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Natur und Schöpfung als „göttliches Milieu“

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Hier begegnen sich die geistigen Wege des mystischen Ethikers Albert Schweitzer und des Mystikers der Schöpfung Pierre Teilhard de Chardin: Beide sind prophetische Wegweiser in unserer Epoche eines menschheitsgeschichtlichen Wandels. Und beide sind glühende Zeugen für ein kulturschöpferisches Christentum, das die vielfältige Problematik der Welt nicht nur passiv erduldet, sondern aktiv und kreativ an praktischen Lösungen arbeitet aus dem Geist des Gottesreiches, das auf allseitige Ergänzung und Gemeinschaft allen Lebens ausgerichtet ist. Für den Jesuitenpater und Naturforscher Pierre Teilhard de Chardin (1881-1955) geht es darum, daß wir Menschen uns an die in der Evolution der Schöpfung bereits wirksame göttliche Energie anschließen und mit ihr auf eine zunehmende Einigung allen Lebens hinwirken. Seitdem der Mensch in der Evolution des Lebens auftritt, fällt ihm die Verantwortung zu für diesen Fortschritt allen Lebens zur Einheit. Die große geistige Tat des Jesuitenpaters liegt darin, daß er die Schöpfung und die Natur nicht mehr als totes oder belebtes Material oder als einen biochemischen Mechanismus sieht, wie es unsere moderne Naturwissenschaft zu tun pflegt. Er versteht sie vielmehr als ein „göttliches Milieu“ , als einen Ort der Gegenwart und des Wirkens Gottes, einen Ort der „Diaphanie“, des „Durchscheinens“ Gottes. Teilhard de Chardin legt ein glühendes Bekenntnis dafür ab, daß „die Transparenz Gottes im Universum das große Geheimnis des Christentums sei.“ Anders ausgedrückt: Der innerste lebendige Kern der Schöpfung und aller Geschöpfe, einschließlich des Menschen, ist Gott selbst. Pierre Teilhard de Chardin spricht vom „Geist der Materie“ und vom „Herzen der Materie“, er spricht von der vom Geist Gottes durchströmten Lebendigkeit der Materie und der Schöpfung. Auch für Albert Schweitzer „steht fest, daß sie (die Evolution des Lebendigen) sich unter dem Einfluß eines uns unvorstellbaren Geistigen vollzieht.“

Teilhard de Chardin sieht die gesamte Evolution durch Jahrmillionen hindurch gekennzeichnet von einem Weg zunehmender Komplexität, Verinnerlichung, Vergeistigung und Einigung, eine Dynamik, die man auch in der Entwicklung der Geistes- und Religionsgeschichte der Menschheit und selbst in ihren Krisen- und Zerfallserscheinungen erkennen kann: Lebensformen und Entscheidungen, die einer weiteren Entwicklung des Lebens nicht mehr dienen können, führen in der Menschheitsgeschichte früher oder später in eine Sackgasse und in kulturellen Zerfall.

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