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Einführung

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Deutschland ist wesentlich ein Land der Mittelgebirge, die vor Hunderten von Millionen Jahren entstanden sind und inzwischen durch Verwitterung und Abtragung ihre heutigen Formen erhalten haben. Schroffes Gelände ist nur dort zu beobachten, wo besonders harte Gesteinsbänke herauspräpariert wurden. Im Süden der Republik, in den mit Zehnermillionen Jahren jungen Alpen, lässt sich erkennen, wie die Mittelgebirge früher ausgesehen haben könnten. Der auch heute noch anhaltende Aufstieg der Alpen wird gleichzeitig von Zerstörung begleitet, von der jede Mure und jeder Felssturz kündet, über die die Medien berichten. Das war immer so und es lässt sich am augenfälligsten an den tief eingeschnittenen Tälern beobachten, welche das Gebirge zergliedern.

Deutschland ist auch ein Land geologischer Bruchstrukturen, die die Gesteinskörper durchziehen. Sie sind oft nur für den Fachmann erkennbar. In einigen Fällen, wie z.B. beim Oberrheingraben, werden sie aber auch in der Landschaft so deutlich, dass selbst der geologisch nicht Vorgebildete sofort sieht, dass hier eine trennende Naht die Erdkruste durchzieht. Sein Nord-Süd-Verlauf mit den aufsteigenden Randgebirgen bestimmt hier den Flusslauf des Rheins. Die NW-Richtung wird morphologisch besonders sichtbar am Donaurandbruch, an der Fränkischen Linie und an den Begrenzungslinien des Thüringer Waldes, aber sie bestimmt auch den Verlauf des sog. Niedersächsischen Tektogens mit dem Teutoburger Wald und dem Wiehengebirge. Ähnliche, auf den ersten Blick nicht so leicht erkennbare Strukturen haben auch die Richtungen vieler Flüsse vorgeprägt. Neben der Nord-Süd-Richtung sind vor allem Nordwest-Südost und Südwest-Nordost verlaufende tektonische Linien dafür verantwortlich; sie sind teilweise das Erbe älterer Beanspruchungen der Erdkruste, die gelegentlich in geologisch jüngerer Zeit wieder aktiviert wurden. (In den Abbildungen wird Osten immer mit „E“ abgekürzt, weil es dem französischen „Este“ und dem angelsächsischen „East“ entspricht, das E als Himmelsrichtung auch auf dem Geologenkompass).

Selbst unter dem Sand Norddeutschlands, unter der großen Tiefebene, gehen die Brüche weiter. Ihnen folgen hier aber nicht die oberflächlichen Täler, sondern das Salz tief im Untergrund, das die vorgezeichneten Brüche bei seinem Aufstieg benutzt hat und das die jüngeren Schichten nach oben aufgebogen, zerstückelt und vielfach zu Erdölfallen gemacht hat.

Das heutige Landschaftsbild und seine Oberflächenformen sind dort im Wesentlichen durch die jungquartären Eiszeiten geprägt: Moränenwälle, Seen und Schotterfelder im Alpenvorland, Sand in der Mark Brandenburg (der früher als „Streusandbüchse des Reiches“ bezeichneten Landschaft eines Fontane), Löß und Urstromtäler. Alles in allem der Beweis, dass einst das Inlandeis aus den Gletschern Skandinaviens bis Berlin und darüber hinaus nach Süden geflossen war und die exotischen Findlinge ortsfremder Gesteine mitgebracht hatte, mit denen man dann Kirchen gebaut und Straßen und Wege gepflastert hatte.

Alles aber beginnt mit einer frühen Erdkruste, die im Bayerischen Wald ein sensationell hohes Alter hat: Hier gab es schon vor fast 4 Milliarden Jahren Festland, von dem Teile in den folgenden Gebirgsbildungsereignissen immer aufs Neue umgeformt wurden.

Die wesentlich prägende Epoche war die der variskischen Gebirgsbildung, die in ganz Europa und weit darüber hinaus den Gebirgen ihren Stempel aufgedrückt hat. Ihr komplexes Muster zu entschlüsseln hat etwa 200 Jahre gedauert, und es wird erst heute, da wir das gut begründete Modell der Plattentektonik für die geologische Erklärung verfügbar haben, einigermaßen verständlich.

Die Geologie Deutschlands

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