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Siegerland

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Das Siegerland bildet das Kernstück des Rechtsrheinischen Schiefergebirges, und es ist ausschließlich aus Gesteinen des Unterdevons aufgebaut; sandige und tonige Ablagerungen erreichen hier Mächtigkeiten von 5000 m. Früher hatte man sogar von 10.000 m gesprochen, inzwischen ist aber erkannt worden, dass hier ein tektonischer Schuppenstapel vorliegt (die Schichten sind ausgesprochen fossilarm, was ihre stratigraphische Einordnung sehr erschwert hat). Heute spricht man vom Siegener Antiklinorium oder vom südlichen Teil als Siegener Schuppensattel (vgl. Abb. 5). Früher hieß das Ganze Siegerländer Block, weil es der variskischen Faltung erheblichen mechanischen Widerstand leistete. Die Rekonstruktion der geologischen Entwicklung im Rhenohercynischen Meerestrog hat gezeigt, dass hier bis zum Ende des Unterdevons Absenkung vorherrschte, die durch die sandigen Schüttungen kompensiert worden war. Vom Mitteldevon an war der Bereich Hochgebiet, der nun seinerseits Sedimente in die angrenzenden Becken lieferte.

Das Siegener Antiklinorium ist durch eine weit reichende große Aufschiebung in zwei Sattelstrukturen getrennt, die jeweils noch einmal in sich stark gestört sind.

Nördlich dieser Siegener Hauptaufschiebung, die sich linksrheinisch vom Osteifeler Hauptsattel bis ins rechtsrheinische Rothaargebirge verfolgen lässt, liegen Teilbereiche, die mit eigenen Namen versehen sind (Sattel von Hönningen-Seifen, Morsbach-Müsener Schollensattel, vgl. Abb. 5).

Allen gemeinsam ist ein Aufbau aus Schichten des Siegeniums (eine auch international verwendete Stufenbezeichnung für das mittlere Unterdevon, die im Siegerland ihre Typuslokalität hat), gelegentlich auch noch des Gedinniums.

Südlich der Aufschiebung liegt der Siegener Schuppensattel, in dem weitere Aufschiebungen die Gesteine des Siegeniums in Teileinheiten getrennt haben, die dem Südwest-Nordost gerichteten variskischen Streichen folgen.

Die meist sandigen, eintönigen Gesteinsfolgen des Unterdevons boten keine guten Voraussetzungen für Bodenbildung und Landwirtschaft. Der Reichtum des Siegerlandes lag unter Tage, wo vermutlich seit 2000 Jahren Eisenerze abgebaut wurden (Gerhard Solle, einer meiner akademischen Lehrer, sprach einmal von der „Waffenschmiede Karls des Großen“).

Die abbauwürdigen Erze kommen überwiegend in Form von Spateisenstein (Siderit) vor, der auf Gangspalten aus hydrothermalen Wässern ausgefällt wurde. Daneben sind auch Buntmetallsulfide (Kupferkies, Bleiglanz, Zinkblende etc.) entwickelt. Entscheidender Vorteil der Eisen-Lagerstätten war der hohe Mangananteil dieser Erze, aus dem sich besonders guter Stahl erschmelzen ließ. Die Entstehung der Gänge wurde vielfach kontrovers diskutiert, bis man mit modernen geochemischen Verfahren herausgefunden hatte, dass sie bereits vor der variskischen Faltung entstanden sein mussten und dass sich die Erzgehalte problemlos durch eine Umverteilung der Metalle aus den Nebengesteinen der Gänge erklären lassen.

Das Siegener Antiklinorium taucht mit seinen Faltenachsen in nordöstlicher Richtung ein, sodass sukzessive immer jüngere Schichten an der Oberfläche beobachtet werden können: Mitteldevon im Nordwesten der Dillmulde und schließlich das Unterkarbon in der Wittgensteiner Mulde. An den Gesteinen des Mitteldevons lässt sich ein allmählicher Übergang von der sandig dominierten „rheinischen“ Fazies zu den tonigen Ablagerungen des offenen Meeres der „böhmisch-hercynischen“ Fazies beobachten. Das Mitteldevon des Nordwestrandes der Dillmulde ist an einer weiteren bedeutenden Überschiebung, der Sackpfeifen-Überschiebung, auf das Unterkarbon der Wittgensteiner Mulde aufgeschoben (vgl. Abb. 5). In der Wittgensteiner Mulde haben die tonigen Gesteine die gute Faltbarkeit begünstigt; hier herrschen enge Falten mit Nordwest-Vergenz vor. Der Kamm der 673 m hohen, namengebenden Sackpfeife wird von mitteldevonischen Quarzitklippen gebildet.

Grabert 1980, Thews 1996, Besucherbergwerk „Bindweide“ in Steinebach/Sieg

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