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WELTSTADT UND WIRTSCHAFTSKAPITALE MIT BÜRGERSINN
ОглавлениеIm Blick zurück kann sich die Musikstadt Köln gut und gerne mit anderen Großstädten Europas messen. Ausgenommen Wien, London und Paris, deren Einmaligkeit und Tradition kaum zu übertreffen ist. In der Förderung und Pflege der Neuen Musik jedoch vermag Köln ihnen den exorbitanten Rang mühelos streitig zu machen. Denn stets hat die Domstadt mit der Doppelstrategie von Bewahren und Fortschreiten eine offene Atmosphäre für unterschiedliche kulturelle Begegnungen geschaffen, die insbesondere für den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg ideale Voraussetzungen bot. Köln wurde zur echten Attraktion, weil die Musik aller Epochen und Stilrichtungen hier ihren Niederschlag finden konnte: Gregorianik – Stockhausen, Beethoven – Elektronische Musik, Musica Antiqua – bap, Palestrina – Kagel. Kontrastreiches in Mengen, das sich konstruktiv entfaltete und nebeneinander in kreativem Austausch stand.
Köln war niemals Fürstenstadt, weshalb immer wieder der liberale Bürgersinn ins Feld geführt wird, wenn zur Diskussion steht, wer jener dynamischen kulturellen Entwicklung so zielstrebig und zukunftsorientiert den überaus ertragreichen Boden bereitet hat. Weder Adel noch Klerus haben es in Köln jemals vermocht, die kulturellen Geschicke an sich zu reißen. Die Verdienste um deren Existenz und Entfaltung gebühren allein den Bewohnern selbst, den Handwerkern, Geschäftsleuten und reichen Familien, auf deren Initiativen die Vielfalt und Reichhaltigkeit der Kölner Kulturszene in der Vergangenheit begründet wurde. Seit dem Mittelalter haben Stifter und Mäzene diese Pionierarbeit mit Ideen und Geld begleitet. Die Vielfalt ihrer Errungenschaften liefert noch heute, allein in der Pracht der Romanischen Kirchen, sichtbare Beweise ihrer Großzügigkeit.
In der Ausgestaltung ist der zeitliche Verlauf kürzer bemessen. Streng genommen beginnt er erst mit dem Aufkommen des bürgerlichen Konzertlebens im 19. Jahrhundert, nachdrücklich unterstützt von einer mit viel Geschick betriebenen Personalpolitik. Den entscheidenden Schritt zur Musikmetropole vollzog die Stadt erst eine Weile später, als das ganze Land wie ein Phoenix aus der Asche neu erstand. Seither genießt sie auf musikalischem Terrain, darüber hinaus als besonderer Anziehungspunkt für Bildende Kunst und Medien, außerordentlich hohe Meriten. Allein aus der Vielzahl an Interpreten und Komponisten aus Ost und West, die in der letzten Jahrhunderthälfte nach Köln zogen, könnte man ablesen, wie erstaunlich sich dieser Wandel zugunsten Kölns vollzogen hat.
Über Kirchen und profane Räume hinaus wurden zahlreiche Spielstätten für den Konzertbetrieb hinzugewonnen, vor allem Künstlern in der Freien Szene ein Forum für Auftritte eigener Art geschaffen. Die Unternehmen der Musikbranche kommen da keineswegs zu kurz. Sie konnten sich lange Zeit reklametüchtig in Superlativen feiern, was nicht einmal verwundert; denn die Firmen und Selbständigen einschließlich der Phonoindustrie erreichten laut eines Kulturwirtschaftsberichts der RheinEnergie von 2008 noch die Gesamtzahl von 1.557, was für die Großkommune recht ertragreich zu Buche schlug. Damit hat es Köln nicht nur als Kunst- und Medienmetropole, sondern auch als Musikstadt zu unbestreitbar hoher Anerkennung gebracht.
Zu den herausragenden Aktivposten zählen an erster Stelle die weltberühmte gotische Kathedrale, Symbol und Wahrzeichen schlechthin. Neben den zwölf rekonstruierten romanischen Kirchen, gibt es einen Reichtum archäologischer und kulturhistorischer Schätze, überdies den kostbaren Bestand alter und neuer Museen und nicht zu vergessen das hochkarätige kommunikative Netz öffentlich-rechtlicher und privater Rundfunk- und Fernsehanstalten sowie die höchst vitale Literatur- und Bildende-Kunst-Szene, deren mannigfache Impulse das musikalische und allgemein kulturelle Leben der 2000 Jahre alten Römerstadt von heute prägen.