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Die Reise nach Jerusalem

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Doch eines hatte die Königin von Saba nicht erreicht: Eine erfüllte Liebesbeziehung! Auf dem Gipfel ihrer Macht weinte Makeda deshalb oft im Geheimen wie ein kleines Mädchen, dass auf einem Berg von Gold sitzt und am Verhungern ist. Verzweifelt suchte sie nach Lösungen, den öffentlich vor Jahwe geleisteten Schwur der Jungfräulichkeit aufzuheben. Die Priester behaupteten, dass Unglück über das Volk käme, wenn die Königin den Eid brechen würde. Der Hofastrologe kündete ihr eines Tages an, dass ein weiser und mächtiger Mann aus dem Norden bei ihrem Liebesproblem helfen würde. Damit konnte nur König Salomo im fernen Jerusalem gemeint sein, der Erbauer des jüdischen Tempels und der Hüter der Bundeslade, der für seine Weisheit berühmt war. Diesen Mann wollte Makeda nun unbedingt kennenlernen und seine Weisheit auf die Probe stellen. Sie schickte ihm großzügige Geschenke und ein Bilderrätsel, das Salomo – seinerseits neugierig geworden auf die schöne, reiche und mächtige Königin – zu ihrer größten Zufriedenheit mit einem meisterhaften Gedicht zu beantworten wusste, das auch eine Einladung nach Jerusalem enthielt.

Die Reise nach Jerusalem – achtzehn Jahre waren seit der Krönung verstrichen – begründete die Königin von Saba offiziell so: Sie sei es der Religion ihrer Vorfahren und des Volkes von Simen und Saba schuldig, diesen Glauben in seiner ganzen Tiefe zu ergründen. Dazu bedürfe sie der Hilfe Salomos, des Hüters der Bundeslade, der sie selbst erleuchten und später jüdische Schriftgelehrte schicken sollte, um die hiesigen Priester zu belehren. Insgeheim hoffte Makeda natürlich auch auf eine Lösung ihres Liebesproblems, auf die Entbindung vom Schwur ihrer Jungfräulichkeit.

Begleitet von Handelsschiffen und Kriegsschiffen fuhr Makeda mit ihrem Schiff über das Rote Meer nach Ezjon Geber, dem heutigen Eilat. Von hier aus setzte sich eine riesige Karawane in Richtung Jerusalem in Bewegung. Die Königin saß in einer Sänfte aus Gold und Silber auf einem weißen Elefanten unter einem Baldachin aus roter Seide. Flöten, Lauten, Trompeten, Trommeln und Pauken sorgten für gebührende Aufmerksamkeit des staunenden jüdischen Volkes. Die Schönheit und Pracht der Königin verschlug selbst dem redegewandten König Salomo die Sprache, als er die Königin in seinem Thronsaal begrüßte. 120 Goldtalente, 120 Elefantenstoßzähne, 120 Beutel Edelsteine, 120 Beutel Perlen, 120 Beutel mit Aromen, 120 reinblütige Araberhengste, 120 Kamele und 120 Maulesel konnte Salomo als Geschenk entgegennehmen. Außerdem hatte die Königin 160 Lämmer mitgebracht, die im Tempel als Opfer geschlachtet werden sollten.

Selbst die Priester waren wider Willen beeindruckt. Sie misstrauten aber der ausländischen Herrscherin, deren Macht, Reichtum und Intelligenz beunruhigend war, und sie warnten König Salomo vor Sorglosigkeit. Dessen Zorn war grenzenlos: Diese Kleingeister wagten es, der Frau seiner Träume niedrige Motive zu unterstellen! Salomo hatte zwar viele Frauen – er heiratete lieber ausländische Prinzessinnen, als dass er Kriege führte –, aber keine war dabei, die er wirklich aus ganzem Herzen liebte. Hatte Jahwe ihm vielleicht jetzt die wahre Gemahlin in Gestalt der schönen, reichen und mächtigen Königin von Saba gesandt, die noch dazu genau wie er selbst an Jahwe glaubte und nicht fremde Götter verehrte, und die außerdem auch von makelloser jüdischer Abstammung war?

Mythen und Religionen in neuem Licht

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