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Die gegenwärtige Aktualität der „Ehrfurcht vor dem Leben“

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So wird deutlich, welche Aktualität der altmodisch anmutende Begriff Albert Schweitzers von der „Ehrfurcht vor dem Leben“ gerade heute für uns hat: Ohne unser ganzes Menschsein in allen Bereichen auf die Verwirklichung dieser „Ehrfurcht vor dem Leben“ zu konzentrieren, wird es keinen wirklichen Fortschritt mehr geben können, und es wird keine Erneuerung menschlicher Kultur möglich sein, die den gegenwärtigen Abgrund einer globalen Lebenskrise zu überwinden vermag und dem Ziel der Menschheitsgeschichte einen Schritt näherkommt. Dieses Ziel wird in der Sprache religiöser Tradition „Gottesreich“ genannt. Es besteht darin, daß die Menschen untereinander und mit der ganzen Schöpfung in Frieden und Freundschaft leben.

Diese Vision des Gottesreiches gehört wohl zum Wesen des Menschen; ohne diese Vision ist der ungeheuere Aufwand an Energie wohl nicht zu erklären, den die Menschheit seit Jahrtausenden in ihre kulturelle Entwicklung investiert. Auf dieses Ziel der Menschheitsgeschichte hat Albert Schweitzer in seiner Rede bei der Entgegennahme des Friedens-Nobelpreises in Oslo im Jahr 1954 hingewiesen: „Bei einer Reihe von Völkern, die zu einer gewissen Kultur gelangt waren, ist die Idee, daß einmal ein Friedensreich kommen müsse, zur Ausbildung gelangt. In Palästina tritt sie zum ersten Mal beim Propheten Amos im 8. Jahrhundert v. Chr. auf und lebt sich dann als Hoffnung auf ein Reich Gottes in der jüdischen und christlichen Religion aus. Sie gehört der Lehre an, die die großen Denker Chinas und ihre Schüler seit dem 6. Jh. v. Chr. vertreten. ... Man hat sie als eine Utopie angesehen. Heute aber liegen die Dinge so, daß sie irgendwie zur Wirklichkeit werden muß, wenn die Menschheit nicht untergehen soll.“

Dem Leben dienen

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