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Gott und Mensch als Wille zum Leben und zur Liebe

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Die neue Frage, die das Leben heute an uns richtet, ist letztlich religiöser Natur. Wir können darum auf diese Frage nur eine religiöse Antwort geben. Der Geist der Religion gewinnt an der Schwelle zum Erwachsenwerden der Menschheit eine ganz neuartige und entscheidende, Kultur begründende Bedeutung. Nach christlichem Verständnis verwirklicht sich Religion in einer zweipoligen Spiritualität: Jesus hat die beiden Pole menschlicher Existenz Liebe zu Gott und Liebe zum Mitmenschen genannt. Sie waren bereits im mosaischen Gesetz enthalten, aber Jesus sah in ihnen die beiden höchsten Gebote und stellte sie in die Mitte menschlichen Lebens. Albert Schweitzer (1875-1965) hat darin die Basis christlichen Lebens und des Christentums gesehen, wobei er die Nächstenliebe auf alle Geschöpfe ausdehnt: „Jeder unbefangen denkende Mensch kann nicht anders als die Liebe nicht nur den Menschen, sondern auch der Kreatur gegenüber zu betätigen. Wir ... werden durch das in unseren Herzen und im Denken enthaltene und von Jesus ausgesprochene Gebot der Liebe gezwungen, unserem natürlichen Mitempfinden gegen die Geschöpfe freien Lauf zu lassen und ihnen ... Hilfe zu bringen und Leiden zu ersparen.“

Für Albert Schweitzer ist christliche Religion etwas denkbar Einfaches: Sie besteht darin, Gott zu erfahren als den unendlichen Willen zum Leben und zur Liebe und diesen göttlichen Willen zugleich als das innerste Wesen des Menschen zu erkennen und in allen Situationen des Lebens gegenüber den Mitmenschen und allen Geschöpfen der Natur zu verwirklichen. Was Jesus unter Religion versteht, faßt Albert Schweitzer folgendermaßen zusammen: „Er hat Religion und Menschlichkeit so zusammengeschweißt, daß es keine Religion mehr gibt, daß sie für ihn nicht existiert ohne die wahre Menschlichkeit, und daß die Aufgaben der wahren Menschlichkeit nicht gehört werden können ohne Religion.“

Dem Leben dienen

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