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Äthiopien und die Bundeslade

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In Äthiopien gab es dagegen bis 1974, als Kaiser Haile Selassie gestürzt wurde, offenbar zahlreiche Könige, die Nachfahren Meneliks waren, und die selbst noch nach 3.000 Jahren vom Glanz und Ruhm der Königin von Saba und des Königs Salomo zehrten. Zwar kann man den Anspruch Äthiopiens, das „Neue Israel“ darzustellen, nicht unbedingt akzeptieren, doch es sieht tatsächlich ganz so aus, als ob die Bundeslade im 10. Jahrhundert v. Chr. eine sichere Zufluchtsstätte in dem damals jüdischen Äthiopien gefunden hatte. Denn in Jerusalem wäre sie nach Salomos Zeiten äußerst gefährdet gewesen.

Zuerst wurde die Lade in Aksum aufbewahrt, dann soll sie sich über 800 Jahre lang auf der Insel Tana Kerkos im Tana-See befunden haben. Als Äthiopien im 4. Jahrhundert unter König Ezana christlich wurde, brachte man die Bundeslade nach Aksum zurück und erbaute für sie die Kirche „Maria von Zion“. Die Bundeslade wurde nun fundamentaler Bestandteil der äthiopisch-christlichen Kirche: So wie Maria den Gottessohn Jesus im Leib getragen hatte, so war auch die Bundeslade Behältnis der „göttlichen“ Gesetzestafeln.

1965 hat Kaiser Haile Selassie für die Bundeslade neben der inzwischen erneuerten Kirche „Maria von Zion“ eine besondere Kapelle bauen lassen, die noch größere Sicherheit bietet. Leider kann man aber den Anspruch Äthiopiens, im Besitz der Bundeslade zu sein, nicht vor Ort in Aksum überprüfen, da sie als der heiligste Gegenstand der äthiopisch-christlichen Kirche gilt. Nur ein einziger Wächter hat in dem von Priestern streng überwachten Areal Zugang zu ihr. Überall sonst im Lande befinden sich angeblich Abbilder der Gesetzestafeln, sogenannte Tabots, im Allerheiligsten der Kirchen. Sie werden bei Prozessionen von Priestern in Brokattücher gehüllt feierlich auf dem Kopf getragen.

Die äthiopisch-christliche Kultur ist also bis heute zutiefst von der Erinnerung an die Bundeslade durchdrungen. Und das ist neben den äthiopischen Überlieferungen ein sehr starkes Argument dafür, dass die Bundeslade tatsächlich einst nach Äthiopien zur Königin von Saba gelangt ist. Die Königin wurde auch von Jesus als Vorbild hingestellt für alle diejenigen, die nach Weisheit und Wahrheit suchen. Nach den Evangelien von Matthäus und Lukas erinnerte Jesus selbst an die Begegnung Salomos mit der Königin von Saba. Er warnte die Juden bzw. die Menschen, zur Zeit des Jüngsten Gerichts werde die Königin des Südens gegen sie Zeugnis ablegen. Denn sie sei von weither gekommen, um die Weisheit Salomos zu hören, aber nun, da eine größere Weisheit unter ihnen erschienen sei, hätten sie sich abgewandt.

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