor legte ihm sofort seinen stattlichen, bildhübschen Jungen in die Arme. „59 cm groß, 4,5 kg schwer“, kommentierte er. Viel zu schnell musste er ihn – nach seinem Gefühl – wieder hergeben. Dann ging er zu seiner Liebsten und hielt ihre Hände bis sie aus der Narkose erwacht war. Inzwischen hatte eine Schwester ihren kleinen Sohn in einem Bettchen hereingerollt. Er schlief friedlich.

„Schatz ist er gesund? Ist alles dran? Wie sieht er aus?“ Peter nahm den Kleinen vorsichtig heraus und legte ihr Mark Philipp in die Arme. Tränen liefen über ihre Wangen. Auch Peter musste ein kleines Freudentränchen verdrücken. „Schau mal die roten Bäckchen – oh, wie süß!“ Renate war hin und weg! „Renate, mein Liebling, vielen Dank dafür, dass du uns einen solchen Schatz geschenkt hast. Ich bin so glücklich! Und du warst so tapfer! Ich bin so stolz auf dich!!“

Nachdem auch Peters Eltern, die sich nach seinem freudigen Anruf umgehend auf den Weg gemacht hatten, den lang ersehnten Enkel begutachtet hatten, verließ er mit ihnen gemeinsam das Krankenhaus.

Für den Abend hatte Peter sich seine liebsten Freunde eingeladen, um das Ereignis gebührend zu begießen. Der Champagner floss in Strömen.

Yes, das Leben ist genug ...

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